Der 8. Februar markiert den Geburtstag des beliebtesten Kartendienstes „Google Maps“. Mit Google Maps Street View lassen sich Orte auf der ganzen Welt anhand weniger Klicks besuchen.
Von kunstvoll verbogenen Fenstern am Griesplatz, Vorgänger des Automatenlokals, bis hin zu mysteriösen Bauarbeiten. Mit Google Maps Street View lassen sich spannende, humorvolle und kuriose Entdeckungen entlang der Annenstraße machen und beobachten, wie sich das Street View Bild im Laufe der Zeit verändert hat.
Die charakteristische Atmosphäre des Annenviertels lässt sich nicht nur beim Flanieren im echten Leben einfangen. Google Street View, ein Service des Google-Kartendienstes Maps, der am 8. Februar vor genau 20 Jahren in den USA gestartet ist, bietet sowohl Momentaufnahmen als auch – über historische Aufnahmen – kleine Zeitreisen. In Graz gibt es Street View seit 05.10.2017. Seither halten spezielle Google-Foto-Autos im drei Jahresrhythmus eine 360 Grad Ansicht fest. Die Annenpost hat sich auf eine digitale Reise begeben und verschiedene Auffälligkeiten des Annenviertels dokumentiert.
Ein Mann am Boden
Die beiden Google Street View Bilder der Annenstraße 6, vor dem Dux-Plattengeschäft, zeigen eine kuriose Szene: Ein Mann in Arbeitskleidung liegt bäuchlings auf dem Gehsteig. Auf den ersten Blick wirkt die Szene alarmierend, wie ein Arbeitsunfall. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass der Bauarbeiter schlicht seiner Arbeit nachgeht – er scheint Reparaturen in einem offenen Schacht durchzuführen. Die Perspektive sorgt für einen Moment der Verwirrung. Passant:innen gehen vorbei, ohne auf den Mann zu achten, auf Google bleibt die Szene als skurriler Moment der Alltagsrealität in Erinnerung.

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Rätselhafte Versammlung
Ein bunt bemaltes Gebäude in der Friedhofsgasse 1. Hier hat 1989 Mario Barth das erste legale Tattoo-Studio Österreichs mit Gewerbeschein eröffnet. Auf Street View Ansichten des Ortes fallen heute Menschenansammlungen auf, vor einem Geschäft namens „2-Rad Express“. Über die Jahre hinweg bleiben die Männer Teil des Bildes, während sich die Umgebung leicht verändert – etwa durch erneuerte Bodenbeläge oder das Verschwinden des Geschäfts. Die Gastarbeiter sitzen oder stehen entspannt in Freizeitkleidung, oft mit Taschen oder Rucksäcken und warten. Die Szene illustriert einen typischen inoffiziellen Treffpunkt in städtischen Gebieten: den Arbeiterstrich.
Ein „Arbeiterstrich“ kennzeichnet einen bestimmten Straßenabschnitt, an dem sich vor allem männliche Arbeitsuchende, darunter viele Wanderarbeiter, versammeln. Dort warten sie auf Angebote von möglichen Arbeitgeber:innen für kurzfristige Arbeiten, in der Regel für einen oder wenige Tage, gegen Bezahlung.




Leerstände, Zeugen des Wandels
Heute steht das Gebäude, in dem sich 2020 noch das gepflegte Kebap-Restaurant „Royal Kebab“ befunden hat, leer. Ein Indiz, das den Wandel der Annenstraße beleuchtet. Einer von vielen Leerständen, die die Annenstraße etwa durch Straßenverkehr, veraltete Gebäude und fehlende Parkplätze prägen. Die einzigen Überreste des Restaurants, das sich heute in der Kasernstraße befindet, sind die vergilbten Menütafeln auf den breiten Glasfenstern.


Blickfang
Kunst oder optische Täuschung? Ein Glitch bei Google Street View transformiert die Welsche Kirche am Griesplatz 30 in ein modernes Kunstwerk. Eines der Fenster tanzt durch seine eigenartige Biegung aus der Reihe, wobei es sich hierbei nur um ein digitales Phänomen in Form einer Verzerrung, verursacht durch die Streetview-Kamera, handelt.

Mehr zur Geschichte des Annenviertels: https://www.annenpost.at/2012/04/07/arbeiterviertel-annenviertel-ein-rundgang/
Über das erste Tattoo-Studio in Österreich mit Gewerbeschein: https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/mario-barth-lieber-bunt-als-eintoenig_a3165486
Mehr aus der Annenpost über den Arbeiterstrich: https://www.annenpost.at/2018/02/14/begegnungen-am-arbeiterstrich/
Titelbild: Google Maps feiert Geburtstag. – Foto: Mariella Woger