Die Sportart Darts erlebt zurzeit einen noch nie dagewesenen Hype. Was den Sport ausmacht und ob der WM-Boom auch in Graz zu spüren ist, bringt die Annenpost im größten Club der Stadt in Erfahrung.
Spätestens seit der Darts-Weltmeisterschaft 2024, die Anfang Jänner zu Ende gegangen ist, erfreut sich der Dartsport großem Interesse. Und das, obwohl es auf den ersten Blick ein eintöniges Spiel mit immer demselben Ablauf ist. Doch wer sich an der 2,37 Meter entfernten Abwurflinie befindet, hat den Fokus nur noch auf die acht Millimeter schmalen Felder gerichtet. Diese Faszination ist Grund genug, einen kleinen Schritt aus dem Annenviertel hinaus zu wagen, um den größten Dartsclub von Graz direkt an der Grenze zum Bezirk Gries zu besuchen: den in der Klusemannstraße angesiedelten Dart und Poker Club M-Trans im Café Sunrise.
Der größte Dartsclub in der Stadt
Begonnen hat alles 2003 in einem kleinen Lokal in Gösting. Damals startete Helmut Frick, Präsident und Gründer des Clubs, das Projekt Dart und Poker Club M-Trans. Obwohl zu Beginn nur fünf oder sechs Leute dabei waren, besteht der Verein heute aus ungefähr 100 Mitgliedern. Im Jahr 2008 war es dann Zeit für eine größere Location – es wurde das damals leerstehende Café Sunrise, das der Verein bis heute pachtet. Neben dem Engagement von Mannschaften in den Ligen der Steirischen Dart Sport Organisation (STDSO) organisiert der Verein auch zahlreiche Turniere selbst. Und heute darf Frick stolz behaupten: „Wir sind der größte Dartsclub in Graz, das ist fix.”
WM-Boom gegen Coronafolgen
Natürlich ist auch im Café Sunrise die Weltmeisterschaft, die alljährlich um den Jahreswechsel in London stattfindet, die Hochzeit. „Ja, ich merke das genau. Wenn die Darts-WM ist, kommen die Leute her”, beschreibt Frick. Dieser Boom ist auch dringend nötig, denn einfach sei es in letzter Zeit keinesfalls gewesen. Während der zwei Corona-Jahre stand alles still und die Einnahmen aus Gastronomie und von den Dartsgeräten fielen aus. „Wir kämpfen momentan selbst ums Überleben, aber es geht wieder bergauf.” Die Besucherzahlen aus den Spitzenzeiten, in denen an den zehn E-Darts-Automaten durchgehend Betrieb herrschte, werden zwar noch nicht erreicht, aber die Entwicklung stimme.
Laut Frick sei der Sport vor allem aufgrund seiner Einfachheit beliebt. Dazu kommt, dass in puncto Ausrüstung, mit drei Pfeilen und einem Board, nicht viel benötigt wird. Dadurch habe der Dartsport auch ein verbindendes Element, denn verschiedenste Personen aus allen möglichen Hintergründen träfen dabei aufeinander. So wird es auch im Café Sunrise praktiziert. „Es kann jeder kommen – egal wer, kann da mitspielen.”
Der Mann für alles
Nicht wegzudenken aus dem Verein ist der heute 55-jährige Helmut Frick und das, obwohl er selbst gar nicht mehr aktiv Darts spielt. „Du kannst ja nicht in der Turnierleitung sitzen und selbst mitspielen”, beschreibt Frick sein Dilemma. Aus diesem Grund konzentriert er sich seit 2007 nur noch auf das Organisatorische. Seine Aufgaben beschreibt der ehemalige Transportunternehmer kurz und knapp: „Dafür sorgen, dass alles passt und funktioniert.” Neben seinem Engagement auf Vereinsebene setzt er sich auch auf Landesebene für den Dartsport ein und ist als Kassier im Vorstand der STDSO tätig.
Gekommen zum Darts ist er völlig unverhofft. Mit null Vorahnung, wie er selbst betont, wurde er 1993 in seinem Stammlokal auf den Sport aufmerksam, der ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Ihm zu verdanken hat er auch die schöne Erinnerung an die offene Weltmeisterschaft 2006/2007. Diese organisierte er zusammen mit einem anderen Verein in Gösting. „Wir haben uns überlegt, dass wir mal was anderes machen”, erzählt Frick. Aus dieser Idee entstand ein besonderes Event, an das er, aufgrund der Teilnehmenden aus den verschiedensten Nationen, heute noch gerne zurückdenkt.
Mission Bundesliga
Auch wenn im Café Sunrise der Spaß am Spiel an oberster Stelle steht, kommt der Wettkampfgedanke nie zu kurz. Dafür sorgen die beiden Mannschaften, die in der Masterliga beziehungsweise der Oberliga vertreten sind. Besonders bei der ersten Mannschaft steht die Leistung im Vordergrund. Schließlich möchte der Verein wieder zurück in die Bundesliga. „Wir wollten letztes Jahr aufsteigen, da hat es leider nicht geklappt”, zeigt sich Frick enttäuscht. Doch heuer wird ein neuer Versuch gestartet, damit dann wieder mit dem Kleinbus durch Österreich getourt werden kann.
Die Steirische Dart Sport Organisation (STDSO) ist einer von zwei Verbänden für den Dartsport in der Steiermark und ist der Österreichischen Dart Sport Organisation (ÖDSO) unterstellt – gegründet wurde sie 2004. Das Ligensystem unterteilt sich in Masterliga, Landesliga und Oberliga. Wer die steirische Masterliga gewinnt, hat die Chance, in die österreichische Bundesliga (organisiert von der ÖDSO) aufzusteigen.
Die Darts-Weltmeisterschaft 2024: Wie jedes Jahr fand die WM von Mitte Dezember (15.12.) bis Anfang Jänner (03.01.) im Alexandra Palace von London statt. Die Besonderheit in diesem Jahr war der 16-jährige Luke Littler. Er schaffte es bei seiner ersten WM direkt in das Finale und brachte dem Sport aufgrund dieser märchenhaften Geschichte große Aufmerksamkeit. Wer sich intensiver mit Geschichten, Zahlen und Fakten zu dieser WM und zum Sport allgemein auseinandersetzen will, der wird hier fündig.
Titelbild: Im Café Sunrise kann auf 16 verschiedenen Dartboards gespielt werden. – Foto: Nino Hartweger