Die Stadtbibliothek Graz will künftig stärker auf Nachhaltigkeit setzen und startet im Zanklhof das Projekt „Green Library“. Dabei stehen Themen wie Zero Waste, DIY und Upcycling im Fokus.
Von Sarah Romauch und Sarah Schober
Der Raum im Obergeschoß ist lichtdurchflutet, bunt zusammengewürfelte Möbel stehen dort, kein Stück ähnelt dem anderen. An der Wand hängen Obstkisten, die als Bücherregale dienen. Eine Besucherin steht vor einem der Regale und schmökert in einem Buch mit dem Titel „Was soll der ganze Müll?“.
Grünes Lesen im Zanklhof
Seit 2022 ist hier im Zanklhof in der Kernstockgasse eine “Green Library” eingerichtet, in der jede:r mehr über Themen wie Upcycling, Umwelt und Nachhaltigkeit erfahren kann. „Nachhaltigkeit ist bei uns schon seit vielen Jahren ein großes Thema“, meint Marie Therese Stampfl, Leiterin der Stadtbibliothek Graz. Denn das Prinzip einer Bibliothek sei generell schon umweltschonend. In der Regel wird ein Buch über 50-mal ausgeliehen, bevor es dann ausgetauscht wird. Mit der “Green Library” gehen die Bibliothekar:innen – unterstützt durch das Umweltamt – nun einen Schritt weiter. Diese “Grüne Bibliothek” ist ausschließlich Büchern und Magazinen zu den Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Klimawandel gewidmet. Neben umfunktionierten Obstkisten als Regalen, wurden auch die Möbel der angrenzenden Leselounge im Sinne des Umweltschutzes ausgewählt. Gekauft wurden Einzelstücke, die durch ein Projekt der Caritas restauriert wurden.
In Zukunft sind auch weitere Maßnahmen geplant, Workshops etwa, die sich mit Upcycling, nachhaltiger Lebensweise und Zero-Waste beschäftigen. „Dabei ist es uns wichtig, dass man für jeden etwas anbietet: vom Kleinkind bis ins hohe Erwachsenenalter.“ Auch die Einrichtung eines Repair-Cafés innerhalb der Bibliothek ist im Gespräch. Um die Library noch grüner zu gestalten, wird künftig auch eine „Green Wall“ aus Moos gepflanzt.
Auf die kleinen Schritte kommt es an
„Wir haben auch viele kleine Initiativen gesetzt“, so Stampfl. Bücher, die in Plastik foliert sind, gelten als Restmüll. Um sie leichter entsorgen zu können, verzichtet der Zanklhof gänzlich darauf oder ersetzt das Plastik durch Einbände aus Maisstärke. Für die Angestellten hat sie “Challenges” formuliert, die zu einem nachhaltigen Berufsalltag führen sollen. So startete beispielsweise im Januar die erste Challenge “Plastikfreie Jause”. Jeden Monat soll dann eine weitere folgen, um Schritt für Schritt mehr Umweltbewusstsein in Routinen einzuführen. „Wir haben sehr viele junge Mitarbeiter:innen, die sich für das Thema begeistern“, sagt Stampfl.
Unter ihnen ist auch Miriam Freundl, eine der engagierten Bibliothekarinnen vor Ort, für die Klimaschutz nicht schnell genug gehen kann. „Ich finde, man sollte viel mehr dafür tun und Leute darauf aufmerksam machen. Die Menschen leben im Überfluss und achten gar nicht mehr auf die Umwelt.“ Die junge Studentin setzt privat darauf, viel mit dem Rad zu fahren, auf Plastikverpackungen zu verzichten und Lebensmittel vom Bauernmarkt zu kaufen. Über die aktuellen Protestaktionen der „Letzten Generation“ wundert sie sich nicht: „Natürlich sind die momentanen Maßnahmen drastisch. Aber andererseits hören die Leute sonst gar nicht mehr richtig hin, hab ich das Gefühl.“ Trotzdem findet sie, dass mit Projekten wie der “Green Library” im Alltag mehr zu erreichen ist, vielleicht sogar ein Umdenken.
„DINGEBORG“ – Sharing is Caring
Die „Green Library“ ist nicht das erste Projekt, das die Stadtbibliothek im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsengagements umsetzt. Schon 2020 eröffnete in der Vorbeckgasse das „DINGEBORG“ – die Bibliothek der Gegenstände. Über 100 Leihartikel können dort ausgeborgt und für zwei Wochen verwendet werden. „Die Idee dahinter ist der Sharing-Gedanke. Viele Dinge werden nur einmal oder nicht so oft benötigt. ‚DINGEBORG‘ bietet die Möglichkeit, Ressourcen zu schonen und ebenso Geld und Platz zu sparen“, sagt Projektleiterin Elisabeth Hamann. Die Beschaffung der Artikel erledigt das “DINGEBORG” selbst, auch Spenden sind willkommen. Für die Besucher:innen stehen die Musikinstrumente, Multi-Media-Geräte oder Werkzeuge zum Ausborgen in Schließfächern bereit. Das nehmen sie auch gerne an: Über 800 Ausleihungen fanden 2022 statt. „Besonders beliebt sind die Tonie-Boxen für Kinder. Insgesamt wurden sie 163-mal ausgeborgt.“
Eine Stadt wird grün
Elisabeth Hamann sieht in diesen Projekten großes Potenzial, gerade auch hinsichtlich der Klimaziele, die sich die Stadt gesetzt hat. „Es ist eine Chance für die Bewohner:innen, endlich umzudenken. In kleinen Schritten kommt man ans Ziel.“ Mit dem Pilotprojekt der ‚Green Library‘ werde der Zanklhof zur Vorzeigebibliothek in Bezug auf Nachhaltigkeit, sagt die Leiterin Marie Therese Stampfl. „Im Sinne der nächsten Generation ist es unsere Pflicht, unser Bestes zu geben.“
Titelbild: Bibliotheksleiterin Marie Therese Stampfl zeigt die neue “Green Library” – Foto: Sarah Romauch