Was haben zwei Pfarrer, ein Imam, Hunde, Katzen und Meerschweinchen gemeinsam? Sie alle waren Protagonisten der ersten interreligiösen Tiersegnung in Graz, die am diesjährigen Welttierschutztag am 4. Oktober im Volksgarten stattfand. Wir waren „fellnah” mit dabei.
von: Magdalena Roschitz, Johannes Scheucher und Simone Seifter
Vogelgezwitscher, Fußball spielende Jugendliche, Hundegebell und entfernte Gespräche. Ein typischer Nachmittag im Volksgarten – bis sich um wenige Minuten vor 17 Uhr mehrere Haustiere und deren Besitzer:innen am Steinkreis neben der Hundewiese versammeln. Obwohl Hunde die Mehrheit bilden, trauen sich auch drei Katzen und die Meerschweinchen Fuchur und Samtpfote zum Rondeau.
Lasset die Segnung beginnen
Der evangelische Pfarrer Paul Nitsche, Imam Adem und der katholische Pfarrer Reinhard Kofler ehren am Welttierschutztag die Tiere vor der Kreuzkirche. Nachdem sie sowohl eine passende Bibel- als auch Koranstelle vorgelesen haben, wird schnell klar, dass sich die drei Religionen bei Tieren einig sind: Sie sind unsere Mitgeschöpfe und Menschen sollten sich ihnen gegenüber respektvoll verhalten.
Nitsche war von Anfang an begeistert von der Idee einer interreligiösen Tiersegnung, „weil die Liebe zu den Tieren ist christlich, muslimisch, also da gibt’s kein Gegeneinander. Das verbindet.” Diese Begeisterung überträgt er mühelos auf die Anwesenden- auch auf Christian Mensah. Dem Katzenliebhaber liegen Tiere am Herzen – er erzählt, dass er froh ist, zur Tiersegnung gekommen zu sein.
Gemischte Gefühle
Kofler greift nach dem Weihwasserkessel auf der Steinmauer. Christian Mensah und die zehn anderen Teilnehmer:innen im Kreis schauen gespannt. Die Ruhe des geübten Pfarrers geht während des Weihens nicht ganz auf die anwesenden Hunde über. Diese zerren an den Leinen und springen Kofler aufgeregt entgegen. Den Segen wollen sie nicht ganz verstehen. Eine der drei Katzen krallt sich ängstlich in das T-Shirt ihres Besitzers. Zum Schluss rauscht sogar eine Frau auf einem alten Lastenrad durch die Mitte des Kreises – gerade rechtzeitig, um sich und ihre Meerschweinchen segnen zu lassen.
Auch Hundetrainerin Silke Strasser und ihre Hündin Frieda kommen zur Segensfeier, die ihre Idee war. Strasser betreibt nicht nur die Hundeschule „Canis serenus“, sondern auch den Podcast „Dog-Talks“. „Mir ist es einfach ein Anliegen, dass Hunde und Menschen gut miteinander auskommen, und zwar egal, welche Menschen, egal, woher jemand kommt“, berichtet sie, während Frieda sie ungeduldig in eine andere Richtung zieht.
Seit 1931 jährt sich jeden 4. Oktober der Welttierschutztag. Warum der 4. Oktober? Teilnehmerin Juliane Hoppels erklärt treffend: „Heute ist der Tag des Heiligen Franziskus. Klingelt’s wo?“. Bei der Segnung sprechen die drei Geistlichen den Ursprung des Welttierschutztages an. Am 4. Oktober ist der Namenstag von Franz von Assisi, Schutzpatron der Tiere. Tierrechte stehen im Mittelpunkt – wie Christian Mensah feststellt: „Ich finde es schon sehr wichtig, einen Tag zu haben, an dem es nur um Tierschutz und Tiere geht, dass man auf sie achtet.”
Titelbild: Pfarrer Reinhard Kofler segnet Christian Mensahs Katzen – Foto: Johannes Scheucher