Im letzten Jahr verzeichnete die Arche38 ungefähr 13.000 Übernachtungen in ihrer Notschlafstelle und ihren Wohngemeinschaften. Laut Michael Lintner, dem Leiter der Caritas-Einrichtung, ein Wert weit über dem mancher finanziell orientierten Unterkunft.
Seit 21 Jahren gibt es die Arche38. Die karitative Einrichtung stellt wohnungslosen Männern Betten zur Verfügung und hilft ihnen beim Wiedereinstieg in das Leben an einem fixen Wohnort. Im letzten Jahr wurde die Unterkunft am Eggenbergergürtel generalsaniert und ausgebaut. Nach den elfmonatigen Umbauarbeiten zog die Arche38 diesen Sommer, aus dem Übergangsquartier in der Keplerstraße, zurück an ihren Hauptstandort.
„Wohnen wieder zu einem Wert machen“ war laut dem Architekten Gerald Wratschko das Ziel des Umbaus. Außerdem sollte die Architektur täglichen Abläufen nicht mehr im Weg stehen sondern diese vielmehr unterstützen. Den Obdachsuchenden wurde durch den Umbau mehr Privatsphäre ermöglicht und die Caritas-Mitarbeiter haben einen dringend benötigten Rückzugsbereich erhalten.
Das Haus am Eggenbergergürtel, das der Caritas von der Stadt Graz zur Verfügung gestellt wird, wurde zu Baubeginn komplett ausgehöhlt und den Umständen entsprechend neu strukturiert. Das Stiegenhaus wurde in den straßenseitigen Teil verlegt, wodurch Schlaf- und Arbeitsräume jetzt hofseitig und damit weniger lärmbelastet sind. Duschen für den täglichen Bedarf haben im Erdgeschoss einen zentralen Platz. Außerdem gibt es direkt am Eingang die neue Erstanlaufstelle, die 24 Stunden am Tag besetzt ist.
Die Achtbettzimmer sind verkleinert und mit robusten und zweckdienlichen Möbeln ausgestattet worden. Raumteiler sorgen für mehr Privatsphäre der hilfesuchenden Männer.
Darüber sind im zweiten Stock Büros der Angestellten integriert worden, die sich um die Wohnsicherung kümmern. Delogierungen sollen hierbei verhindert oder zumindest für den Betroffenen bestmöglich abgewickelt werden.
Darüber befindet sich der Ausbau. Diese zwei Stockwerke sind in Wohngemeinschaften angelegt, die den Übergang in ein eigenständiges Leben erleichtern sollen.
„Die Notschlafstelle ist nämlich keine Dauereinrichtung“, erklärt Lintner. Die Übernachtungen pro Person sind daher auf 30 Nächte pro Quartal beschränkt. Hilfesuchende bekommen in der Notschlafstelle ab 18 Uhr ein Bett zugeteilt und können in der Arche38 übernachten. In einem Gespräch mit einem der Mitarbeiter wird die aktuelle Situation besprochen, das Problem analysiert und über Lösungsansätze nachgedacht. Nach einem kleinen Frühstück am nächsten Tag verlassen die Männer die Hilfseinrichtung wieder.
Die Nachfrage nach der Notschlafstelle ist groß. Wichtig ist für Lintner, dass es für einen Notfall um zwei Uhr in der Nacht auch noch ein freies Bett gibt. Bei Engpässen kann auf Notbetten zurückgegriffen werden.
Probleme gibt es laut Lintner kaum. „Es gibt einfache aber klare Regeln, an die sich die Obdachsuchenden zu halten haben.“ Das Alkohol-, Gewalt- und Drogenverbot ist am neugebauten Hauptstandort um ein Rauchverbot erweitert worden. Dafür gibt es Balkone und den Innenhof.
Auch die Nachfrage der Tagesbetreuung ist stark gestiegen. Hauptwohnsitzbestätigungen und die oben genannte Wohnsicherung sind von Betroffenen sehr gefragt. Die Duschen, die am Tag zugänglich sind, werden durchschnittlich von 40 Personen verwendet.
Die Gesamtinvestition des Land Steiermark und der Stadt Graz belief sich für den Hausumbau auf 1,7 Millionen Euro. Viele Kleinigkeiten wurden entweder erst nach einem harten Kampf mit den Behörden umgesetzt oder entstanden durch Entgegenkommen der involvierten Firmen. Tischlerlehrlinge fertigten zum Beispiel die Betten der Notschlafstelle an. „Bessere Qualität als IKEA ist es auf jeden Fall“, meint Wratschko.
Den Einblick in die Männernotschlafstelle ermöglichte das Haus der Architektur, das letztes Wochenende in seiner Reihe „Häuser schauen“ dorthin geführt hat.