Acht Bands standen beim Semifinale des Local Heroes Bandwettbewerbs am Sonntag im PPC auf der Bühne. Für die einen erste Gehversuche, für andere bereits Routine. Wir begleiteten die Annenviertler Band „Der Kugelblitz“ und sprachen mit ihnen über ihre Ziele – und Bierkampagnen.
Sonntag Nachmittag. Draußen regnet es und drinnen ist nichts los. Aus den Boxen dröhnt Michael Jackson, während die erste Band aufbaut. Kurz darauf legt das Schlagzeug los. Langsam kommen Gäste.
Drei Lieder -oder 15 Minuten- Zeit haben die Musiker, die am Local Heroes Bandwettbewerb teilnehmen. Zeit, in der sie ihr Können unter Beweis stellen. Eine fünfköpfige Jury und das Publikum entscheiden über die Platzierung. Und das seit nunmehr 10 Jahren, immer im Annenviertel.
„Ursprünglich kommt der Local Heroes Wettbewerb aus Deutschland“, erzählt Dietmar Tschmelak. Er ist Programmchef von Radio Soundportal und seit Gründung des Bandwettbewerbes in Österreich der Verantwortliche für das Event. Jedes Jahr bietet er jungen MusikerInnen eine Bühne um sich zu erproben und zu inszenieren. Das PPC ist seit jeher Veranstaltungsort für den beliebten Wettbewerb. Zu gewinnen gibt es neben einem Slot am Frequency Festival noch weitere Auftrittmöglichkeiten, Coachings und Studioaufnahmen. Primär soll es laut Tschmelak aber nicht um die Platzierungen gehen, sondern vor allem darum, Beziehungen zu knüpfen und neue Leute aus der Branche kennen zu lernen.
Andere Bands kennenlernen und Veranstalter mit ihrer Performance imponieren – damit hat auch die Band „Der Kugelblitz“ so seine Erfahrungen gemacht. Die vier jungen Männer wollen auf der Bühne Spaß haben und Spaß vermitteln. Sie lieben die Musik, sie lieben das Annnenviertel und könnten unterschiedlicher nicht sein: Burkhard, der Frontman, arbeitet eigentlich als Lehrer. Philipp, der Bassist, ist Informatiker. Georg, der Schlagzeuger ist Maschinenbaukonstrukteur und Patrick, der Gitarrist, studiert Rechtswissenschaften. Den „Kugelblitz“ gibt es in dieser Kombination seit nunmehr vier Jahren und ihre Inspiration suchen sich die vier vor allem „bei Musikern die eine krasse Show“ abliefern, erklärt Burkhard.
Der Kugelblitz performt enthusiastisch. Sie wirken vollkommen gelassen, die Bühne scheint ihnen keine Angst mehr zu machen. Nach dem Abbau schnappt sich jeder von ihnen ein Bier. Danach trifft man sich bei der roten Couch zu einem Gespräch mit viel Gelächter.
„Nach zwanzig Sekunden ist mir schon der Gitarrengurt gerissen“, lacht Patrick. Er nimmt es locker, eigentlich scheint den Jungs nicht viel peinlich zu sein. Bei einem ihrer Gigs fiel der Schlagzeuger einfach während dem Spielen nach hinten von der Bühne:„Könnte allerdings auch am Bier gelegen haben“, meint Georg und macht dem Rockstarklischee alle Ehre.
Es war ihr erster Bandwettbewerb bisher, gespielt haben sie aber bereits in beinahe jedem Club der Stadt. Technische Gebrechen werden ignoriert. Es geht ihnen eher darum, ihre Songs auf ihre eigene Art vor einem Publikum zu präsentieren und zu beobachten wie dieses darauf reagiert.
Ihr erstes Album „Nimoy“ verkauften sie erfolgreich. Beim Album-Release im Jahr 2012 auf den Kasematten war alles selbst organisiert: die Infrastruktur, die Bar, die Bühne und alles was dazugehört. Am Ende spielten sie vor ausverkaufter Location. „Im Schweiße unseres Angesichts konnten wir dann die Früchte unserer Arbeit ernten“, schwärmt Burkhard noch heute von ihrem coolsten Gig.
Die Alternative-Indie-Rock-Musiker proben zumindest einmal die Woche. Zwar dauert es, bis die musikalische Konzentration aufgebaut ist und sie der Kreativität freien Lauf lassen können, dennoch ist das zweite Album bald fertig. Die Proben scheinen wohl eine eigene Dynamik zu haben. So erzählen sie etwa von eigens kreierten Bier-Werbekampagnen oder davon, dass sie schon mal gerne Stunden über Politik diskutieren und Fifa spielen. Sekt trinken darf bei ihren Proben auch nicht fehlen.
Auf die Frage nach ihrem Motto müssen sie kurz nachdenken. Letztendlich ist es einleuchtend: Pressure makes diamonds. Denn nur unter Druck produzieren die Jungs wohl die einzigartigen und doch mitreißenden Lieder, die sie auf der Bühne performen.
Mittlerweile ist der Saal ein wenig voller. Beim Changeover zwischen den Bands ertönt wieder Michael Jackson aus den Boxen. Zwar jubelt niemand, doch Rockstar-Träume erfüllen den Raum und schaffen eine hoffnungsvolle Atmosphäre. Draußen regnet es noch immer.
von Anna-Magdalena Drusko und Christoph Madl
Fotos: Camilla Annabith