Die Traditionskonditorei Klescher versorgt Eggenberg seit 1948 mit ihren Spezialitäten. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie schwer ein Kleinbetrieb in Zeiten der Teuerung zu kämpfen hat.
von Lauren Foster und Marie Hattenberger
Wenn man die Konditorei Klescher betritt, dann fällt der erste Blick auf die Tortenvitrine: Sachertorte und Mango-Topfen-Mohn-Torten warten dort auf Bestellungen der Gäste im Café. Der Duft gemahlener Kaffeebohnen liegt in der Luft. Seit 1948 bietet die Familie Klescher Spezialitäten an, deren Rezepte von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Tradition ist den Kleschers als Familienbetrieb besonders wichtig, ebenso wie den Gästen. Das weiß auch Katharina, Tochter der Chefin Andrea Klescher. Katharina ist schon seit 15 Jahren im Betrieb tätig, mittlerweile für den Service zuständig, und würde das Arbeiten im Familienunternehmen gegen nichts tauschen. Die Geschwister, Willi und Andrea Klescher, die als zweite Generation die Konditorei führen, sorgen dafür, dass das Team harmoniert. Und dass auch die Angestellten das Gefühl haben, zur Familie zu gehören. Deswegen darf auch an einem erfolgreichen Sonntag das gemeinsame rituelle Stamperl nicht fehlen, das der Chef spendiert.
Tradition wird groß geschrieben
Die Konditorei und das dazugehörige Café gibt es in der Alten Poststraße 90 schon seit 1948. Wie wenig sich an den Rezepten geändert hat, erzählt uns Katharina lachend anhand einer Geschichte über ihre Cremeschnitten, die seit bald 75 Jahren produziert werden: “Wir haben immer schon dieses gelbe Puddingpulver benutzt. Aber plötzlich hat sich der Produzent gegen den enthaltenen Farbstoff entschieden.” Die Gäste hätten das sofort bemerkt und gefragt: ”Was habt´s denn mit der Cremeschnitte gemacht?” Das hat die Familie als Bestätigung für ihre traditionsbewusste Haltung interpretiert: „Bei den alten Rezepten wird nichts rumgepfuscht, die bleiben gleich.“
Verständnisvolle und dankbare Kund:innen
Natürlich sind über die Zeit neue Rezepte hinzugekommen. Auch Mehlspeisen für Zöliakie-Patienten und Laktoseintolerante stehen am Programm. Überraschenderweise ist die Konditorei eine der wenigen in Graz, die dergleichen anbietet. „Fünf oder sechs Mehlspeisen haben wir immer in der Vitrine, auf Vorbestellung können wir alles glutenfrei oder laktosefrei zubereiten”, sagt Katharina Klescher.
Gut besucht ist die Konditorei aber nicht nur wegen ihres Angebotes, sondern auch wegen des familiären Umgangs mit Kund:innen. Weil Kundenzufriedenheit groß geschrieben wird, zögerten sie auch eine Weitergabe der Teuerungen, mit denen zur Zeit viele Branchen zu kämpfen haben, so lange wie möglich hinaus. Erst ab Jänner gäbe es keine andere Lösung, als die Preise zu erhöhen. Denn nicht nur Strom und Gas würden teurer werden, sondern auch die Rohstoffe und alles, was im Café verkauft wird. „Wir haben treue Kund:innen und wir stoßen auf viel Verständnis.“ Den Grund dafür sieht Katharina Klescher am hohen Stammkundenanteil, der wohl um die 80 Prozent ausmacht. Deswegen hofft Katharina Klescher, dass die Maßnahmen die Kund:innen nicht abschrecken werden. “Es wissen alle, wie es bei uns abläuft, wir sind ein produzierender Betrieb, wir haben einen hohen Wareneinsatz, wir müssen einfach sehr viel Material einkaufen.”