Der Lend in Bildern: Erinnerungen durch die Linse

Lesezeit: 2 Minuten

Studierende der FH Joanneum gestalten gemeinsam mit dem Verein JUKUS die Fotoausstellung “RückbLENDe”. Das Thema: Wie sich der Bezirk in den letzten drei Jahrzehnten verändert hat.

von Helene Bauer und Lena Matuschik

Lend im Trend? Wie auch andere Orte, war der Lend schon immer voller Widersprüche und Gegensätze. Und selbst diese haben sich im Wandel der Zeit umgekehrt. So ist der neben Jakomini einwohnerreichste Grazer Bezirk älteren Menschen noch als Arbeiterbezirk mit Betonbauten, kleinen Gaststätten und Bordellen bekannt. Und die Annenstraße galt in den 1970er-Jahren als bedeutende Einkaufsstraße. Zwei Generationen später – die Eröffnung des Kunsthauses im Kulturhauptstadtjahr 2003 hat da sicher eine Rolle gespielt – hat sich der Lend zum hippen Stadtteil mit Second-Hand-Läden, vielen Bars und Lokalen entwickelt. Nur die Annenstraße hat mittlerweile einiges an Prestige verloren, viele Geschäfte stehen leer. 

 

Die Leute im Blick

FH-Studierende des Studienganges “Soziale Arbeit” widmeten sich dieser Entwicklung im Zuge einer Lehrveranstaltung ein ganzes Semester lang. In Kooperation mit Günter Bruchmann vom Verein JUKUS wollten sie die Veränderungen des Bezirkes nicht aus Sicht der Politik oder der Wirtschaft bearbeiten, sondern Bewohner:innen aus dem Lend die Möglichkeit bieten, ihre Sichtweisen zu präsentieren. 

“Wir möchten auch positive Aspekte des Bezirkes Lend, der früher als Rotlichtviertel galt, hervorheben und durch die Ausstellung zeigen”, meint Projektgruppenleiterin Iris Stücklschwaiger. Die Studierenden wollten unterschiedliche Perspektiven und Meinungen zum Bezirk durch persönliche Geschichten der Bewohner:innen sichtbar und hörbar machen. Dabei stellten sie alte Fotos neu nach, wie z.B. ein Bild der alten Feuerwehrwache am Lendplatz, die mittlerweile das Rüsthaus der Berufsfeuerwehr Graz ist. Zudem werden auch einige Zitate von befragten Personen auf Schautafeln präsentiert. Zuerst wird die so entstandene Ausstellung am 15.02. im Stadtteilzentrum Lend gezeigt, danach wandert sie durch die Stadt.

 

Die Projektgruppe “RückbLENDe” bei ihrer Projektvorstellung im Audimax der FH JOANNEUM – Foto: Helene Bauer

 

 Abseits von Trend und Kultur

“Wir wollten auch die Meinung der Leute einholen, die abseits von Lendplatz und Südtirolerplatz leben. Die Ecken zeigen, die im Zuge der ‘Kulturhauptstadt Graz 2003’ nicht zwingend aufgewertet wurden”, meint Projektteilnehmerin Sophie Winkelhofer. Einige der interviewten Personen meinten, dass die Aufwertung des Bezirkes nur teilweise stattgefunden habe. “Gegenden wie die rund um den Hauptbahnhof bleiben bis heute kulturell unbelebt”, meint Projektteilnehmer Valentin Stangl.

Für die Recherche waren die Studierenden auch im Stadtarchiv Graz, sind auf der Suche nach interessanten Orten durch den Bezirk flaniert und haben Interviews geführt. Befragt haben sie vor allem Bewohner:innen, die nun schon mehr als zehn Jahre im Lend leben. “Wir möchten keinen Einfluss nehmen, indem wir eine bestimmte Meinung über den Bezirk vertreten, sondern wir möchten den Leuten mit der Ausstellung eine Plattform zum Diskurs über die Bezirksentwicklung bieten”, erklärt Johanna Gutjahr, die ebenfalls mitrecherchiert hat.

 

Was die Leute im Lend bewegt

Wichtige leitende Fragen bei der Recherche waren für die Studierenden die Wohnsituationen und die beruflichen Tätigkeiten der Befragten, aber auch wie gern und lange sie bereits im Lend leben. Außerdem, was die jeweilige Person am Bezirk verändern würde, wenn sie in einer politisch relevanten Position wäre. 

Manche der Befragten fanden, dass der Bezirk seither viel lebendiger ist. So meinte eine Bewohnerin, dass in 8010 ab Anbruch der Dunkelheit die “Gehsteige hochgeklappt” würden, während Lend mit seinen Bars, Clubs und Veranstaltungen wie dem Lendwirbel viel belebter sei. „Ich bin wieder in den Lend gezogen. I hob gesogt, amol möchte i noch mitten ins Leben und Lend ist gerade hip“, ist beispielsweise eines der Zitate, die auf einer Schautafel in der Ausstellung zu sehen sein werden. Doch auch hier treffen Gegensätze aufeinander, denn der Lärmpegel der Lokale im Viertel scheint für einige Anrainer:innen ein großes Problem zu sein. „Wenn ich einen Tag lang Politikerin im Lend wäre, würde ich mich für eine Reduzierung des Lärmpegels einsetzen“, sagt eine befragte Frau.

 

Infobox

Ausstellung der Gruppe “RückbLENDe”

Wann: ab 15.02.2024, 17:00

Wo: Stadtteilzenturm Lend, Mariengasse 41 (Zugang im Hof), 8020 Graz

 

Titelbild: Projektgruppe “RückbLENDe” des Studienganges Soziale Arbeit der FH JOANNEUM 

     – Foto: Helene Bauer



Hallo, mein Name ist Helene Bauer. Ich studiere Journalismus & PR an der FH Joanneum. Dieses Semester darf ich gemeinsam mit meinen Studienkolleg:innen den hyperlokalen Weblog "Annenpost" betreuen. Dabei flanieren wir auf der Suche nach spannenden Geschichten durchs Annenviertel, hören und schauen uns um was die Menschen gerade bewegt und stellen diese Erlebnisse in Geschichten dar. Viel Freude beim Lesen der Annenpost! <3

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