Friedrich Eckhardt lebt als Pfarrer der evangelischen Christuskirche in Eggenberg offen queer. Und brennt für eine Kirche, in der alle sexuellen Orientierungen Platz haben.
Stellt man ihm die Frage, ob seine Kirche einen Unterschied bei Menschen unterschiedlicher sexueller Identitäten macht, dann antwortet er sehr bestimmt: „Eindeutig Nein! Vor Gott sind alle gleich. Queer oder nicht queer: Am besten wird das bei den Feiern des Abendmahls zum Ausdruck gebracht: Ein jede:r bekommt ein Stück Brot zu essen und einen Schluck Wein oder Traubensaft zu trinken.” Er selbst ist dafür das beste Beispiel: „Ich lebe offen queer und bin Pfarrer – das eine schließt das andere nicht aus.”
Übernommen hat Friedrich Eckhardt die Pfarre vor ziemlich genau fünf Jahren und richtete sie in den folgenden Jahren immer mehr zu einer Gemeinde aus, die offen mit unterschiedlichen Sexualitäten umgeht. In der Gemeinde komme diese Neuausrichtung überwiegend positiv an, erzählt Eckardt, der in Thüringen (Deutschland) geboren wurde und in Marburg/Lahn sowie Wien Theologie studiert hat, bevor es ihn nach Graz verschlug.
Queere Lebensgeschichten
In der Pfarre richtet er regelmäßig Veranstaltung zu queeren Themen aus, für diesen Samstag hat er neuerlich den oberösterreichischen Journalisten und Autor Jürgen Pettinger eingeladen.
Im Vorjahr stellte der hier sein Buch „Franz – schwul unterm Hakenkreuz“ vor, heuer liest er aus seiner neuen Romabiografie “Dorothea – queere Heldin unterm Hakenkreuz”. Darin erzählt er die Geschichte der Schauspielerin Dorothea Neff, die ihr Leben riskierte, als sie von 1940 bis 1945 ihre jüdische Lebensgefährtin bei sich versteckt hielt.
Auch am diesjährigen Christopher Street Day war Eckhard aktiv. Unter dem Titel „Unter Gottes Himmel haben alle Platz” predigte er symbolisch unter einem aufblasbaren Regenbogen. Dabei fand er auch kritische Worte für seine Kirche, die “noch lange nicht so weit” sei, “wie es, glaube ich, auch Jesus gerne hätte”.
Offenheit und Respekt
Der ökumenische CSD-Gottesdienst in der Heilandskirche fand in Kooperation mit der Initiative „Homosexuelle und Glaube“ (HuG) der RosaLila PantherInnen und der Katholischen Kirche statt. Denn auch andere religiöse Communities versammeln sich inzwischen unter dem Regenbogen, wie heuer auch auf der Wiener Pride zu erleben war. “Grundsätzlich ist jeder Gottesdienst, jeder Kreis oder Veranstaltung der Pfarrgemeinde eine queere Veranstaltung, weil alle Menschen willkommen sind und diese Themen auch angesprochen und bedacht werden, wenn es jemand braucht”, sagt Friedrich Eckhardt. Für ihr Engagement wurde die Gemeinde im Vorjahr auch mit dem a&O-Prädikat (“akzeptierend & offen für Vielfalt”) der Plattform “EvanQueer” belohnt.
Für Eckhardt ist die Akzeptanz von Verschiedenheit etwas sehr Grundsätzliches: “Das Wort ,queer´ heißt nicht passend, nicht normal. Das ist eine Haltung. Ich will mein Leben so leben, wie ich bin: ein Mann, der Männer liebt.” Schließlich sind auch sehr viele Menschen von diesem Thema berührt: “Viele queere Menschen gehören zu unseren Gemeinden”, sagt Eckhardt. “Andere haben eine Nachbarin, die mit einer Frau verheiratet ist, einen Enkel, der einen Mann liebt oder ein Patenkind, das sich im falschen Körper fühlt. Es ist normal, verschieden und divers zu sein.”
Die Buchlesung von Jürgen Pettingers „DOROTHEA – eine queere Held:innengeschichte“ findet am Samstag, 4. November 2023 um 19:00 – 21:30 Uhr in der Burenstraße 9, 8020 Graz statt.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Titelbild: Pfarrer Friedrich Eckhardt auf einer Prideparade.-Foto: Friedrich Eckhardt