Schwerpunkt ANNsichtssache. Seit 16 Jahren leitet Katharina Seppele das 4-Sterne-Hotel „Drei Raben“ in der Annenstraße 43. Was sie an ihrem Job mag und an der Stadtpolitik kritisiert.
Keine 10 Gehminuten von der Innenstadt und vom Hauptbahnhof entfernt, steht man vor dem Hotel „Drei Raben“. Schon der Name, der sich auf die Wappenvögel der Eggenberger bezieht, zeugt von Geschichte. Tatsächlich gibt es das Hotel seit über 100 Jahren. Die Geschichte des Hauses reicht aber noch weiter zurück, wie die Stadt Graz in „Die Grazer Annenstraße – Ansichten und Mobilität einst” (2008) verzeichnet. Schon im 18. Jahrhundert führte der Wirt Johann Schwarz dort ein beliebtes Gasthaus mitsamt sechs Kegelbahnen, bevor das Hotel zum Nachfolger wurde. Heute leitet Katharina Seppele das Hotel, das seit 2016 im Eigentum der Wiener VIVAT Touristik und Managementservice GmbH steht.
Gerade hat am Bahnhofsgürtel mit dem Radisson ein weiteres Hotel eröffnet. Wie stark spüren Sie den Wettbewerb?
Ich nehme die Konkurrenz und vor allem das Radisson schon sehr stark wahr, am Bahnhof gibt es Unterkünfte an jeder Ecke. In den letzten Jahren ist die Buchungslage viel schlechter geworden.
Wie sind Sie zur Leitung des Hotels gekommen?
Das war durch Zufall 2009. Ich habe die Tourismusschule in Klessheim absolviert und war danach im Hotelgewerbe beschäftigt. Zuerst war ich in Bayern als stellvertretende Verwaltungsassistentin in einer Kurklinik, dann an der Rezeption. Danach bin ich nach Österreich gekommen und hier gelandet.
Wer übernachtet denn bei Ihnen?
Unser Vorteil ist, dass wir sehr zentral zwischen Bahnhof und Hauptplatz liegen, mit einer guten Verkehrsanbindung. Wir haben viele Geschäftsreisende, die zum Kongress gehen, und viele aus der Kunst, also Jazzmusiker und so weiter. Ich habe auch Kooperationen mit Kunstuniversitäten. Touristen kommen wenige, eher im Sommer, aber zum Großteil sind es Geschäftsreisende, die im Durchschnitt ein bis zwei Nächte bleiben oder sogar wöchentlich kommen.
Welche Veranstaltungen sind besonders relevant?
Auf jeden Fall der Grand Prix im Juni und im August die MotoGP in Spielberg, da spüren wir die Auswirkungen jedes Jahr bis nach Graz. Weitere Highlights sind Aufsteirern, die Diagonale und das Musikprotokoll.
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?
Alles. Ich schätze den Gästekontakt und das gute Arbeitsklima, wir sind noch sehr familiär. Zum Glück habe ich mein fixes Personal.
Die Annenstraße zeichnet sich momentan durch eine hohe kulturelle Vielfalt aus, es gibt aber auch viele Leerstände. Wie stehen Sie zu dieser Entwicklung? Bereitet Ihnen das auch in Bezug auf Ihre Gäste Sorgen?
Es ist alles fehlorganisiert, es gibt keine Parkplätze, keine Geschäfte und keine Haltezone vor dem Hotel. Auf jeden Fall wirken sich auch die Leerstände negativ aus, manchmal wird das auch von den Gästen kritisiert. Ich finde das alles schlecht.
Wie würden Sie die Atmosphäre und das Umfeld des Hotels beschreiben?
Schon sehr negativ, aber wir sind günstig zum Bahnhof gelegen. Das ist unser großer Pluspunkt. Ich sage immer zu den Gästen: „Augen zu bis zur Mur – und dann Augen auf.“
Was würden Sie sich von der Stadtverwaltung für die Annenstraße wünschen?
Auf jeden Fall eine Haltezone vor dem Hotel, weil die Gäste nicht ausladen können. Es wurde nie richtig begründet, warum das nicht möglich ist.
Titelbild: Katharina Seppele im Hotel. – Foto: Lisa Strobl
Die Annenpost hat sich in diesem Rahmen auf den Weg gemacht und einen Blick hinter die Fassaden der Einkaufsmeile geworfen. Wir haben mit Menschen aus verschiedenen Geschäften gesprochen und ihre Geschichten festgehalten. Die Interviews werden in der Annenpost veröffentlicht und ausgewählte Fragen waren in der Ausstellung zu hören.