Seit erstem Jänner gilt in Österreich das neue Einwegpfand. Obwohl die ersten Pfandflaschen bereits im Umlauf sind, scheinen die wenigsten Kleinbetriebe im Annenviertel Bescheid zu wissen. Wie kann das sein? Die Annenpost ist der Frage auf die Spur gegangen.
Wer die Tage einen der unzähligen Minimärkte oder Imbisse im Annenviertel betritt und dort seine leere Plastikflasche gegen 25 Cent Pfand tauschen möchte, wird vermutlich enttäuscht. Der Grund: Viele Betreiber:innen wissen vom neuen Einwegpfand (noch) nichts. Von insgesamt sieben von uns besuchten Geschäften haben vier noch nie vom Einwegpfand gehört. Zwei haben durch die Medien von der neuen Regelung erfahren und ein Eigentümer durch seinen Steuerberater. Alle drei Inhaber:innen fühlen sich nicht ausreichend informiert.
Informationen zum Einwegpfand
Christopher Lindmayr, Leiter des Referats für Abfallwirtschaftscontrolling beim Umweltamt der Stadt Graz, kann sich die Gründe dafür nicht erklären. „Es hat natürlich eine entsprechende Werbekampagne gegeben”, meint er. Diese hat die zentrale Stelle EWP Recycling Pfand Österreich gGmbH ins Leben gerufen. Die Abwicklungsstelle betreibt und organisiert das gesamte Einwegpfandsystem in Österreich. Somit liegt es auch an ihr, den Handel und die Gastronomie über die Veränderung aufzuklären.
Zusätzlich habe die Stadt Graz eine eigene Initiative in Kooperation mit dem Marktamt gestartet. „Wir haben gemeinsam eine Aussendung vorbereitet und wirklich alle dort gemeldeten Marktstände über die Umstellung und die einzuleitenden Schritte informiert.” So habe man Kleinstbetriebe und Marktstände an öffentlichen Plätzen wie dem Lendplatz, Hauptplatz oder Jakominiplatz erreicht. Die Wirtschaftskammer (WKO) habe zudem allen Betrieben, die dort Mitglieder sind, via Newsletter und Aussendung Bescheid gegeben. Dennoch entgegneten manche Betriebe der Annenpost: „Wir haben keine Informationen erhalten, obwohl wir gemeldet sind.”
Rückgabe ohne Automat – wie geht das?
Die meisten Menschen denken beim Wort „Pfandrückgabe” an große Supermarktketten mit eigenen Rücknahmeautomaten. Doch: Alle, die Getränke in Dosen oder Kunststoffflaschen vertreiben, müssen diese auch zurücknehmen. Das geht von Minimärkten über Dönerläden bis hin zu Trafiken mit kleinen Getränkekühlschränken.
Den dabei entstehenden Mehraufwand schätzt Lindmayr als gering ein. „Wenn ich ein Kleinbetrieb bin, dann muss ich pro Person nur die Menge annehmen, die ich üblicherweise verkaufe.” Das Pfandgebinde können bei Recycling Pfand Österreich registrierte Betreiber:innen später den Lieferant:innen mitgeben, wenn sie Paletten mit neuen Getränken erhalten. Zudem bekommen die Unternehmen eine Entschädigung ausgezahlt. Der Prozentsatz an Kostenersatz variiert je nachdem, wie viele Dosen und Flaschen sie zurücknehmen.
Es gibt jedoch ein Schlupfloch, wie man der Pfandannahme entkommen kann: An hochfrequentierten Orten wie Bahnhöfen können die Inhaber:innen in ihrem Geschäft eine zentrale Rückgabestelle in der Nähe ausschildern. Voraussetzung dafür ist das vorherige Registrieren bei Recycling Pfand Österreich und das Unterzeichnen einer Vereinbarung mit dem Betrieb, der die Gebinde zurücknimmt (meist Supermärkte).

Sonderregelung für Automatenlokale
Kaum wo gibt es so viele Automatenshops wie im Annenviertel. Meist sind die Automaten mit Snacks, Tabakwaren oder Getränken befüllt. Die dort erworbenen Pfandflaschen müssen Käufer:innen jedoch andernorts zurückgeben. Unfair findet Lindmayr das nicht: „Weil keine aktive Rückgabe möglich ist, müssen die Betreiber:innen eine entsprechende Gebühr in das System einzahlen.“ Zudem seien diese verpflichtet, die nächste Rückgabestelle zu definieren. In drei von drei überprüften Automatenlokalen fehlen diese Hinweisschilder noch. Eine der Eigentümer:innen begründet das damit, dass sich noch keine Pfandgebinde in ihren Automaten befinden. Sie versichert, einen Zettel aufzuhängen, sobald sie ihren Shop mit Pfandflaschen befüllt.

Es geht auch ohne Registrierung
Doch werden kleine Läden und Imbisse, die sich weder an einem belebten Platz befinden noch bei der WKO gemeldet sind, ausreichend informiert? Die nötigen Informationen erhalten diese ausschließlich von Recycling Pfand Österreich. “Recycling Pfand Österreich ist natürlich daran interessiert, dass sich so viele Betriebe wie möglich registrieren und teilnehmen. Deswegen glaube ich nicht, dass man Informationen vorenthalten hat. Vielleicht sind aber Informationen untergegangen”, sagt Christopher Lindmayr. Gründe dafür könnten eine Sprachbarriere, überfüllte E-Mail-Postfächer oder mangelnde Organisation sein. Inhaber:innen, die sich nicht registrieren, haben jedoch nichts zu befürchten: Wer sich nicht einschreibt, bekommt keine Strafe. Jedoch sind auch nicht teilnehmende Betriebe verpflichtet, Gebinde anzunehmen. Im Gegensatz zu registrierten Betrieben sind sie selbst für die Flaschen und Dosen verantwortlich und können diese beispielsweise zum nächsten Supermarkt bringen.
Titelbild: Auch Trafiken mit kleinem Getränkekühlschrank betrifft die neue Pfandverordnung. – Foto: Johanna Kalcher