Die neue Annenstraße

Annenstraße neu: Gehen die Geschäfte?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Annenstraßenumbau – Start im Mai 2012, Fertigstellung im September 2013, Kosten 8,3 Millionen Euro. Welche Veränderungen hat der Umbau gebracht? Und vor allem: Was sagen die Geschäftstreibenden der Annenstraße zwei Monate nach der Eröffnung?

von Jessica Braunegger und Pia Unger

 

Montagmorgen, es herrscht reges Treiben in der Annenstraße, hunderte Passanten sind unterwegs – auf dem Weg zur Arbeit oder um Einkäufe zu erledigen. Beim kleinen Tante-Emma-Laden an der Ecke Elisabethinergasse zum Beispiel. Gülistan Sogan betreibt ihr Geschäft Onur schon seit nunmehr zwei Jahren und hat den Umbau live miterlebt.

Die Phase der Umgestaltung hat Gülistan Sogan in weniger guter Erinnerung: „Es war schlimm, es war sehr eng, die Leute konnten nicht ins Geschäft, und alles war staubig.“  Nach der Fertigstellung der neuen Annenstraße hat sich die Situation für sie im direkten Vergleich zu vorher nicht verbessert. Vor allem die verschlechterte Parkplatzsituation macht Frau Gülistan zu schaffen, denn Kunden möchten ihre Einkäufe nicht mit der Straßenbahn nach Hause schleppen.

Gülistan Sorgan vor ihrem GeschäftGülistan Sogan vor ihrem Geschäft

Die Verkaufszahlen hätten sich deutlich verschlechtert. Auf die Konkurrenz durch die Handelsketten sei dies nicht zurückzuführen, sagt sie, da ihr Sortiment vorwiegend aus türkischen und arabischen Spezialitäten, Obst und Gemüse besteht. Obwohl der Umsatz zurückgegangen ist, bleiben ihre Stammkunden treu. Vom Umbau hatte sich Gülistan Sogan mehr Parkplätze und einen noch breiteren Gehsteig erwartet.

 

Salz und Pfeffer nach Staub und Lärm

Manfred Van den Berg, Inhaber des Gewürze- und Spezialitätenladens VDB, kann dem Umbau im Gegensatz zu Gülistan Sogan durchaus Gutes abgewinnen. Er betreibt das Geschäft seit September letzten Jahres, eröffnete also erst in der Hochphase des Umbaus. Die Umgestaltung empfand Van den Berg phasenweise als sehr mühsam – vor allem die Verlegung der Straßenbahnhaltestelle Roseggerhaus verlief nicht komplikationslos.

Manfred Van den Berg bei einem KundengesprächManfred Van den Berg bei einem Kundengespräch

Die positiven Aspekte der neuen Annenstraße überwiegen für ihn. Beispielsweise sei die Fußgängerfrequenz markant gestiegen, und von einer verschlechterten Parkplatzsituation merkt er nichts. „Die Parkplätze vor dem Haus waren sowieso für die Anrainer gedacht und nicht für Kunden“, so Manfred Van den Berg. Kunden von VDB haben die Möglichkeit, in der Rosegger-Parkgarage ihr Auto abzustellen, ab einem Einkaufswert von 10 Euro ist das Parken sogar gratis.

Die Annenstraße sei durch den Umbau offener, freundlicher und durch die neue Straßenbeleuchtung um einiges heller. Das Einzige, was Van den Berg am Umbau zu bemängeln hat, ist der erhaltene Fahrstreifen, der die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer beeinträchtige, wie er es schon einige Male beobachten konnte.

 

Optiker mit Durchblick

Weitere positive Rückmeldungen zur neuen Annenstraße kommen von Kurt Otter, der seit 1999 den „Augenoptiker“ führt. Im Gespräch erzählt er, dass der Umbau bzw. die Umgestaltung schon vor 14 Jahren erstmals geplant wurde. Damals stieß die Politik aber auf Widerstand seitens der Wirtschaftstreibenden, weshalb das Projekt erst mit Spatenstich im Mai 2012 in Angriff genommen wurde. Zum Umbau selbst meinte Otter: „Eine Baustelle ist nie angenehm, aber es lief besser als erwartet.“ Er meint sogar, dass heuer die Monate Juli und August, trotz Baustelle direkt vor der Tür, zu den umsatzstärksten des Jahres gehört hätten.

