Markus Wohlkönig: „Die Annenstraße ist echtes Graz“

Lesezeit: 3 Minuten

Schwerpunkt ANNsichtssache. Markus Wohlkönig ist einer der CEOs und Gründer des Skulture Skateshops in der Annenstraße 33. Wie er die Annenstraße sieht und welche Ideen er für ihre Zukunft hat.

Am 22. Jänner wird im „Büro zur Rettung der Welt“ die Ausstellung „ANNsichtssache“ eröffnet. Die Annenpost hat im Rahmen dieser Ausstellung Interviews mit Gewerbetreibenden in der Annenstraße geführt.

Nachdem er seinem Bachelor in Informationsdesign an der FH JOANNEUM machte, arbeitete Markus Wohlkönig fünf Jahre bei Blue Tomato, einem Einzelhändler, der sich auf die Bereiche Snowboard, Skateboard, Surf und Streetwear spezialisiert hat. Seit Juli 2023 ist er selbständig und einer der vier CEOs des Skulture Skateshop.

Wer einen Skateshop betreibt, skatet wahrscheinlich auch selbst, oder? Was ist Ihr bester Trick?

Mein Lieblingstrick ist der Big Spin. Da dreht sich das Skateboard 360 Grad, während sich der Körper selbst nur 180 Grad dreht.

Wie skatebar ist die Annenstraße?

Boah, ich habe schon alles probiert! Skatebar ist sie. Vor allem, weil die Straße vom Bahnhof runter abwärts geht. Aber mit den Nachbarn hat es ziemlich schnell Probleme gegeben. Die waren nicht sehr erfreut darüber.

Markus Wohlkönig vor seinem Skateshop in der Annenstraße 33 – Foto: Foroozan Bitarafhaghighi

Woher kam die Idee zur Gründung des Skateshops?

Während Corona hat der Freedom-Skateshop in Graz zugesperrt. Die Szene brauchte wieder so einen Ort. Deshalb haben meine Mitgründer und ich uns zusammengetan und einen eigenen Shop gegründet.

Gibt es einen Skateshop, der für Sie als Vorbild gilt?

Ich halte allgemein wenig von Vorbildern, aber der Civilist Skateshop in Berlin hat mich sehr inspiriert.

Warum betreiben Sie Ihr Geschäft genau in der Annenstraße?

(Schmunzelt) Weil es billig ist. Nein, also wir haben in der ganzen Stadt geschaut. Wir wollten eine Innenstadtlage und haben hier in der Annenstraße einen guten Preis bekommen.

Was macht die Annenstraße für Sie besonders?

Die Annenstraße ist eine schöne Straße zum Arbeiten und Leben. Mir gefällt, dass es eine super bunte Straße ist. Es ist immer Leben da. Die Straße ist voller Graffitis, überall kleben Sticker. Es ist nicht so sauber. Es ist einfach echtes Graz.

In der Annenstraße gibt es zahlreiche Leerstände. Wirken sich diese auf Ihr Geschäft aus?

Auf jeden Fall. Ich denke, die Kaufkraft der Menschen ist allgemein nicht mehr so stark. Das sieht man vor allem hier in der Annenstraße. Die Leerstände sind schon fast ein bisschen beängstigend.

Der CEO des Skulture Skateshops bei der Arbeit – Foto: Foroozan Bitarafhaghighi

Was ist Ihrer Meinung nach das größte Problem in der Annenstraße?

Das Einkaufszentrum am Hauptbahnhof. Wenn man am Bahnhof ankommt, ist das Erste, das man sieht, ein geschlossenes Einkaufszentrum. Das ist für die zweitgrößte Stadt in Österreich ziemlich traurig. Und so zieht sich das dann durch die ganze Annenstraße.

Was sind Ihre Zukunftswünsche für die Annenstraße?

Ich wünsche mir in erster Linie, dass die Annenstraße nicht so polarisiert oder politisiert wird. Immer wird sie als Negativbeispiel verwendet für etwas, das nicht funktioniert. Ich wünsche mir, dass sich die Annenstraße wieder in ein positives Licht rücken kann. So wie früher. Meine Oma hat mir erzählt, dass die Annenstraße zu ihren Zeiten die Haupteinkaufsstraße war. Ich glaube, sie hat gutes Potenzial.

Und ich finde, die Mieten gehören heruntergesetzt. Außerdem könnte man auch Künstler:innen, kreativen Menschen und Vereinen die leeren Räume kostenlos zur Verfügung stellen, um die Annenstraße zu beleben. Nach dem Motto: Bevor etwas leer steht, machen wir etwas Alternatives damit. Es muss ja nicht immer ein Geschäft sein. Oder man könnte natürlich auch einen Skatepark hineinbauen. Wieso nicht, wenn die Straße eh schon leer steht?

Wie soll es mit dem Skateshop weitergehen?

Ganz realistisch wünsche ich mir, dass wir in ein paar Jahren noch da sind. Denn im Endeffekt ist unser Shop ein Hobbyprojekt, das mit uns steht und fällt. Aber ich selbst hätte in ein paar Jahren schon gerne zwei, drei Franchise Shops. Am besten in Barcelona, damit ich dort leben kann.

Haben Sie Hoffnungen für die Annenstraße?

Ja sicher! Es ziehen immer mehr Menschen in die Stadt. Bedeutet: Die Zahl der Einwohner:innen steigt und mit ihnen erschließen sich neue Möglichkeiten. Ich bin optimistisch. Es wird immer besser werden.

Infobox
Die Ausstellung ANNsichtssache, kuratiert vom Masterstudiengang Ausstellungsdesign, setzt sich mit dem Potenzial und der Vielfalt der Annenstraße auseinander und präsentiert innovative Ideen und Visionen einer lebendigen Zukunft. Die Annenpost hat sich in diesem Rahmen auf den Weg gemacht und einen Blick hinter die Fassaden der Einkaufsmeile geworfen.
Wir haben mit Menschen aus sieben verschiedenen Geschäften gesprochen und ihre Geschichten festgehalten. Die Interviews werden in der Annenpost veröffentlicht und ausgewählte Fragen sind in der Ausstellung zu hören.

Ausstellung Annsichtssache Eröffnung: 22. Jänner 2025, 19 Uhr

Wann: 23. – 30. Jänner 2025

Wo: Annenviertler Büro zur Rettung der Welt, Annenstraße 20, 8020 Graz

Zu den Texten über die anderen Betreiber in der Annenstraße: https://www.annenpost.at/?s=schwerpunkt+annsichtssache

Der Skulture Skateshop befindet sich in der Annenstraße 33.
Der Shop auf Instagram: https://www.instagram.com/skulture_skateshop/
Zur Website:https://www.skulture.at/

2005 in der Südoststeiermark geboren, seit 2024 studiere ich Journalismus und PR an der FH JOANNEUM in Graz
Ich liebe es zu Texten, zu Planen und zu Träumen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

3 + 12 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Joe Niedermayer: „Ich bin gerne in so einem Grätzl!“

Nächste Geschichte

Amet Farmah: ,,Ich fühle mich irrsinnig wohl”

Letzter Post in ANNSICHTSSACHE