Precious Oteng, Hannah Ayalon und Precious Nnebedum haben eine Vision: Sie wollen eine Plattform schaffen, die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft fördert und vernetzt. Am 3.2. geht die zweite Ausgabe ihrer Talentshow im Kunsthaus über die Bühne.
Als im Mai 2020 infolge des Mordes an George Floyd weltweite Proteste gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus ausbrachen, wollten Precious Nnebedum, Hannah Ayalon und Precious Oteng auch in Graz ein Zeichen setzen. Dies gelang ihnen sehr eindrucksvoll: Mehr als 10.000 Teilnehmende folgten damals dem Aufruf zu einer „Black Lives Matter”-Demonstration in Graz.
Dieser Erfolg war auch ausschlaggebend für die Gründung von Tanaka. Es habe in Graz keine Gruppe gegeben, die sich für die Rechte von People of Color und Menschen mit Migrationshintergrund einsetzt, sagt Mitgründerin Hannah Ayalon im Gespräch. „Anders als in Wien gab es da nicht wirklich etwas. Unsere Idee dabei war nicht, immer darüber zu reden, wie schlecht es uns geht. Wir wollten Positivität fördern und Events veranstalten, bei denen es einen Platz für alle Menschen gibt.”
Kunst gegen Rassismus
Hannah Ayalon ist 22 Jahre alt und wurde auf den Philippinen geboren. Derzeit studiert sie Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Joanneum in Graz. Kennengelernt haben sich die drei Frauen bereits in der Schulzeit. „Im Gymnasium war es oft schlimm für mich. Es wurden viele ausländerfeindliche Witze gemacht, bei denen mein Aussehen oft Thema war”, so Ayalon. Auf der FH Joanneum sei von alldem nichts mehr zu spüren, Hannah geht gerne zu den Vorlesungen. Trotzdem ist man als Schwarze Person immer noch Rassismus ausgesetzt: „In Praktika gibt es immer wieder Patienten oder sogar Kolleg:innen, die das ‘N-Wort’ benutzen oder viele Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund haben.”
In ihrer Freizeit kann Ayalon bei Tanaka ihrer kreativen Seite freien Lauf lassen. Nicht nur die Freude daran, Events zu organisieren, sondern auch etwas zur Gesellschaft beizutragen, treibt sie an. Bei Tanaka liegt die Verantwortung für das Design und das Layout bei Hannah Ayalon, während Precious Nnebedum und Precious Oteng sich um das Networking kümmern. Alle drei Frauen teilen sich die organisatorischen Aufgaben – sowie das Ziel, eine Gemeinschaft aufzubauen, die sich für People of Colour und schwarze Kultur einsetzt.
Mehr als nur Unterhaltung
Im Jahr 2021 fand die erste von Tanaka organisierte Talentshow mit 30 Teilnehmer:innen im Kunsthaus Graz statt. Am Samstag, 3.2., wird nun die Fortsetzung stattfinden – unter dem Titel „Return of Tanaka got Talent“. Jeweils in den Kategorien Poetry, Rap, Singen und Tanzen bewertet eine Expert:innen-Jury die Teilnehmenden. Das Ziel der Talentshow: „Wir wollen Kreativität fördern und mit den Preisen den Teilnehmern etwas bieten, mit dem sie etwas für ihre Karriere anfangen können“, so Ayalon. Zu gewinnen gibt es Auftrittsmöglichkeiten bei diversen Veranstaltungen.
Tanaka hat in der Vergangenheit auch Workshops und Events zu den Themen Aufklärungs- und Rassismusarbeit veranstaltet. Der „Summer Workshop”, in dem gemeinsam gezeichnet wurde, oder das Online-Event „B(l)ack to the roots”, wo sich die Teilnehmenden mit schwarzer Geschichte befassten, waren ein großer Erfolg. Beim „Girls Day” kreierte man einen Raum für alle Mädchen, insbesondere für Girls of Color. Es gab unter anderem Tipps fürs Arbeitsleben und das Studieren sowie Diskussionen über Probleme innerhalb der schwarzen Community. „Das gemeinsame Reden hat gut getan und neue Perspektiven aufgezeigt”, zieht Ayalon Bilanz. Im Jahr 2021 erhielt Tanaka für ihren „Girls Day” sogar den Grazer Frauenpreis.
Der „Tanaka Youthcorner” basierte auf einem ähnlichen Konzept – mit dem Unterschied, dass auch Jungs eingeladen waren. Junge schwarze Menschen, die in ihrem Umkreis keine schwarzen Leute haben oder kaum mit schwarzen Personen aufgewachsen sind, konnten sich hier vernetzen. „Da hatten wir auch immer wieder Jugendliche, die sich darüber gefreut haben, mehr über ihre Wurzeln zu erfahren”, erzählt Ayalon. Und sie betont: „Zu unseren Events sind immer alle Menschen eingeladen, egal welcher Herkunft.“ Auch eine Ausstellung im Kunsthaus Graz unter dem Namen „Display – The identity of the youth“ hat Tanaka rund um die erste Talentshow organisiert, bald soll eine weitere Ausstellung folgen.
Events als Sprungbrett für Karrieren
Das Wort Tanaka stammt aus Zimbabwe (Shona) und bedeutet übersetzt „die guten Zeiten, die nach einem langen Kampf, langer Not oder Erschwernis kommen“. „Wenn Leute an Afrika denken, denken sie meistens eher an Westafrika, zum Beispiel Nigeria oder Ghana”, sagt Ayalon. „Wir wollten als Name für unsere Gruppe ein Wort aus einer anderen, eher unterrepräsentierten Region Afrikas finden.”
Die Talentshow solle den Teilnehmer:innen die Möglichkeit bieten, etwas Besonderes von sich zu zeigen und sich untereinander zu vernetzen, sagt Hannah Ayalon. Und sie betont, wie schön es sei, wenn sich die Teilnehmer:innen durch die Show weiterentwickeln können. „Dann haben wir persönlich ein gutes Gefühl und Freude daran, dass es etwas gebracht hat.”
Dass der Einsatz konkret etwas bringt, zeigt die Gewinnerin der letzten Talentshow in der Kategorie „Tanz“: LizzArt bekam danach einen Vertrag bei einer Talentagentur und hat dadurch die Möglichkeit, Jobs als Tänzerin und Model zu bekommen. Seit der Show hat sich bei LizzArt viel getan. „Ich bin mittlerweile auch international unterwegs und besuche Events wie RedBull Dance Your Style Austria, Break Down The House Paris und viele mehr“, sagt sie. Außerdem leitet sie HipHop Kurse für Kinder – und sitzt in der Jury der diesjährigen Talentshow.
Return of Tanaka got Talent. Die zweite Runde der Talentshow geht am 3.2. im Grazer Kunsthaus über die Bühne. Einlass ab 17 Uhr, Start um 18 Uhr. Eingeladen sind alle Menschen, unabhängig von Alter, Herkunft, Hautfarbe oder Geschlecht. Weitere Infos unter: https://linktr.ee/Tanaka_Graz
Titelbild: Precious Oteng, Hannah Ayalon und Precious Nnebedum (l.n.r.) bei „Tanaka Got Talent” 2021 – Foto: Ella Börner