Acht Drag-Künstler:innen kämpften am Samstag um den Einzug ins Finale beim Tuntenball 2024. Das waren die Highlights des bunten Abends.
Das Kunsthauscafé ist voll bis auf den letzten Platz, die Spannung steigt, dann bittet Moderatorin Grazia Patricia die Künstler:innen endlich auf die Bühne. Acht Drag Queens und Kings schreiten mit bunten Outfits, perfekt gestylten Perücken und aufgemalten Bärten vor das Publikum und die Jury. Sie alle wollen einen der vier Plätze im Finale des Drag Race beim Tuntenball im Februar 2024 ergattern.
Den ersten Drag Race gab es in Graz bereits vor 23 Jahren. Damals wurde er noch als Wahl zur „Miss Tuntenball“ bezeichnet, durch die vermehrte Diversität in der Drag-Szene sei dies jedoch nicht mehr zeitgemäß, meint Ariane Pakisch, die künstlerische Leiterin des Tuntenballs. Für Pakisch ist Drag ein Durchbrechen von bestehenden Geschlechterrollen, deshalb sei es ihr besonders wichtig, beim Drag Race Diversität und queere Kultur zu fördern.
Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLila PantherInnen und Veranstalter des Tuntenballs, erzählt, dass Drag wieder mehr polarisiere, der Hass werde sichtbarer. „Drags geben Menschen Mut und ebnen den Weg, damit Menschen sein können, wie sie sind“, sagt Niedermayer. „Drags machen kein Kind queer, aber sie helfen queeren Kindern, kein Problem damit zu haben.“
Drag als Therapie
Den Auftakt des Wettbewerbs macht Drag King Juicy Jack, er begeistert im Country-Outfit mit aufgeklebtem Schauzer. Danach legt Miss Morita Maschinella eine Hommage an ihre Liebe zum Essen mit Chicken-Wings und Pizza aus Plastik auf die Bühne. Für Drag King Jeremy Newcome ist es heute der erste Auftritt.
Die Wiener Drag Queen Frau Blau performt einen humorvollen Lip-Synch zu „Dancing On My Own“ von Robyn, gemischt mit der Stimme einer weinenden Frau, deren Herz offenbar gebrochen wurde. Früher hat sie Turniertanz gemacht, seit 2019 ist sie als Drag Queen aktiv. „Ich mache Drag, um mich selbst zu therapieren und um andere zu unterhalten“, erzählt sie lachend.
Mit einer Bourlesque-Performance überzeugt die Grazer Drag Queen Donna Malefica das Publikum. Es ist erst ihr dritter offizieller Auftritt, trotzdem bekommt sie viel Lob von der Jury. Als eine der wenigen in Graz aktiven Drag-Queens versucht sie, die Grazer Szene aufzubauen. „Wenn ich ein Rolemodel für irgendjemanden sein kann, bin ich zufrieden“, so Donna Malefica. Zu 99 Prozent mache sie Drag, um anderen zeigen zu können, dass man alles schaffen kann. „Und zu 1 Prozent für die Komplimente, weil ich so schön aussehe!“
Vom Tuntenball-Drag-Race zu Drag Race Germany
In der Jury sitzen an diesem Abend auch die beiden Drag Queens Metamorkid und Pandora Nox, die derzeit in der ersten Staffel von „Drag Race Germany“ zu sehen sind. Die Sendung ist ein Spin-Off der populären amerikanischen Serie „RuPaul’s Drag Race“. Das Finale wird am 21. November ausgestrahlt, die Wahrscheinlichkeit, dass eine der beiden gewinnt, ist hoch.
Metamorkid schuf vor etwa drei Jahren das Drag Lab, eine offene Bühne für Drag-Künstler:innen, wodurch sie zum Wachstum der österreichischen Drag-Szene beigetragen hat. Beim vergangenen Tuntenball gewann „Meta“ den Courage-Award für Personen, die sich für die queere Community einsetzen – die Drag Queen ist eine der ersten prominenten Personen in Österreich, die sich öffentlich als nicht-binär geoutet haben.
Pandora Nox ist eine der ersten AFAB-Queens im Drag-Race-Franchise, das bedeutet, sie ist eine cisgender Frau, die als Drag-Queen auftritt. Ihre Partnerin, die unter dem Künstlernamen Liam ChoClit als Drag King aktiv ist, war bereits vor einigen Jahren beim Tuntenball-Drag-Race dabei.
Neben Metamorkid und Pandora Nox sind Star-Friseur Dieter Ferschinger und Dixi Glow, Gewinner:in des letzten Tuntenball-Drag-Races, in der Jury dabei. Dixi bezeichnet sich selbst als „Drag Quing“, eine Mischung aus den Wörtern King und Queen, um sich nicht in eine Kategorie einordnen zu müssen.
Einzug ins Finale
Vier Drag Queens konnten der Jury die meisten Punkte abgewinnen und sich somit einen Platz im Finale beim Tuntenball sichern. Donna Malefica überzeugt Jury und Publikum mit ihrer glamourösen Burlesque-Performance, während Miss Cee mit einem emotionalen Lip-Synch zu „And I Am Telling You I’m Not Going“ von Jennifer Holliday hohe Punktzahlen erreicht.
Blasphemy, die ihrem Namen in ihrer Performance definitiv gerecht wurde, konnte der Jury mit einem freizügigen Nonnen-Kostüm und akrobatischen Stunts viele Punkte abgewinnen. Und die Wiener Drag-Künstlerin Roxie Romeo zog mit einem unterhaltsamen Auftritt und spektakulären Fingernägeln ins Finale ein.
Die Entscheidung, wer schließlich den Tuntenball-Drag-Race gewinnen wird, findet am 24. Februar beim Tuntenball im Congress Graz statt. Dort werden die vier Finalist:innen wieder auftreten und um den Titel kämpfen.
Titelbild: Die vier Finalist:innen Blasphemy, Roxie Romeo, Miss Cee und Donna Malefica (v.l.n.r.) – Foto: Bernhard Schindler