Aus einer „einmaligen Sache“ wurde eine feministisch-queere Band mit starker Botschaft: „Planet Yoni“ bringt internationale Musikerinnen zusammen. Am 12. Juni heizten sie mit ihren Powerbeats in der Postgarage ein.
Die Bühne ist klein, gerade so findet jede der elf Musikerinnen ihren Platz. Kurz zuvor wirkte es noch nahezu „ruhig“ in der Postgarage, doch kaum ist „Planet Yoni“ auf der Bühne, ändert sich die Situation schlagartig. Mit „Freedom“ von Beyonce eröffnen sie ihren Auftritt und bringen sofort Schwung ins Publikum. Kraftvoller Gesang, beeindruckende Solos und Frauenpower machen den Abend zu einem einzigartigen Erlebnis.
Geburtstag: Internationaler Frauentag
Dass es die All-female-Band „Planet Yoni“ gibt, so wie sie heute ist, entstand mehr oder weniger durch Zufall. Die australische Saxofonistin Alana MacPherson setzte die Gruppe 2023 für einen Auftritt am internationalen Frauentag zusammen. Ursprünglich war das musikalische Arrangement aus vier Sängerinnen, einem kompletten Bläsersatz und einer Rhythmusgruppe nur einmalig für das Event gedacht. Doch schließlich fragte sie nicht nur ein Arbeiter vom Music House nach weiteren Auftritten, sondern auch von den Zuseher:innen kam das Interesse nach einem nächsten Gig. Damit war entschieden: „Planet Yoni“ und ihre bunte Mischung aus Jazz, Pop, Hip-Hop und RnB wurde geboren.
Neue Songs durch gemeinsame Jam-Sessions
Anfangs spielten sie nur Cover, doch mittlerweile haben sie auch eigene Songs. Beim Songwriting-Prozess schreibt zuerst jede für sich selbst. In gemeinsamen Jam-Sessions tragen sie dann ihre Ideen zusammen, wie Meredith Brown erklärt. Die Sängerin kommt eigentlich aus Kalifornien, wuchs jedoch auch in Deutschland und Spanien auf. 2004 kam sie mit ihren Eltern, die beide Opernsänger waren, nach Graz. Obwohl sie schon immer gerne Musik machte, traute sie sich anfangs nicht, ihre eigenen Lieder umzusetzen. „Es war so viel Angst dabei, denn jedes Mal beim Schreiben habe ich den Zettel sofort weggeschmissen“, erzählt Meredith. Mittlerweile hat sich das geändert und ihre Lyrics finden sich in den Songs der Band wieder.
Die Mitglieder von „Planet Yoni“ kommen aus aller Welt, doch trotzdem hat Graz für sie eine besondere Bedeutung. Denn egal ob aus Österreich, Montenegro, Türkei, Lettland oder aus anderen Ländern, hier hat die Gruppe zueinander gefunden. Außer der Liebe zur Musik verbindet die elf Frauen auch der Wunsch, sich lautstark für Feminismus einzusetzen. Mit Songs wie „Fu** Boys” lassen sie auf der Bühne ihrem aufgestauten Frust freien Lauf.
„Unsere Sticker werden immer wieder runtergerissen“
Neben der Musik ist ihnen auch folgende „Message“ sehr wichtig: In einer von Männern dominierten Branche stehen sie für mehr weibliche und queere Repräsentation. Sie wollen Frauen fördern und arbeiten deshalb auch abseits der Bühne fast ausschließlich mit Frauen zusammen. Ihr Logo ist ein Schritt, um Tabuthemen wie die weiblichen Genitalien abzubauen. Außerdem möchten sie die Normalisierung von Liebesliedern von Frauen für Frauen vorantreiben. Doch nicht immer erhalten die Musikerinnen positive Reaktionen. „Unsere Sticker werden immer wieder runtergerissen“, sagt Meredith Brown. Auch mit Kommentaren wie „Ihr klingt sogar gut“, oder „Eure Musik will ich nicht hören, aber elf Frauen kannst du mir jederzeit bringen“, wurde die Band bereits konfrontiert. Doch die schlechten Erfahrungen bekräftigen sie nur in ihrer Haltung, wie wichtig ihr Aktivismus ist. „Es heißt nicht, dass ich das immer wieder erleben will, aber es erweckt den Kampfgeist schon ordentlich“, erzählt Meredith.
Jetzt geht’s erst richtig los
Eines ist für „Planet Yoni“ klar: Noch sind sie am Anfang, doch Schritt für Schritt verwirklichen sie ihre Pläne. Ihr vergangener Auftritt in der Postgarage, bei dem unter dem Programm „spotting“ übrigens auch die Künstlerin NEE-SHA zu sehen war, war also bestimmt nicht ihr letzter. Die nächsten Konzerte sind schon geplant. Am 29. Juni sind sie im Volksgarten bei der Pride zu sehen. Das Pride-Month ist „Planet Yoni“ sehr wichtig, trotzdem meint Meredith Brown: „Das, was wir zu Pride machen, machen wir das ganze Jahr.“ Sie habe das Gefühl, dass viele Leute glauben, man müsse besonders im Juni etwas gegen Homophobie tun. Der Aktivismus und die Repräsentation seien jedoch das ganze Jahr wichtig. Bald möchte die Band auch ihre eigenen Songs aufnehmen und noch öfter auftreten. Man kann ihr die Begeisterung für „Planet Yoni“ richtig ansehen, als Meredith lacht und meint: „Vielleicht sind dann irgendwann ganze Stadien ausverkauft?“
Vocals: Meredith Brown, Deniz Oral, Ipek Göztepe und Evelina Kalnina
Bläser: Alana MacPherson (Saxofon), Garazi Petrirena (Posaune), Kaya Meller (Trompete), Anna Gollien (Bariton-Saxofon)
Rhythmus: Gloria Handler (Schlagzeug), Milica Vujadinovic (Keyboard) und Nina Feldgrill (Bass)
Nächste Auftritte:
→ 29. Juni bei der Pride-Hauptbühne im Volksgarten
→ 5. Juli beim ÖH-Fest der Kunstuni Graz in der Brandhofgasse
& voraussichtlich ab August auch auf Spotify zu hören!
Titelbild: „Planet Yoni“ sorgte am Mittwoch, den 12. Juni, für eine mitreißende Stimmung in der Postgarage. – Foto: Larissa Buchriegler