Seit dem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs aus dem Vorjahr fallen Hanfblüten unter das Tabakmonopol. Wie die CBD-Shops im Annenviertel auf das Urteil reagieren.
Von: Karla Schwarz und Elena Koranter
Ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs hat im Vorjahr den Markt für CBD-Produkte in Österreich auf den Kopf gestellt. Getrocknete Hanfblüten mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,3 % unterliegen nun der Tabaksteuer und dürfen nur noch in Trafiken verkauft werden. Diese Entscheidung beendete die jahrelange Blütezeit der CBD-Shops, die sich in einer rechtlichen Grauzone etabliert hatten und in den letzten Jahren stark expandierten. Für viele Händler:innen bedeutet das Urteil einen existenziellen Rückschlag. Die Annenpost hat mit mehreren betroffenen Shops über die ungewisse Zukunft des CBD-Geschäfts gesprochen, darunter „Dr. Greenthumb“ und „Green Monkey“.
Wenig Rauch, viel Steuer
CBD-Blüten unterliegen nun der Tabaksteuer von 34 % und dürfen ausschließlich in Trafiken verkauft werden. Dadurch wird auch der Preis für CBD-Blüten steigen. Diese Regelung gilt allerdings nur für rauchbare Hanfprodukte. Andere CBD-Produkte wie CBD-Öl oder Cremes sind nicht betroffen und dürfen weiterhin frei in CBD-Shops und anderen Geschäften verkauft werden. Das Urteil ist Ergebnis eines Rechtsstreits, der bereits 2019 angestoßen wurde, als das Zollamt eine Lieferung CBD-haltiger Blüten aus der Schweiz beschlagnahmte. Der Fall zog sich bis zum Verwaltungsgerichtshof, der die Entscheidung im November 2024 bestätigte.
Für viele Betreiber:innen von CBD-Shops, die bislang ohne ausdrückliche Regelungen in einer rechtlichen Grauzone agierten, hat das Urteil weitreichende Konsequenzen. Besonders Shops, die auf den Verkauf von CBD-Blüten über Automaten gesetzt haben, stehen vor großen Herausforderungen, da diese Blüten nur noch über Trafiken erhältlich sind.
Zwischen Hoffnung und Verzweiflung
Wir haben mit den CBD-Shops „Green Monkey“ und „Dr. Greenthumb“ im Annenviertel über die Situation gesprochen. Für Reno, den Besitzer von „Green Monkey“, einem CBD-Shop in der Annenstraße 68, ist die Situation mehr als brenzlig. „Die Klarstellung durch das aktuelle Urteil kam für uns sehr plötzlich. Dass CBD-Blüten überhaupt unter das Tabaksteuergesetz fallen könnten, war für viele Unternehmer lange unklar oder rechtlich umstritten“, erzählt er. Kurz vor dem Urteil eröffnete Reno ein weiteres Geschäft, ohne zu wissen, dass wenige Tage später der Verkauf von Blüten verboten sein würde. Laut ihm sei die Kommunikation miserabel – viele Informationen kämen zu spät oder gar nicht. Viele Shop-Besitzer:innen müssen ihr Geschäftskonzept nun von Grund auf überdenken. „Ich musste mein Sortiment komplett umstellen. Blüten waren mein Hauptprodukt. Jetzt verkaufe ich nur noch Zubehör oder Produkte, die rechtlich weniger heikel sind. Wir versuchen verstärkt mit Ölen, Tees und Kosmetika zu arbeiten, aber es ist kein gleichwertiger Ersatz – weder wirtschaftlich noch in der Nachfrage“, erklärt er.
Die generelle Stimmung unter den kleineren Shops ist gedämpft. Reno: „Viele sind verunsichert, enttäuscht und wütend. Es geht um Existenzen, und die Politik lässt die Branche aktuell ziemlich im Stich.“ Viele Kund:innen bevorzugten Blüten, weil sie das klassische Raucherlebnis suchten – Öle seien für viele keine echte Alternative. „Der Umsatz ist eingebrochen, viele Stammkunden bleiben aus. An manchen Tagen mache ich nur 20–30 Euro Umsatz“, gesteht er verzweifelt.
Um sein Geschäft über Wasser zu halten, ist er Teil des Österreichischen Cannabis Netzwerks, kurz ÖCN, das Spenden sammelt, rechtliche Schritte vorbereitet und politisch aktiv ist. Reno: „Wir versuchen auch, gemeinsam mit Anwälten Wege zu finden, das Monopol zu hinterfragen.“ Er befürchtet, dass vor allem kleinere Shops in Zukunft schließen müssen und dadurch die Vielfalt und Fairness der Branche verloren gehen wird. „Wir wünschen uns einen fairen, transparenten Umgang. Wir fordern rechtliche Klarheit, faire Marktbedingungen und dass man mit uns redet – nicht über uns entscheidet“, appelliert Reno.

Doch nicht alle CBD-Shops sind negativ betroffen. Patrick Ashrafi ist Gründer von „Dr.Greenthumb”, einer etablierten CBD-Marke und, laut eigener Beschreibung, Marktführer in der Kategorie „CBD als Rauchtabak“. Er sieht das Urteil aus einer anderen Perspektive: „Für Trafiken eröffnet sich hier eine neue Chance“. Der Rückgang des Zigarettenabsatzes hat das Geschäft der Trafikant:innen erschwert. Durch den Verkauf von CBD-Blüten können sie nun ihren Umsatz steigern. Für Ashrafi kam die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs nicht überraschend, da er schon vor dem Urteil im Vorjahr von der Tabaksteuer auf CBD-Blüten wusste. Die sei nämlich schon länger ein Thema gewesen, weshalb das Urteil eine logische Konsequenz war, auch wenn es viele CBD-Shop-Betreiber:innen unvorbereitet getroffen hat, meint er. Da er aus einer Trafikanten-Familie kommt und gleichzeitig seit 2018 in der CBD-Branche tätig ist, kann er beide Seiten gut verstehen – Trafikant:innen, sowie CBD-Shop-Besitzer:innen. Die Betreiber:innen von Hanfshops bangen um ihre Existenz, während Trafiken unsicher sind, wie sie mit dem neuen Gesetz umgehen sollen und ob der Verkauf von CBD-Produkten für sie infrage kommt. Doch durch den Besitz einer Tabakgroßhandellizenz kann Ashrafi seine Marke endlich in die Trafiken bringen und mit seinem Geschäft durchstarten.
Titelbild: Wutzeln eines CBD-Joints, ein letzter Zug. – Foto: Elena Koranter