Seit mehr als einem Jahr gibt es das Stadtteilzentrum im Bezirk Lend bereits. Hier ist Platz für eine Vielzahl an Ideen und Veranstaltungen, darunter das „Digicafé” am 25. April. Dieses ist Teil der Stadtteilarbeit der „JUKUS-GmbH” in Lend. Welche weiteren Angebote es für die Bewohner:innen des Viertels gibt und wie die Stadtteilarbeit aussieht.
Ein paar ältere Damen haben sich bereits vor dem Stadtteilzentrum in Lend versammelt und warten darauf, dass die Uhr 15 Uhr schlägt. Eine Frau mit einem Lastenfahrrad voller Essen wartet ebenfalls. Günter Bruchmann öffnet die Tür. Hinter dieser erwartet die Besucher:innen ein gemütlicher Ort. Eine kleine Küche, mehrere Sofas und ein Tischfußballtisch – in jeglicher Hinsicht eine angenehme Atmosphäre. Ins Auge sticht sofort ein kleiner Baum voller Strick-Kunstwerke.
Veranstaltungen als Teil der Stadtteilarbeit
Vor über einem Jahr wurde das Stadtteilzentrum von „JUKUS” in der Mariengasse 41 eröffnet. Günter Bruchmann, Sozialarbeiter und Leiter des Stadtteilzentrums, hat „Soziale Arbeit“ an der FH JOANNEUM studiert, nachdem er in der Wirtschaft gearbeitet hatte. So kann er Menschen durch seine Arbeit etwas zurückgeben. Zu seinen Tätigkeiten im Arbeitsalltag zählen unter anderem das Personalmanagement sowie das Controlling. Am liebsten arbeitet er mit den Menschen im Stadtteilzentrum zusammen. Seiner Meinung nach ist das Stadtteilzentrum besonders wichtig, denn viele der informellen Treffpunkte in der Stadt sowie auf dem Land sind verloren gegangen. „Die Einsamkeit im urbanen Raum ist einfach stärker“, meint der Leiter. Das Stadtteilzentrum bringt Nachbarschaften zusammen, hilft Bewohner:innen der Gemeindesiedlungen im Umgang mit Problemen und bietet Menschen Raum, eigene Projekte zu verwirklichen.
Eine der Personen, die im Stadtteilzentrum ihre Ideen umsetzen, ist Margit Ceri. Anfang April hat sie eine Strickrunde ins Leben gerufen und konnte so ihre Kenntnisse im Stricken weitergeben. „Die schönsten Projekte sind immer die, die von den Leuten selbst kommen“, freut sich auch Bruchmann. Jede:r darf hier seinen Ideen freien Lauf lassen und kann das Zentrum nutzen. Jedoch müssen die Veranstaltungen für jede:n zugänglich und gratis sein, so wie auch der „Väterabend“, der jeden Mittwochabend stattfindet. Bruchmann sieht diese Projekte als essentiellen Teil der Stadtteilarbeit. „Die Leute, die hierherkommen, sind Expert:innen für ihre Lebenswelten und wissen, was sie brauchen“, meint er, bezogen auf die Stadtteilarbeit. So entstehen die meisten Veranstaltungen. Zudem kommen diese gut an, weil die Bewohner:innen merken, dass es jetzt auch in Lend Kulturangebote, wie die Vernissage „RückbLENDe“ gibt.
Das „Digicafé” – Tor zur Digitalisierung
Älteren Menschen einen Zugang zur Digitalisierung zu geben, das ist das Ziel des „Digicafés“, denn Transferleistungen können oft nur online ausgeführt werden. „Die Digitalisierung hat auch innerhalb der Kommunikation starke Züge angenommen“, sagt Bruchmann zur Wichtigkeit des „Digicafés“. Denn der meiste Informationsaustausch läuft beispielsweise über WhatsApp. Zudem lernen die Teilnehmer:innen einen angemessenen Umgang mit Handy, Tablet und Computer kennen.
Das Café entstand in Kooperation des Sozialamtes sowie des SeniorInnenbüros und findet unter anderem in den Stadtteilzentren statt. Seit letztem Jahr findet das „Digicafé” einmal im Monat statt und wird aufgrund der Dringlichkeit vieler technischer Probleme ab Mai zweimal im Monat veranstaltet. Zusätzlich wird dann einmal monatlich eine externe Person anwesend sein, welche die speziellen Fragen der Teilnehmer:innen beantwortet. Jede:r mit technischen Problemen kann zum nächsten „Digicafé” am 25. April, im Zeitfenster von 10 bis 12 Uhr, kommen und Fragen stellen. Beim letzten Mal war der Andrang groß. „Wir waren so ausgelastet, dass wir weit über die Zeit hinaus gearbeitet haben“, so Bruchmann. Alles läuft hier nach dem Prinzip „First Come, First Served“. Für alle Interessierten wird es auch weitere Termine für „Digicafés” in naher Zukunft geben.
Ergebnisse der Strickrunde – Foto: Nina Rauch
Ein österreichweites Projekt
Julia Holler, ebenfalls Sozialarbeiterin im Stadtteilzentrum, spielt auf nationaler und internationaler Ebene Tischfußball-Turniere. Die Idee zu dem Projekt „Tischfußb (all) inclusive“, das vom Ministerium gefördert wird, entstand, um Hobby und Arbeit zu verknüpfen. Das Hauptaugenmerk wird hier auf Inklusion gelegt. Das bedeutet, dass sowohl Menschen ohne als auch mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung die Chance zum Spielen bekommen. Dafür gibt es im Stadtteilzentrum einen speziellen Tischfußballtisch mit Teleskopstäben, der verstellt werden kann. So können nicht nur Rollstuhlfahrer:innen, sondern auch Kinder und ältere Personen spielen. Einmal in der Woche soll sich zum gemeinsamen Trainieren und Spielen getroffen werden. Auch mehrfache Weltmeister:innen des „TFC Hotshots” werden einmal im Monat beim Trainieren helfen.
In den kommenden drei Jahren sollen Vereine österreichweit Teil des Projekts werden und spezielle Tischfußballtische bekommen. „Es sollten auf jeden Fall so viele Bundesländer wie möglich inkludiert sein“, sagt Holler. Auch Personal, das speziell ausgebildet wird, soll etabliert werden. Nach der Dreijahresfrist soll es erste Turniere geben, sowohl inklusive als auch jene nur für Menschen mit Beeinträchtigung.
Titelbild: Günter Bruchmann und Julia Holler vor dem Stadtteilzentrum Lend – Foto: Nina Rauch