In den vergangenen zwei Jahren hat die Stadt Graz mit dem „Klima-Euro“ klimarelevante Projekte in den Bezirken unterstützt. Was hat das gebracht?
Um die Stadt Graz attraktiver und nachhaltiger zu gestalten, gibt es immer wieder Bezirksprojekte. Diese fokussieren sich auf Sport, Soziales oder auch darauf, wie die Stadt ein wenig klimafitter gestaltet werden kann. Um Letzteres umzusetzen, gab es bis 2022 kleine Bezirksbudgets, den Klima-Euro, der für nachhaltige Projekte abrufbar war.
Vor wenigen Wochen wurden die Ergebnisse dieses Sonderprojektes in den Gemeinderatsausschüssen für Klimaschutz, Umwelt und Energie sowie für Verkehr, Stadt- und Grünraumplanung präsentiert. Wir haben uns angesehen, wie der Klima-Euro im Annenviertel und in Eggenberg genutzt wurde.
Klima-Euro
Ende 2020 wurde der Klima-Euro der Stadt Graz im Gemeinderat beschlossen. Er sollte zur Förderung von klimarelevanten Projekten in den 17 Grazer Bezirken dienen. Jedem Bezirk stand seither ein Festbetrag von 10.000€ zur Verfügung. Dazu kamen 50 Cent pro Einwohner:in mit Hauptwohnsitz im jeweiligen Bezirk. Für die ganze Stadt ergab dies folglich einen Betrag von 326.000€. Geplant war es, dieses Budget 2021 und 2022 voll auszuschöpfen und damit eine Art Schneeballeffekt zu bewirken. Seither wollte man durch die Unterstützung kleiner Unternehmungen in Summe einen großen Schritt in Richtung Klimafreundlichkeit machen.
Lend
Auch im Annenviertel gab es einige Klima-Euro-Projekte. In Lend erhielt von den insgesamt 15.250€ der Verein Annenviertel mit 7000€ einen Großteil der Förderungen. Der Verein nutzte ihn für Projekte wie die Reihe „Annengrün“. In Workshops teilten die Teilnehmer:innen Wissen aus, wie man das Annenviertel grüner gestalten kann. Auch das StadtLABOR erhielt einen Teil des Budgets. In Kooperation mit den Stadtteilzentren Eggen.Lend und vor.Ort soll der fachliche Austausch gestärkt und ein Repair-Café eröffnet werden.
Gries
Dem Bezirk Gries standen in Summe 22.750€ zur Verfügung, wie Bezirksvorsteher Michael Rothe (KPÖ) verrät. Neben der Begrünung von Verkehrsinseln und der Bereitstellung von Insektenhotels wurde auch der Club Hybrid in der Herrgottwiesgasse gefördert. Abgesehen davon erhielt auch der Verein Transition Graz, der ökologische und soziale Konzepte fördert, Unterstützung. Mehr als ein Drittel des Klima-Euros in Gries floss in die Errichtung von Pocket-Parks (dt.: Westentaschen-Parks) – kleine Grünflächen, die für alle zugänglich sind.
Eggenberg
So entstand 2022 zum Beispiel auch in Eggenberg ein solcher Park an der Ecke Villenstraße-Straßganger Straße. Ein weiterer Teil der 18.090€ ging an den Verein Eggenberger Vielfalt für eine Grünpflanzenaktion im Rahmen eines Flohmarkts. Außerdem gab es eine Bienenpartnerschaft sowie eine Radfit-Aktion. Zudem nutze das Designbüro If-Space einen Großteil des Budgets für die Gestaltung und Basisfinanzierung des “Korridors der Artenvielfalt”. Er soll 2023 auf den Reininghaus Gründen entstehen. Die Blühflächen sollen die biologische Vielfalt erhöhen und zum Beispiel die Ansiedelung von Nützlingen wie Bienen erleichtern.
Green-Up-Annenviertel
Für mehr Grün in der Stadt hat auch Elisabeth Kabelis-Lechner ihr Klima-Euro-Budget eingesetzt. 2021 startete die Architektin die Projekte Green up Gries und Green up Lend. Bei gemeinsamen Spaziergängen überlegten die Teilnehmer:innen, an welchen Orten Platz für Pflanzen sein könnte. Mit ihrer Initiative wollte Kabelis-Lechner Bürger:innen auf das Thema „mehr Bäume und mehr Grün als wirksame Klimaschutzmaßnahme“ aufmerksam machen und Diskussionen starten. Die Ergebnisse übermittelte sie an die Bezirksräte und die Stadtregierung.
Aus für Klima-Euro
Mit 2022 endeten die Klima-Euro-Förderungen durch die Stadt Graz. Der Bezirk Eggenberg zahlte den Betrag bis auf 86€ restlos aus. In Lend und Gries blieben dagegen ein Klimabudget von 2.220€ bzw. 2.500€ übrig. Das teilten die Bezirksvorsteher Karin Gruber (KPÖ), Christian Carli (KPÖ) und Michael Rothe auf Anfrage mit. Nun erhoffen sich die Bezirksvorstände ein zeitnahes Nachfolgeprojekt für die Unterstützung bezirksbezogener Klimaprojekte. Michael Rothe sieht jedoch auch Verbesserungsmöglichkeiten: „Ich persönlich habe das Gefühl, dass die Förderwerber:innen immer die Gleichen sind.“ Laut Rothe müsste der Klima-Euro bei einer Neuauflage öffentlicher kommuniziert werden.
Klimaschutzmaßnahmen 2023
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner versicherte bei der Vorstellung von Projektvorhaben für 2023, dass „Investitionen für das Klima auch in unserer angespannten Budgetsituation unumgänglich sind“. So wird für das heurige Jahr beispielsweise ein neuer Klimabeirat eingerichtet. Weiters entlastet eine Verkehrsberuhigung die Grazer Innenstadt. Die Erweiterung der Straßenbahnlinien 1 und 5 ermöglicht den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem soll eine Radoffensive künftig den Rad- und Fußverkehr verbessern.
Welche Art von Förderungen Bezirksprojekte in Zukunft bekommen, ist noch offen. Im Fazit des Ergebnisberichts des Klima-Euros stellen die Stadtbaudirektion und die Präsidialabteilung klar, dass etwa Begrünungsaktionen in den Bezirken gut funktionierten. Eine direkte Reduktion der Emissionen konnte jedoch nicht erreicht werden. Für eine ähnliche Weiterführung empfehlen sie aus diesem Grund unter anderem, die Idee des Klima-Euros in angepasster Form mit neuem Schwerpunkt auf CO2 -Reduzierung zu umzusetzen.
Titelbild: Bei Spaziergängen durch die Umgebung sammeln Teilnehmer:innen von Green-Up-Lend Vorschläge für mehr Grün in der Stadt – Foto: Elisabeth Kabelis-Lechner