Die Modelleisenbahn-Anlage des GEMEC

Im Grazer Modelleisenbahnclub sind Fanatiker erwünscht

Lesezeit: 3 Minuten

Der Grazer Eisenbahner Modelleisenbahnclub – kurz GEMEC – hat in der WaagnerBiro-Straße einen Keller gemietet. In mehreren Räumen stellt der Club darin Modellzüge und eine Anlage, die naturgetreu nachgebaut ist, aus. 

Ein unscheinbarer Keller in der WaagnerBiro-Straße, nur eine Minute vom Hauptbahnhof entfernt. Einzig und allein ein Schild mit der Aufschrift „Zur Modellbahn“ verweist auf die versteckte Modellbahn-Anlage darin. Diese umfasst rund 40 Quadratmeter und ist das Herzstück des Grazer Eisenbahner Modelleisenbahnclubs.  Regelmäßig gibt es Ausstellungen, bei denen auch Nicht-Clubmitglieder sich die Anlage anschauen können. Obwohl die Clubabende nur einmal im Monat stattfinden, ist regelmäßig jemand da, um die Züge und Bahnhöfe zu warten und zu verbessern. Clubobmann Heinz Stadler ist fast täglich bei der Anlage. „Seit 1984 bin ich Clubmitglied und seit 2009 Obmann“, sagt Stadler. Bereits beim ersten Gespräch merkt man, dass er sich nicht nur oberflächlich für die Bahn interessiert. Bevor er 2009 in Pension gegangen ist, war er jahrelang Lokführer bei der ÖBB. „So wie andere nach Feierabend in ein Beisl gehen, sind wir oft noch zur Modellbahnanlage gegangen.” 

Vier Mitglieder des GEMEC in ihrer Werkstatt.
Clubobmann Heinz Stadler (li.) und Schriftführer Karl-Heinz Grubelnik (re.) mit weiteren Mitgliedern in ihrer Werkstatt. – Foto: Maria Troppacher

Die Anlage

Viele der Mitglieder sind selbst „Eisenbahner“, weshalb der Großteil der Anlage originalgetreu nachgebaut wurde. Teils wurde sogar mit echten Steinen aus den nachgebauten Gegenden gearbeitet. Für den Teil der Anlage, der dem Bahnhof Penk gleicht, waren Stadler und seine Kollegen mehrmals in der tatsächlichen Gegend und haben originale Steine für die Anlage mitgenommen. Zudem befinden sich rund 8.000 Bäume, die alle selbst gebastelt wurden, auf der Anlage. Auch hinter den Fahrplänen steckt viel Zeit und Planung. Schriftführer Karl-Heinz Grubelnik erklärt: „Wir fahren nicht einfach nur beliebig im Kreis. Es gibt einen genauen sechsstündigen Fahrplan.“ In den sechs Stunden fahren um die 120 Züge, am Anfang ältere und im Laufe des Plans werden die Züge immer moderner. Zu Ende des Fahrzyklus hin düsen Railjets, Cityjets und sogar eine VECTRON-Lok über die Gleise. 

Der Schwerpunkt der Anlage liegt auf der Semmeringbahn und auf der Tauernbahn. Besonders imposant ist die Kalte Rinne, ein Teil der Semmeringbahn. Um den Viadukt nachzubauen, hat der Club die Baupläne direkt von der ÖBB erhalten. „Die sind topsecret. Wir mussten versprechen, dass die niemand außer uns in die Finger bekommt“, schmunzelt Heinz Stadler.  

Die Bäume der Anlage vor der Fertigstellung
In feinster Handarbeit basteln die Mitglieder oft stundenlang an den Bäumen für die Anlage. – Foto: Maria Troppacher

Die Details

Nicht nur der Anblick der Anlage ist interessant. Ist man nämlich bereit für einen etwas unüblicheren Ausflug, kann man auch einen Blick hinter – oder eher unter – die Kulissen werfen. Auf allen vieren klettert Karl-Heinz Grubelnik an einem Vorhang vorbei, um zu den Schattenbahnhöfen zu gelangen. Der düstere Begriff „Schattenbahnhof“ beschreibt die Abstellgleise, die sich unter der sichtbaren Landschaft befinden. Hier fahren die Züge hin, wenn sie nicht im Einsatz sind. Ebenfalls unter der Anlage befindet sich der Großteil der Technik, die Grubelnik besonders am Herzen liegt. „Jeder hat bei uns seinen Spezialbereich und meiner ist eben die Technik“, erzählt er. Hauptberuflich arbeitet Grubelnik bei der Graz-Köflacher Bahn GKB, wo er junge Lokführer ausbildet. Doch damit nicht genug, in seinem Garten in Pölfing-Brunn hat er eine Modelleisenbahnanlage, deren Schienen rund 240 Meter lang sind. 

Im hinteren Teil des Kellers findet man die Werkstatt des Vereins, in der einzelne Teile der Modellbahn-Anlage gebastelt und später dann eingesetzt werden. Hier kümmert sich Karl-Heinz Grubelnik unteranderem um das „Weathering“ der Züge. Wenn die Züge direkt aus der Verpackung kommen, sehen sie blitzblank aus, bevor sie auf die Anlage dürfen, müssen sie rostig gemacht werden. Hinter jeder Kleinigkeit steckt eine Menge Zeit. Auch das Gras wird nicht nur auf die Anlage gestreut, sondern elektrostatisch aufgebaut, damit es realistischer aussieht.  

Der Club

Ein wichtiger Punkt in der Logistik des Clubs sind die Kosten. Immerhin muss man für einen ganzen Zug wie den Railjet rund 800€ hinblättern. Der Club finanziert sich zum Teil durch den monatlichen Mitgliedsbeitrag, der 10€ beträgt. Auch Förderungen des KVÖE, des Kulturvereins der österreichischen Eisenbahner, kommen dem Club zugute. Zudem werden die Spenden, die bei Ausstellungen eingenommen werden, für die Kosten verwendet. Leider fehle es jedoch im Hobby allgemein an der Jugend. Heinz Stadler erklärt: „Das Modellbauen ist einfach nicht modern. Egal ob Eisenbahn oder Flugzeug.“ Deshalb freut sich der Verein besonders über die zwei jüngsten Mitglieder, die seit Dezember dabei sind. Konstantin und Lukas sind beide 15 Jahre alt und wirken schon regelmäßig mit. 

 

Titelbild: GEMEC-Mitglieder. – Foto: Maria Troppacher

Ich wurde 2005 in der Obersteiermark geboren und wuchs in Sankt Marein im Mürztal auf. Im Juni 2023 hab ich meine Matura gemacht und pendle derzeit täglich nach Graz. Dort studiere ich an der FH Joanneum Journalismus und PR. Zu meinen Hobbys zählt Laufen, Singen und Kochen.

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