Am 31. März schloss die Mensa der FH Joanneum nach nur zwei Jahren Betrieb ihre Pforten. Damit reiht sie sich in die Liste der Grazer Mensen ein, die innerhalb des letzten Jahres schließen mussten. Die ÖH kämpfte für eine Verlängerung des Betriebs, die Fachhochschule selbst wurde von den Gesprächen ausgeschlossen. Die Mensaschließungen stellen viele Studierende vor neue Herausforderungen: steigende Kosten, fehlende Alternativen – und offene Fragen.
Wir befinden uns vor der Mensa der FH Joanneum. Es ist bereits kurz vor zwölf. Normalerweise gäbe es hier um diese Zeit bereits reges Treiben: Studierende treffen sich in der Pause mit Freund:innen, Lehrende eilen zur Essensausgabe und kaufen sich ihr vergünstigtes Mittagessen. Doch heute ist es anders. Es ist ruhig. Vor der versperrten Tür der ehemaligen Mensa sitzen fünf Studierende. Auf dem Tisch stehen drei 5-Minuten-Terrinen und ein zur Hälfte gegessener Apfel.

Bereits im September des Vorjahres beendeten zwei weitere Mensen der Grazer Hochschullandschaft ihren Betrieb: die Mensa der Uni Graz am Sonnenfelsplatz und die Mensa nahe der TU. Wie auch bei der FH Joanneum wurde in diesen Fällen fehlende Wirtschaftlichkeit als Grund genannt.
Im Gegensatz zur Uni Graz und der TU gehören die geschlossenen Mensen der Fachhochschule nicht der Österreichischen Mensen-Betriebsgesellschaft (ÖMBG). Diese gehört zu 100 Prozent der Republik Österreich und wird durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) vertreten. Die FH setzte hingegen auf die taste’njoy-Mensen des privaten Anbieters ISS Österreich. Dieser eröffnete im Februar 2023 zwei Filialen an der Hochschule. Insgesamt hat ISS Österreich rund 975.000 Euro für die Anlage investiert. Die Annenpost berichtete 2023 über die Eröffnung.
Kleine Förderung, große Wirkung
„Es war echt praktisch“, sagt ein Student, „es war nah, es war günstig. Man bekam immer ein gesundes, leckeres und vor allem günstiges Mittagessen.“ In den letzten Jahren setzte man an der FH ein Augenmerk darauf, Essen für Studierende erschwinglicher zu machen. Dafür wurde das Mensa-Pickerl ins Leben gerufen. Damit konnte man sowohl in den taste’njoy-Mensen als auch bei einzelnen Cafés und Kantinen in der Umgebung ein vergünstigtes Mittagessen erhalten, teilweise bis zu 4-5 Euro günstiger. Diese Mensabeihilfe wurde von dem BMBWF finanziert und richtete sich an Studierende, die im Monat weniger als 300 Euro für Essen zur Verfügung haben. „Das Mensa-Pickerl machte die Angebote der Mensen eigentlich alternativlos“, meint eine Studentin. „Und die Einstellung vom Mensa-Pickerl war quasi der Anfang vom Ende“, ergänzt ein anderer.
Am 25.02.2025 erreichte die Studierenden der Fachhochschule eine E-Mail der Studienvertretung. „Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage können wir das Mensa-Pickerl ab dem 01.03.2025 nicht mehr weiterführen. Leider lässt es der stark begrenzte Fördertopf des BMBWF nicht mehr zu, das Mensa-Pickerl weiterhin anzubieten“, hieß es darin. Die Einstellung des Programms wirkte sich dementsprechend schnell auf den Konsum der Studierenden aus. „Da sind wir dann natürlich weniger in die Mensa gegangen, weil es jetzt einfach zu teuer war.“
(K)ein Ort der Begegnung für Studierende
Die Mensa war für viele Studierende nicht nur ein Ort der Verpflegung, sondern auch ein zentraler Treffpunkt im Uni-Alltag. Hier wurden Freundschaften gepflegt, Lerngruppen gebildet und Netzwerke geknüpft. Mit der Schließung dieser Einrichtungen geht daher mehr verloren als nur eine günstige Mahlzeit. Wie die Wiener Zeitung (WZ) berichtete, betont Simon Neuhold von der Österreichischen Hochschüler:innenschaft (ÖH): „Mensen haben sich über die Jahre zu einem wichtigen Ort der Vernetzung entwickelt.“
Auch Rektor Peter Riedler von der Universität Graz unterstreicht gegenüber der WZ die Bedeutung der Mensa für das Campusleben: „Die Frage ist, ob man die Mensa dem freien Markt überlässt oder ob sie eine Leit- und Grundversorgungsfunktion für die Studierenden erfüllen soll.“ Er sieht in den Mensen nicht nur gastronomische Einrichtungen, sondern Orte, die das Miteinander und den sozialen Austausch fördern.

Zurück bleibt ein leerer Teller
Und nun kommt es auch noch zur Schließung der Mensen. Die Studierenden stimmt das missmutig. Gleich am Tag der Schließung sitzen sie bereits mit Instant-Nudelsuppen vor dem ehemaligen Mensabereich. Günstig und gesund? – Das war mal.
Mittlerweile wurde eine Lösung gefunden. Auf Nachfrage der Annenpost hat die ISS Österreich folgendes Statement abgegeben: „Dies war keine leichte Entscheidung, da wir uns stets der Bedeutung unserer Dienstleistungen für die Studierenden und Mitarbeiter bewusst sind. […] Die kleinere Mensa in der Poststraße wird bis Ende Juni weiterbetrieben, um den Übergang zu erleichtern und den Studierenden sowie Mitarbeitenden weiterhin eine Verpflegungsoption bieten zu können.“ Auch die Stadt Graz, die die Mensa-Räumlichkeiten vermietet, war an der Entscheidung beteiligt und half dabei, den Weiterbetrieb bis zum Ende des Sommersemester 2025 zu ermöglichen. Die FH Joanneum wurde in diese Gespräche nicht miteinbezogen. Wie es ab dem Wintersemester 2025 weitergeht, bleibt unklar.
Allerdings wird betont, dass die Einstellung der Mensen nicht in Verbindung mit der Beendigung des Mensa-Pickerls steht.
Insgesamt schauen die Studierenden in eine ungewisse Zukunft, wenn es um ihre Essensversorgung geht. Im Sommersemester 2023 gaben 29 Prozent der Studierenden in Österreich an, sich in starken finanziellen Schwierigkeiten zu befinden. Weitere 25 Prozent sprachen von teilweisen finanziellen Schwierigkeiten. Eine Einstellung von Vergünstigungen oder gar ganzen Infrastrukturen wird hierbei nicht förderlich sein – weder für die finanzielle Entlastung noch für das soziale Gefüge der Studierenden.
Zur Frage, ob Mensen überhaupt noch zeitgemäß sind, hat die Wiener Zeitung im Oktober 2024 bereits diesen Artikel veröffentlicht.
https://www.wienerzeitung.at/a/wenn-der-campus-hungrig-bleibt
Titelbild: Der geschlossene Rollladen der taste’njoy-Filiale in der Alten Poststraße 149 | Foto: Jakob Schöne