Schwerpunkt ANNsichtssache. Seit 2023 betreibt Lorina Sako das “Lori Ink Studio” in der Annenstraße 25. Wie sie den Wandel im Viertel wahrnimmt und welche Wünsche sie für die Zukunft hat.
Beim Betreten des Tattoostudios fühlt man sich sofort willkommen. Die Einrichtung ist minimalistisch, die Räume sind makellos sauber und der dezente Rosenduft sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Links stehen drei Liegen, rechts ein gläserner Tisch mit frischen Blumen.
Lorina Sako, gebürtige Albanerin, hat sich mit ihrem Team den Traum vom eigenen Tattoostudio erfüllt. Schon 2023 sprach die Annenpost mit ihr – damals stand sie kurz vor der Eröffnung. Der Lockdown hatte ihre Leidenschaft fürs Tätowieren geweckt und mit ihrer Schwester Armela plante sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Doch was hat sich seither verändert?
Annenpost: In einem früheren Interview mit der Annenpost haben Sie erwähnt, dass die Annenstraße als Standort für Sie perfekt passt. Was macht diese Straße für Ihre Kundschaft und Ihren Stil so besonders?
Lorina Sako: Ich denke, vor allem die Historie der Straße. Die Annenstraße war schon immer eine sehr bekannte Straße und man sagt auch, dass sie eine der prunkvollsten Straßen in Graz ist. Leider hat man sie in den letzten Jahren nicht mehr so gefördert, was schade ist. Eigentlich könnte man beginnend vom Hauptbahnhof bis in die Innenstraße eine wirklich schöne Straße mit Cafés und Geschäften machen, sodass die Leute da auch gerne spazieren gehen. Trotzdem ist sie sehr belebt, denn viele Menschen gehen vorbei, sehen das Geschäft und das macht den Standort attraktiv.
Die Straße wirkt doch recht “männlich” – all die Barber, die Imbisse. Wie geht es Ihnen als Tätowiererin damit?
Ich fühle mich hier eigentlich gut aufgehoben. Weiter vorne in der Annenstraße gibt es auch einige Geschäfte, die von Frauen geführt werden, wie “The Lash and Beauty Room”. Ich habe mich da nie in der Minderheit gesehen.
Was sind die beliebtesten Motive, die bei Ihnen gestochen werden? Gibt es ein Motiv, auf das Sie besonders stolz sind?
Wir tätowieren hauptsächlich Fine Line, dementsprechend sind es eher sehr feine, filigrane Tattoos. Was ich besonders gerne steche, sind florale Motive, da sie zeitlos sind und meiner Meinung nach auch gut aussehen. Das Tattoo, das am längsten gedauert hat, war ein Rückentattoo – ein Phönix.
Haben Sie ein eigenes Tattoo, das Ihnen besonders am Herzen liegt oder besonders peinlich ist?
Nein, peinlich ist mir keines meiner Tattoos, denn ich verbinde jedes mit einem bestimmten Lebensabschnitt oder einer besonderen Erinnerung. Bei meinem ersten Tattoo war ich 19 Jahre alt. Das war eine Blume auf der Schulter. Mein Stil ist eher gemischt – mein Bein ist im japanischen Stil mit kräftigen Linien und Farben, Bold Lines, während meine Arme eher im Fine-Line-Stil sind. Aber das stört mich nicht, weil ich mir dabei zu der Zeit etwas gedacht habe und etwas damit verbinde.
Leerstände und Veränderungen sind ein Thema in der Annenstraße. Wie wirken sich diese auf Ihr Geschäft aus und wie nehmen Sie die Entwicklung der Gegend wahr?
Ich sehe immer mehr leerstehende Gewerbeflächen, auch in der Innenstadt, und das finde ich sehr schade. Für mich persönlich ist das nicht so relevant, weil die Kund:innen in der Tattoobranche online, zum Beispiel auf Social Media, gezielt nach Künstler:innen suchen und schauen, wer was macht. Es ist nicht mehr so wie noch vor zehn bis fünfzehn Jahren, als man in einen Shop ging, wahllos in einem Katalog blätterte, ein Motiv auswählte und es egal war, von welchem/welcher Künstler:in das ist. Heutzutage wählen die Menschen schon bewusster.
Haben Sie Wünsche oder Ideen, wie sich die Annenstraße in Zukunft entwickeln könnte?
Ja, Wünsche habe ich auf jeden Fall! Die Straße sollte mehr belebt und von der Stadt Graz stärker gefördert werden. Es wäre schön, wenn mehr Leute spazieren gehen würden und die Annenstraße gepflegter wäre. Hygiene und Sauberkeit sind mir sehr wichtig und es wäre notwendig, dass auch von der Stadt mehr darauf geachtet wird.
Wie sehen Sie die Rolle von lokalen Unternehmen und Kunstschaffenden in der Entwicklung der Annenstraße?
Lokale Unternehmen und Kunstschaffende könnten in der Entwicklung der Annenstraße schon etwas beitragen. Zum Beispiel indem sie selbst als gutes Beispiel vorangehen. Man kann sich auch mehr engagieren. Ich selbst habe versucht, das Studio so einladend wie möglich zu gestalten, damit sich meine Kund:innen wohlfühlen. Ich achte darauf, dass in meinem Geschäft immer alles passt.
Titelbild: Lorina Sako. – Foto: Thomas Kubin
Die Annenpost hat sich in diesem Rahmen auf den Weg gemacht und einen Blick hinter die Fassaden der Einkaufsmeile geworfen. Wir haben mit Menschen aus verschiedenen Geschäften gesprochen und ihre Geschichten festgehalten. Die Interviews werden in der Annenpost veröffentlicht und ausgewählte Fragen sind in der Ausstellung zu hören.