Die Clubbetreiber:innen im Uni-Viertel klagen, dass die Partys jetzt in den Wohnzimmern stattfinden und reagieren mit verkürzten Öffnungszeiten. Wie geht´s den Clubs in 8020?
„Ich könnte nicht sagen, dass wir insgesamt so viel weniger Publikum hätten„, meint Günter Brodtrager, Geschäftsführer der Postgarage. Ähnlich sehen es Christina Breuß-Vaterl, Geschäftsführerin des PPC und Programmchef Dietmar Tschmelak, beide auch bei Radio Soundportal. Die „hartnäckige Flaute„ im Univiertel, von der die Kleine Zeitung im Vorjahr berichtet hatte, soll sich auf der anderen Seite der Mur nicht wirklich bemerkbar machen. Dennoch ist klar: Das Ausgehverhalten der jungen Generation hat sich in den letzten Jahren spürbar verändert.
Eine neue Feierkultur
Die Post-Corona-Generation tendiert eher zu einem Abend daheim. „Ich glaube, für die jüngere Generation, die eben angefangen hätte auszugehen, als alles zugesperrt war, sind Haus-Partys viel interessanter geworden“, sagt Breuß-Vaterl. Didi Tschmelak ist überzeugt, dass junge Leute nur noch dann ausgehen, wenn es sich wirklich lohnt: „Die junge Generation ist vielleicht anspruchsvoller. Wenn ihnen nicht irgendetwas wirklich Tolles geboten wird, dann interessiert sie das auch nicht. Ist ja sogar nachvollziehbar.“
Das PPC will diese Herausforderung annehmen. Für eine anspruchsvollere Generation ein attraktives Angebot zu schaffen, sei zwar nicht einfach, aber oberste Priorität. Die Grundidee des Clubs sei von Anfang an eine Mischung aus stark frequentierter Live-Bühne und Clubbetrieb am Wochenende gewesen. Damit hebe sich das PPC bewusst von den Lokalen im Univiertel ab. Und dank der ausgefallenen Themen-Nächten trifft man im Club auf ein buntes Publikum. Tschmelak ist der Ansicht, dass sich auch die junge Generation ausleben möchte – daran werde sich nichts ändern. Wo und wie sie dieses Bedürfnis auslebt, unterliege jedoch einem ständigen Wandel.

Digitaler Einfluss auf das Nachtleben
„Die goldenen Zeiten sind vorbei“, hieß es schon 2023 in einem Bericht der Presse. Jugendliche würden keine Disco mehr brauchen, weil sie sich privat treffen und zu Hause feiern. „Ein Club-Erlebnis kann man nicht mit einer Haus-Party vergleichen“, meint Poga-Chef Brodtrager. Doch oft siege die Bequemlichkeit. „Am Sofa liegen und Social-Media-mäßig durchs Leben gehen, das reicht mitunter für die junge Generation“, ergänzt Tschmelak. Die Digitalisierung macht es möglich, sich mit niemandem treffen zu müssen und dennoch über soziale Medien das Gefühl zu haben, mit anderen in Kontakt gewesen zu sein. Trotzdem ist Brodtrager überzeugt: „Man braucht die direkte Interaktion. Das ist ein grundlegendes Sozialverhalten von uns Menschen – wir wollen mit anderen kommunizieren. Und das ist auf Social Media nicht erfüllend.“ Daran werde sich auch so schnell nichts ändern.
Trotzdem spielen digitale Medien und Plattformen auch beim Ausgehen eine Rolle. Tschmelak meint: „Im Grunde geht es darum, dass du deiner Social-Media-Außenwelt zeigst, dass du Teil der Sause warst. Das ist die Idee, es gibt keine andere.“ Oft gehe es darum, die Follower neidisch zu machen und zu zeigen: „Ich war dabei und du hast etwas verpasst.“
Die Zukunft in der Schwebe
Ganz krisensicher scheint sich die Szene, aber auch 8020, nicht zu fühlen. Brodtrager findet, es sollte mehr Clubangebote im Annenviertel geben, ein guter Mix soll für die Attraktivität sorgen. „Damit man hingeht, weil hier etwas los ist!“ Clubbesitzer müssen mit Herausforderungen umgehen lernen, die mit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung einhergehen. „Die Inflation ist spürbar und es wird weniger konsumiert. Die Gäste bekommen immer mehr das Gefühl, dass es in den Clubs nicht mehr sicher genug ist. Für sichere Räume muss das Personal entsprechend geschult werden, es braucht Zeit und die nötigen finanziellen Mittel“, sagt Brodtrager. Ihm ist bei alldem wichtig, die grundsätzliche Idee der POGA zu stärken: „Die Funktion unseres Club ist es, einen Austausch zwischen allen Gesellschaftsschichten zu ermöglichen. Dass man neue Leute kennenlernt, dass man aus seiner Bubble hinausgeht”, sagt Brodtrager. “Es sind sehr viele Freundschaften bei uns entstanden. Und ich weiß auch von vielen Paaren, die sich in der Postgarage gefunden und mittlerweile Familien gegründet haben. Das finde ich sehr schön.“
Titelbild: Das PPC lässt Herzen höher schlagen. Foto: PPC