Seit Ende des Vorjahres hat die Bahnhofsmission ihre Türen wieder geöffnet. Das Tageszentrum der Caritas bietet Bedürftigen am Bahnhof Hilfe und einen warmen Platz.
Vor dem Grazer Hauptbahnhof pulsiert das Leben. Menschen eilen im Laufschritt vorbei, ihre klappernden Koffer und hastigen Schritte hallen über den Vorplatz. Taxis stehen mit laufendem Motor bereit. Busse zischen, wenn sie die Haltestelle anfahren, ihre Türen öffnen sich mit einem dumpfen Ruck. Von der nahen Straße ist das Brummen der Motoren nicht zu überhören, hin und wieder dröhnt ein aufgebrachtes Hupen durch die Luft. Stimmengewirr, das Klappern von Schuhen und der Verkehr verschmelzen zu einem ununterbrochenen Klangteppich. Doch kaum betritt man die Bahnhofsmission, so lässt man den Stadtlärm hinter sich. An Tischen sitzen Besucher, die sich unterhalten und Karten spielen. Die ruhige Atmosphäre, sie ist ein Rückzugsort.
120 Besucher:innen pro Wochenende
Schon seit 100 Jahren unterstützt die Caritas Steiermark bedürftige Menschen auf dem Hauptbahnhof, seit genau einem Jahr in der Bahnhofsmission, einem Tageszentrum für Obdach- und Wohnungslose. Sie kocht für ihre Gäste, hilft und berät bei individuellen Problemen. Zu finden am Europaplatz 12, hat die Bahnhofsmission nach einigen Umbauarbeiten seit wenigen Wochen wieder geöffnet. „Es war von Tag eins an gut besucht. Den Leuten gefällt es hier”, erklärt Leiter Jakob Url. Heute kommen an Wochenenden bis zu 120 Gäste, die die Angebote des Zentrums wie beispielsweise Schlafräume oder Duschen nutzen. Zwei hauptamtliche Mitarbeiter:innen, Zivildiener:innen und mehrere ehrenamtliche Helfer:innen wechseln sich derzeit in Schichten ab. Finanziert wird das Tageszentrum zu 100 Prozent von der Stadt Graz. Kooperiert wird etwa mit den Vinziwerken, Beratungsstellen und medizinischen Einrichtungen, um den Gästen gezielt zu helfen.
Die Gäste, das sind eine breite Palette von Menschen: Obdachlose, Personen, die nur nachts nach einem Notquartier suchen, Menschen, die in beengten Wohnverhältnissen leben und auch Besucher:innen, die von der Einsamkeit in die Bahnhofsmission getrieben werden. Die Bahnhofsmission soll einen ruhigen Rückzugsort für Menschen in schwierigen Lebenslagen bieten. Allerdings, so Url, bringt die Arbeit mit so vielfältigen Besuchern auch Herausforderungen mit sich. Viele Gäste kämpfen mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen, was die Betreuung erschwert. Darüber hinaus können unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Nationalitäten zu Spannungen und Konflikten führen. Für solche Situationen ist das Team geschult, die Mitarbeiter versuchen dann zu deeskalieren und zu vermitteln. Nur in seltenen Fällen, wenn eine Gefahr für andere besteht, müssen Gäste vorübergehend den Raum verlassen. Trotz dieser Herausforderungen gelingt es der Bahnhofsmission, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen Unterstützung und Verständnis finden können, erklärt Leiter Url.
Unterstützung durch Spenden
Die Bahnhofsmission lebt auch von der Hilfsbereitschaft der Gesellschaft. Besonders gefragt sind Sachspenden wie Kleidung, Lebensmittel und Hygieneartikel – aktuell werden Damenhygieneprodukte dringend benötigt. Diese können am Infoschalter der Bahnhofsmission abgegeben werden, erklärt Url. Interessierte können aber auch jederzeit vorbeischauen und fragen, welche Spenden gerade am dringendsten gebraucht werden. Zudem fließen Geldspenden, die in Spendenboxen gesammelt werden, in Zusatzprojekte, da die Grundversorgung durch die Stadt gesichert ist. „Jede Spende bewirkt etwas Gutes und bringt Freude in das Leben der Bedürftigen,” so Jakob Url.
Die Bahnhofsmission kann also ein sicherer Ort für Menschen in schwierigen Lebenslagen sein, mit warmen Mahlzeiten, Schlafplätzen, Duschmöglichkeiten und Unterstützung bei Alltagsproblemen. Inmitten des geschäftigen Treibens des Bahnhofs ist die Bahnhofsmission ein Ort der Ruhe und der Sicherheit, an dem Menschen sich aufgehoben fühlen können, ohne sich erklären zu müssen.
Hier geht es zu einem Annenpost über die Bahnhofsmission vor den Umbauarbeiten.
Öffnungszeiten 9-17 Uhr
Adresse: Europaplatz 12, 8020 Graz
Tel.: +43 676 88 01 57 171
E-Mail: bahnhofsmission@caritas-steiermark.at
Titelbild: Zwei Besucher der Bahnhofsmission. – Foto: Bahnhofsmission