Schwerpunkt ANNsichtssache. Der Friseursalon „Perle“ in der Annenstraße 16 ist einer der letzten klassischen Friseure zwischen vielen Barbershops. Inhaberin Hannaa Hassan spricht im Interview über den Einfluss des Barber-Trends und die Entwicklung der Straße.
Beim Betreten des kleinen Salons wird man von Hannaa Hassan mit einem herzlichen Lächeln empfangen und fühlt sich in ihrem Laden schnell sehr wohl. Dabei ahnt man zunächst nicht, wie hart der Weg zu ihrem eigenen Laden war.
Was hat Sie in die Annenstraße geführt?
Bereits in meiner Heimat habe ich 20 Jahre lang als Friseurin gearbeitet. 2015 bin ich mit meinen Geschwistern und meinen vier Kindern aus dem Irak nach Österreich gekommen. Der Neuanfang war nicht leicht für meine Familie und mich, da ich arbeiten wollte, aber nicht durfte. Das fehlende Visum machte uns von der Caritas abhängig.
Mittlerweile sind Sie die Inhaberin eines Friseursalons, warum haben Sie sich dabei für den Standort Annenstraße entschieden?
Der Laden gehörte zuerst einem Verwandten von uns, und ich habe bei ihm gearbeitet. Doch als meine Schwester nach Wien ging, wollten sie den Salon verkaufen. Ich hätte dann nicht mehr arbeiten können. Dann hat mir mein Verwandter angeboten, dass ich im Laden bleiben kann. In dieser Zeit hat mir meine Familie finanziell sehr geholfen. Und seit diesem Jahr (2025) gehört der Laden ganz mir.
Wer sind Ihre Kund:innen?
70% meiner Kunden sind Österreicher:innen, 20% Menschen mit arabischer Herkunft und 10% kommen aus anderen Kulturen. Sie reisen aus der ganzen Steiermark an: Ob aus Leibnitz, Leoben oder Knittelfeld, die Leute kommen, weil es ihnen hier gefällt. Viele von ihnen kenne ich schon aus der Zeit, als ich noch mit meiner Schwester zusammengearbeitet habe. Diese Kunden kommen bis heute immer wieder. Sie lassen sich nicht einfach nur die Haare schneiden und gehen wieder, sondern sie trinken etwas, reden mit mir und bleiben länger. Es ist wie eine Freundschaft.
In der Annenstraße gibt es viele neue Barbershops, wirkt sich das auf das Geschlechterverhältnis Ihrer Kund:innen aus?
Nein, es kommen genauso Männer zu mir. Wenn einer mal nicht mehr kommt, kommt immer wieder ein neuer Kunde nach. Das liegt auch bestimmt an der zentralen Lage.
Sind Sie der Meinung, dass der Straßenbahnausbau einen Einfluss auf Ihr Geschäft haben wird?
Nein, ich denke nicht, viele Kunden sind nicht aus Graz und kommen sowieso mit dem Auto.Hier gibt es rundherum viele Parkmöglichkeiten und für den Rest bin ich auch zu Fuß sehr gut erreichbar.
Was würden Sie an der Annenstraße ändern?
Vielleicht den Lärm der Straßenbahn, aber auf der anderen Seite ist es gut, dass sie am Salon vorbei fährt, denn so entdecken die Leute meinen Laden. Oft kommen sie und sagen, dass sie meine Auslage beim Vorbeifahren gesehen haben.
Noch eine letzte abschließende Frage: Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrem Job?
Dass ich nicht nur Haare mache, sondern auch zum Beispiel Wimpern oder Make-Up. Ich mache alles sehr gerne, ich liebe meinen Job.
Vielen Dank!
Titelbild: Hannaa Hassan in ihrem Friseursalon. – Foto: Nina Gritsch
Die Annenpost hat sich in diesem Rahmen auf den Weg gemacht und einen Blick hinter die Fassaden der Einkaufsmeile geworfen. Wir haben mit Menschen aus verschiedenen Geschäften gesprochen und ihre Geschichten festgehalten. Die Interviews werden in der Annenpost veröffentlicht und ausgewählte Fragen waren in der Ausstellung zu hören.