Studierende der Uni Graz haben sich im vergangenen Jahr mit der Rösselmühle beschäftigt. Ihre Funde werden jetzt im Rahmen einer Wanderausstellung präsentiert.
Nahezu ein Jahr lang beschäftigte sich eine Studierendengruppe anhand der Rösselmühle mit „Gedächtnis und Zukunft der Grazer Arbeiter:innen-Vorstadt“. Unter dem Titel „Mehl Gries Beton – Die Rösselmühle im Gespräch“ wandert nun eine Ausstellung zu diesen Themen durch Graz. Gestaltet wurde sie von Studierenden des Masterstudiengangs Europäische Ethnologie an der Uni Graz.
Die erste Station der Ausstellung wurde am 1. Februar am Griesplatz eröffnet, nächster Stopp ist das Volkskundemuseum. Zu sehen sind insgesamt 22 Tafeln mit Infotexten zur Mühle und ihrer Umgebung, ergänzt um Zitate von ehemaligen Belegschaftsmitgliedern und Anwohner:innen. Über einen QR-Code können sich Besucher:innen ein Video der vor zehn Jahren stillgelegten Mühle in Betrieb ansehen. Auch ein Modell der Rösselmühle wurde entsprechend dem Titel der Ausstellung aus Mehl, Grieß und Beton gebaut.
Inhalte der Ausstellung
„Ziel war keine akademische Befragung, sondern ein ethnographisches Zuhören, Mitgehen und Mitleben“, sagt Katharina Eisch-Angus, Professorin am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, in ihrer Rede bei der Eröffnung. Nur so würden sich Widersprüche und die Vielseitigkeit des Alltags verstehen lassen. Wie sich im Laufe des Projekts herausstellte, war der Gesprächsbedarf der Bewohner:innen groß, erzählt sie. Die Studierenden hatten Plakate in Gries aufgehängt, mit denen sie Personen aufforderten, sich bei ihnen zu melden, um über die Mühle zu sprechen. Von den zahlreichen Rückmeldungen seien sie überwältigt gewesen.
In den Gesprächen, die darauf folgten, stellten vor allem die baulichen Veränderungen im Viertel ein immer wiederkehrendes Thema dar, denn viele der alten Gebäude im Bezirk wurden in den vergangenen Jahren abgerissen und mussten Neubauten weichen. Teilweise sei sogar Druck von Immobilienfirmen auf die Mieter:innen und Eigentümer:innen ausgeübt worden, so erzählte es eine Anwohnerin der Projektgruppe. „Ich kriege ja immer wieder lustige Briefe. Sie wollen mir das Haus abkaufen“, wird sie auf einer der Tafeln zitiert.
Der nun begonnene Abbruch der Rösselmühle, ihres Zeichens älteste Mühle in Graz, entfachte die Konversation um die Veränderungen in Gries erneut.
(Nicht) das Ende der Geschichte
Die Gruppe der Studierenden war auch Teil des “Komitee Rösselmühle”, welches im Jänner eine Fotoaktion organisierte, um gegen den Abbruch des Gebäudes zu protestieren. Dieser war laut Eigentümer nötig, nachdem Teile der Mühle im April 2023 einem Brand zum Opfer fiel. Inzwischen wurde der Abriss genehmigt. Doch das Komitee will weitermachen und sich dafür einsetzen, dass zumindest die übrigen Gebäude der Rösselmühle bestehen bleiben. In ihrer Ausstellung präsentieren die Studierenden auch Nutzmöglichkeiten für die noch vorhandenen Räume. So gibt es einen Vorschlag des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums, die Räume zu Veranstaltungssälen und Proberäumen umzubauen. Auf einer der Tafeln können Besucher:innen außerdem ihre Wünsche für das Areal Rösselmühle aufschreiben.
Titelbild: Die Tafel „Mehl Gries Beton“ markiert den Beginn der Ausstellung – Foto: Melissa Kautsch