"Der Augenoptiker" Kurt Otter„Der Augenoptiker“ Kurt Otter

Wie auch Manfred Van den Berg heißt Kurt Otter den breiteren Gehsteig sehr willkommen, da die Anzahl der Passanten merklich zugenommen habe und diese das Geschäft stärker wahrnehmen als zuvor. Die Parkplatzsituation für Kunden sieht der Optiker nicht problematisch, auch er bietet seinen Kunden Gratis-Parken in der Roseggergarage an.

Die sich häufenden Beschwerden über die neue Parkplatzsituation kann er nicht nachvollziehen, da aufgrund eines neuen Gesetzes die Schienen der Straßenbahnlinien versetzt werden mussten, sodass die Parkplätze ohnehin weggefallen wären. Der Umbau ist laut Kurt Otter durchaus gelungen, da neue Plätze wie der Metahofplatz entstanden sind, die das Bild der Straße positiv prägen.

 

Investition für die Zukunft

Nicht nur Einzelhändler sehen in der Umgestaltung eine klare Verbesserung für die Annenstraße, sondern auch Einkaufspassageninhaber wie Wolfgang Nußhold. Vor gut einem Jahr hat die Immobilienfirma PLUTO das Gebäude inklusive des Einkaufsparks Styria Center übernommen. So kamen die neuen Geschäftsinhaber inmitten der Bauarbeiten in die Annenstraße, und konnten sich bei einigen Planungsdetails noch einbringen.

Wolfgang NußholdWolfgang Nußhold

Die Bauphase sei für das Styria-Center zwar nicht einfach gewesen, doch die verringerte Kundenfrequenz durch die direkte Baustelle werde durch das Endergebnis wieder wettgemacht. „Dieser Umbau ist der Startschuss für einen längeren Prozess, der dem ganzen Viertel ein cooles neues Image verpasst“, so Nußhold.

Als Potenzial sieht er die allgemein zu beobachtende Trendwende – vom Shopping-Center an der Peripherie zurück in die Stadt. Doch das Styria-Center soll nicht zu einem Einkaufszentrum wie es schon so viele gibt werden, sondern vielmehr als Nahversorger für den täglichen Bedarf der Anrainer agieren. Um das zu erreichen, müsse vor allem die Wahrnehmung der Einkaufspassage gestärkt werden, was die neuen Geschäftsinhaber durch Initiativen wie einen Weihnachtsmarkt oder einen Architektenwettbewerb für die neue Fassade, der im kommenden Jahr starten wird, erreichen wollen.

 

Gemeinsam das Beste rausholen

In einigen Punkten sind sich Van den Berg, Otter und Nußhold einig: Eigenengagement sei das A und O. Gemeinsame Projekte der Geschäftstreibenden sollen das einheitliche Bild der Annenstraße fördern, als Beispiel führten sie die Auslagengestaltung und Beleuchtung an. Vor allem Kurt Otter möchte dieses gemeinsame Projekt, als Obmann des Vereins der Geschäftsführenden der Annenstraße, vorantreiben.

Die durch die Stadt nicht realisierte Begrünung – aufgrund von Oberleitungen und Kanälen – solle durch Eigeninitiative der Händler mit  Topfpflanzen wettgemacht werden. Manfred Van den Berg und Kurt Otter gehen hierbei mit gutem Beispiel voran. Für alle drei Geschäftsmänner ist der Zuzug junger Bevölkerungsschichten, vorwiegend Studenten, in der Annenstraße als auch im ganzen Annenviertel deutlich erkennbar. Aus diesem Grund investieren viele Immobilienfirmen, so auch PLUTO, in den Umbau bzw. Neubau von Wohnungen, für die eine starke Nachfrage herrsche – vor allem kleinere Studentenwohnungen seien sehr gefragt, erklärte Nußhold. Was das für etwaige Verdrängungsprozesse im Viertel bedeutet, ist derzeit noch nicht abschätzbar.

Die neue AnnenstraßeDie neue Annenstraße

Das größte Potenzial sehen die drei bei der ansässigen Bevölkerung und den rund 20.000 Pendlern, die täglich diese Straße passieren. Die Annenstraße soll als Nahversorger, Einkaufsmeile und Ort zum Verweilen dienen – wie schon einige Jahrzehnte zuvor.

Was gibt es über mich wohl spannendes zu sagen? Ich liebe Musik, bin begeisterte Hörerin von Radio Steiermark, wenn es die Freizeit zulässt lese ich gerne, bevorzugt Fantasy. Aber auch österreichische Autoren wie Ransmayr oder Hackl dürfen nicht fehlen - und natürlich bin ich Studentin für Journalismus & Public Relations an der FH Joanneum.

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