Seit eineinhalb Jahren gibt es in Graz eine besondere Kinderkrippe: MIKADO. Hier soll Inklusion an erster Stelle stehen. Wie gut funktioniert das Konzept in der Realität?
Lachen und fröhliche Kinderstimmen erfüllen den bunten Raum, der wie eine eigene kleine Welt wirkt. Zwischen großen Basteltischen und Spielsachen toben die Kinder der Halbtagsgruppe umher – frisch aus dem Mittagsschlaf, voller Energie. Einige spielen vertieft, andere werden gerade von ihren Eltern abgeholt. Kulturelle und religiöse Hintergründe spielen keine Rolle – für sie zählt nur eins: gemeinsam Spaß haben.
Eine Einrichtung wächst zusammen
„Der Start war holprig“, so Katharina Grebien, eine Elementarpädagogin, die in der Halbtagsgruppe Aufgaben wie Gruppenaufsicht, Gruppenleitung und Tagesplanung übernimmt. Alles begann mit einer ersten Woche ohne Kinder, ein langsamer Aufbau, in dem sich alles erst finden musste. Das Team wächst zusammen, die Kinder gewöhnen sich an den Kindergartenalltag, und das anfängliche Chaos legt sich. Trotzdem hat Grebien diese Phase genossen. „In der Einrichtung steckt viel von mir selbst, da ich von Anfang an dabei war.“ Mittlerweile hat sich das ursprüngliche Chaos in einen geordneten Alltag verwandelt.
In Bezug auf Inklusion setzt MIKADO Maßnahmen wie kleinere Gruppen, um besser auf jedes einzelne Kind eingehen zu können. Die Mitarbeiter:innen nehmen laufend an Fortbildungen teil. „Wir leben Vielfalt, also arbeiten wir mit Vielfalt“, sagt Grebien. Der frühe Umgang mit Behinderungen wird als Chance und Erfahrung gesehen – für alle Beteiligten. Ein respektvoller Umgang unter den Pädagog:innen ist dabei selbstverständlich und wird den Kindern im Alltag vorgelebt.
Miteinander
Kein Kind wird gemobbt oder ausgegrenzt. „In diesem Alter kommt so etwas noch nicht vor“, betont Grebien. Wenn sich Kinder nicht sympathisch finden, gehen sie sich schlicht aus dem Weg – sie spielen einfach nicht miteinander. Gleichzeitig ist gegenseitige Unterstützung im Alltag selbstverständlich: Man hilft einander, bringt jemandem ein Spielzeug oder eine Trinkflasche. Rücksichtnahme zeigt sich in kleinen Gesten. Kinder, die zweisprachig aufwachsen, verstehen nach wenigen Wochen nahezu alles. Denn: „Spielen ist die beste Lernsituation“, so Grebien.

Herausforderungen beim Start
Zur Eröffnung der Kinderkrippe war es trotz des Mangels an Betreuungsplätzen überraschenderweise schwierig, die Plätze zu besetzen. Es brauchte zahlreiche Telefonate, Einladungen und viel Engagement, bis die Gruppen vollständig besetzt waren. Auch der Tag der offenen Tür stellte eine Herausforderung dar. „Wir waren selbst gespannt, ob wir überhaupt schon auf der Bildfläche erscheinen“, sagt Grebien im Rückblick auf die Anfangszeit in der Grazer Kindergartenlandschaft. Gleichzeitig sei MIKADO gut begleitet worden – etwa durch eine Sozialarbeiterin, die das Team unterstützt, Teambuilding-Prozesse begleitet und Supervisionen durchgeführt hat. Heute zeigt sich, dass ein inklusiver Kindergarten funktionieren kann.
Perspektiven für die Zukunft
Für die Zukunft wünscht man sich vor allem eine gesetzliche Aufnahme des inklusiven Krippenmodells. Vor allem aber geht es darum, allen Kindern – unabhängig von Herkunft oder Unterstützungsbedarf – in der ganzen Steiermark bessere Chancen auf einen geeigneten Betreuungsplatz zu ermöglichen. MIKADO hat einen Anfang gemacht. Jetzt geht es darum, Inklusion als selbstverständlichen Teil in der Kinderbetreuung weiter zu etablieren.
Titelbild:gemeinsames Mittagessen in der Kinderkrippe Foto:MIKADO