Beispiel eines mit einer analogen Kamera aufgenommenen Fotos, entwickelt im Blendpunkt

Blendpunkt Graz: Die Rückkehr zur analogen Fotografie

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Simon Penn und René Böhmer setzen im Blendpunkt” ganz auf analoge Entschleunigung: Ihr Fotolabor ist der zentrale Anlaufpunkt für Amateur- und Profifotografen, die die Kunst der analogen Fotografie neu entdecken.

Der Rückgriff auf analoge Techniken spiegelt einen gesellschaftlichen Wunsch nach Entschleunigung und Authentizität wider – von Vinyl-Schallplatten bis hin zur Renaissance der analogen Fotografie. 

„Immer mehr Menschen – besonders junge Erwachsene und Studierende – entdecken die analoge Fotografie neu, um einen Ausgleich zur digitalen Welt zu finden“, sagt René Böhmer, Mitgründer des Fotolabors „Blendpunkt”. Seit 2019 bietet das Labor in der Hans-Ressel-Gasse nicht nur professionelle Filmentwicklung an, sondern auch Workshops, technische Beratungen und Druckprodukte, sowohl für neugierige Anfänger:innen als auch für erfahrene „alte Füchse“ der analogen Fotografie.

Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, hat Blendpunkt den Bestellprozess so gestaltet, dass er den heutigen Anforderungen an Einfachheit und Flexibilität entspricht: Kund:innen können ihre Bestellung online aufgeben und den Film rund um die Uhr in die Abgabebox vor dem Labor werfen. Einige Tage später erhalten sie die Bilder zurück – in digitalisierter Form. Ein kleines Zugeständnis an die digitalen Zeiten. „Das Konzept bietet eine flexible Lösung, die sowohl für die Kund:innen als auch für uns gut funktioniert“, erklärt René Böhmer.

Die Idee, ein Fotolabor zu gründen, entstand aus der eigenen Begeisterung für analoge Fotografie. „Simon und ich waren beide schon länger begeisterte Analog-Fotografen und sind es immer noch. Wir dachten, es wäre cool, wenn wir Filme selber entwickeln können“, erzählt Böhmer. Sie kauften eine Farb-Entwicklungsmaschine, erstellten eine Website und setzten ihr Konzept um. Heute entwickeln sie in ihrem Labor täglich Filme und haben sich in Graz als Anlaufstelle für analoge Fotografie etabliert.

Abgabebox für analoge Filmaufträge vor dem Fotolabor Blendpunkt in Graz
Rund um die Uhr: Die Abgabebox von Blendpunkt für analoge Filmaufträge – Foto: Nadja Weixler

Zuflucht in einer digitalen Welt

Während KI und Automatisierung immer stärker in die digitale Fotografie eingreifen und das Vertrauen in die Authentizität digitaler Bilder erschüttern, gewinnt die analoge Fotografie zunehmend an Bedeutung. „Die Menschen suchen nach etwas Greifbarem und Authentischem, weg von der überdigitalisierten Welt“, erörtert René Böhmer. Dieser Wunsch nach Entschleunigung spiegelt sich auch in der wachsenden Nachfrage wider, die das Team von Blendpunkt beobachtet. „Viele Eltern greifen zum Beispiel bewusst zur analogen Fotografie, um besondere Momente ihrer Kinder in einer ursprünglichen, natürlichen Ästhetik festzuhalten“, berichten sie von Erfahrungen eigener Kund:innen. Viele schätzen analoge Fotografie nicht nur für das Handwerk, sondern auch weil sie für Glaubwürdigkeit in einer zunehmend automatisierten Welt steht.

Handwerk, Präzision und kreative Freiheit

Einige Workshops des Fotolabors bieten einen idealen Einstieg, um die analoge Fotografie neu zu entdecken und die besonderen Herausforderungen dieses Mediums zu meistern. Im Gegensatz zur digitalen Fotografie, bei der Fehler oft durch Automatisierung und Bildbearbeitungsprogramme ausgeglichen werden, setzt das analoge Medium eine sogenannte Prävisualisierung voraus: Das fertige Bild muss bereits vor der Aufnahme klar vor Augen stehen. „Man lernt durch Erfahrung und Fehler“, erklärt der begeisterte Analogfotograf René. „Das Ziel ist, die Technik so gut zu beherrschen, dass sie keine Barriere mehr darstellt und ich das gewünschte Bild direkt umsetzen kann.“

Dieser Prozess, der Wissen und Gefühl vereint, macht die analoge Fotografie zu einem besonders lohnenden Erlebnis. Doch der Weg dorthin ist oft herausfordernd, wie Böhmer aus eigener Erfahrung weiß: „Ich habe mir alles selbst beigebracht – mit Büchern aus den 60er- und 70er-Jahren, alten Spezialist:innen und viel Ausprobieren. Es gibt keinen spezifischen Ausbildungsweg mehr, was das Lernen erschwert.“ Dennoch sieht er darin eine Chance: Nur durch tägliches Fotografieren und die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Technik und Bildgestaltung könne man einen eigenen Stil entwickeln und die kreative Freiheit verwirklichen, die analoge Fotografie verspricht.

 

Titelbild: Im Detail: Ein Filmstreifen unter der Lupe – die Kunst der analogen Fotografie im Fotolabor Blendpunkt – Foto: René Böhmer

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