Vor einem halben Jahr stand das Explosiv, das Jugend- und Kulturzentrum am Bahnhofgürtel, kurz vor dem Aus. Der Geschäftsführer Philipp Weinberger versucht nun den Neustart.
Die Fassadengestaltung macht dem Jugendzentrum Explosiv alle Ehre: Ein Graffito in knalligem Gelb, in Orange, Blau und Schwarz gesprayt, das die Illusion erzeugt, dass einem gerade die ganze Bude um die Ohren fliegt. Genau darum ging es im Explosiv die letzten Jahre auch: Hier wird seit Jahrzehnten vor allem Musik auf die Bühne gebracht, die es laut gibt – Hardcore, Punk und Metal. Dazu bietet das Explo alles, was Jugendzentren so bieten.
Geldsorgen und Förderungs-Aus
Im vergangenen Sommer stand das Jugend- und Kulturzentrum Explosiv mit diesem Konzept kurz vor dem Aus. „Letztes Jahr war´s richtig krass, es kann natürlich sein, dass es heuer auf das Gleiche hinausläuft“, bedauert Geschäftsführer Philipp Weinberger im Interview. Durch den Wechsel der politischen Verantwortung in der Landesregierung sei noch nicht geklärt, wie es künftig mit den Förderungen weitergehen wird. Um aus eigener Hand mehr Geld in die Kasse zu bringen, setzt Weinberger bereits Maßnahmen um. Die Reduzierung der Personalkosten und eine Steigerung der Einnahmen aus der Vermietung der Probe- und Veranstaltungsräume sollen zur Sanierung beitragen.
Für die Kunst- und Kulturförderungen gab es bis jetzt Drei-Jahres-Verträge. Diese laufen mit dem Jahr 2025 aus. Noch ist unklar, ob es diese wieder geben wird. „Es heißt jetzt für alle, die von diesen Förderverträgen abhängig sind: Heuer kommen alle durch. Was nächstes Jahr wird, das weiß keiner.“ Davon ist nicht nur das Explosiv betroffen, sondern alle vom Land geförderten Kultureinrichtungen in Graz.
Eine Jahresförderung des Landesjugendreferats wurde im vergangenen Jahr abgesagt, stattdessen gab es nur noch eine Projektförderung für Workshops. Laut Explosiv-Geschäftsführer Philipp Weinberger erschweren diese kurzfristigen Förderungen die Planung erheblich. Für 2025 gilt für die Jugendförderung: Bis jetzt gibt es noch keine Möglichkeit auf Förderansuchen, weil noch nicht klar ist, wie die neuen Auflagen unter der neuen Landesregierung sein werden.
Am Puls der Zeit
In unserer Welt der Digitalisierung haben Jugendliche unendliche Möglichkeiten, sich die Zeit online zu vertreiben. Obwohl das Explo mehr als 35 Jahre auf dem Buckel hat, damals vom Internet noch nicht die Rede, glaubt Weinberger fest daran, dass es Jugendzentren nach wie vor braucht. Früher war er hier selbst Gast, seit 2020 leitet er das Explosiv.
„Es braucht mehr Betreuung, mehr Raum für Jugendliche“, betont er. Tatsächlich würden die Grazer Jugendzentren nicht nur hervorragend genutzt, sondern seien voll ausgelastet. Im konkreten Fall des Jugendzentrum Explosiv liegt das auch an den vielen Workshops und Angeboten für Jugendliche. Hier können Jugendliche auch eigene Events auf die Beine stellen. Philipp Weinberger erzählt von einem Ausstellungs-Projekt von Schüler:innen der HLW Schrödinger.
Die Türen öffnen
In Zukunft, erzählt Philipp Weinberger, will er das Jugend- und Kulturzentrum für eine breitere Zielgruppe positionieren. In Zukunft sollen die Türen nicht nur für die Metal- und Punk-Szene offen sein, sondern auch für andere Musikrichtungen, für Tanz, Kunst oder auch für Kinderprogramme. „Mir schwebt vor, dass man zum Beispiel im Barbereich eine wechselnde Fotoausstellung macht, für junge Grazer Talente“, erzählt der Geschäftsführer.
Website des Jugend- und Kulturzentrum Explosiv: https://www.explosiv.at/ Öffnungszeiten außerhalb der Veranstaltungen:
Die nächsten Veranstaltungen im Explosiv findet ihr hier: https://www.explosiv.at/events/liste/
Jugendcafé: Mittwoch – Freitag 16:00 – 21:00 Uhr
Büro: Montag – Donnerstag: 08:30 – 14:00 Uhr
Titelbild: Philipp Weinberger vor der Fassade des Explosiv. – Foto: Nadja Brottrager