Automatenshop der 24/7 geöffnet hat
Automatenshop der 24/7 geöffnet hat

OPEN 24/7: Der Trend mit den Automatenshops

Lesezeit: 2 Minuten

Automatenshops sprießen auch im Annenviertel an jeder Ecke aus dem Boden, wo vorher Leerstand war. Was macht dieses Konzept so interessant und ist es zukunftssicher?

Von Leart Krasniqi und Nico Ulz

Jahrzehnte lang versorgte der kleine Pavillon vor allem die jüngeren Parkbesucher mit Süßigkeiten und Eis, später war ein kleiner Imbiss dort zu finden. Snacks gibt es heute auch noch, jedoch werden sie ganz anders “zubereitet” bzw. ausgewählt. Per Knopfdruck und ganz ohne “bitte” oder “danke”. Auch im Volksgartenpavillon ist ein Automatenshop eingezogen. Es ist nicht der einzige im Viertel. Allein in der Annenstraße, die seit langer Zeit mit leerstehenden Geschäftslokale zu kämpfen hat, gibt es 3. Joachim Hainzl vom Verein Xenos, einem Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt, sieht die Anzahl an Shops kritisch: “In einem Land mit einer der höchsten Supermarktdichten in Europa stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, dass es so viele gibt.” 

 

Neuer sozialer Treffpunkt?

In Deutschland gibt es schon immer Möglichkeiten, noch spät nachts an Getränke und Chips zu kommen. Dort sind auch die Öffnungszeiten für Geschäfte anders reguliert. In sogenannten Spätis wird bis tief in die Nacht alles angeboten, was das “Nachtlebenherz” sich wünscht. Neben Snacks und Softdrinks gibt es auch Alkohol und Zigaretten. Die wichtigsten Drogerie-Artikel dürfen natürlich auch nicht fehlen. In deutschen Großstädten wie in Berlin sind Spätis Kult und gehören zu jedem Partyabend. In Österreich sucht man vergeblich nach diesem Phänomen. 

Hierzulande sprießen nun seit einiger Zeit Automatenshops aus den leeren Schaufenstern und prägen das Stadtbild – positiv sowie negativ. “Als neuen sozialen Treffpunkt würde ich diese Shops nicht betrachten. Es ist zu beobachten, dass die Verweildauer immer sehr kurz ist. Richtige soziale Interaktionen gibt es wenig”, sagt der Sozialhistoriker Hainzl. 

Shop im Volksgartenpavillion – Foto: Leart Krasniqi

Aufgebaut sind diese Shops, die im gesamten Viertel ehemalige Geschäfte ersetzen, fast alle gleich: Entweder gibt es ein Bestellterminal, von dem aus nach Eingabe der gewünschten Ware alle Automaten gesteuert werden. Oder die Bestellung erfolgt mittels Tasten am Automaten selbst. Das Sortiment unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter. Die Aufteilung ist ausgeglichen: Dosenbier, Snacks, Softdrinks und CBD. In manchen Shops gibt es sogar Lebensmittel und Drogerieprodukte. Die Ausweiskontrolle findet mittels Bankomatkarte oder Lichtbildausweis statt. 

 

Der Mann hinter den Maschinen

Mann vor Automatenshop
Reistenhofer vor seinem ersten Shop – Foto: Marcus Reistenhofer

Einer der Pioniere der Automatenshops in Graz ist Marcus Reistenhofer. Der studierte Soziologe hat 2015 den ersten Automaten in Graz montiert, in dem man seine CBD-Produkte und verschiedenste Snacks & Drinks erwerben konnte. “Dass der HTL-Abschluss in Automatisierungstechnik nochmal hilfreich wird, hätte ich nicht gedacht”, sagt Marcus Reistenhofer in einem lachenden Ton. Er selbst besitzt mittlerweile fünf Weed4you-Shops. In den folgenden Jahren griffen auch andere Unternehmen den CBD-Trend auf.  

 “Es ist ein hartes Business. Viele Geschäfte sind während der Corona-Pandemie hinzugekommen. Jene, die es nicht so ernst genommen haben, schließen langsam wieder”, erzählt der Unternehmer. So einfach, wie sich viele diese Arbeit vorstellen, sei sie nicht. “Von der Logistik bis zum Bestücken ist jede Menge Aufwand dahinter. Viele denken aber, das Geschäft läuft nahezu von selbst.”  

 Auf die Frage, ob das Geschäft mit den Automaten Zukunft hat oder nur Teil eines Hypes ist, sagte Reistenhofer: “Die Branche ist immer im Wandel, es gibt ständig neue Produkte und Konzepte. Es passiert viel hinter den Kulissen, was die Kund:innen dann in den Shops oft positiv überrascht.” Dass Automatenshops etwas “seelenlos” sind, findet Reistenhofer nicht. “Ganz im Gegenteil, die Shops sind bunt und stark beleuchtet, definitiv besser als ein leeres Schaufenster.” Darüber hinaus spiele in allen Geschäften angenehme Hintergrundmusik, Firmen könnten über TVs im Shop Werbung schalten und noch dazu würden Arbeitsplätze geschaffen, denn es stecken viele Mitarbeiter:innen hinter den Shops. 

 

Titelbild: 24/7 geöffnet – Foto: Marcus Reistenhofer

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