Wird den RadlerInnen durch die Infobroschüre tatsächlich ein Licht aufgehen?

Die Wege der Pedalritter

Lesezeit: 2 Minuten

Der Sommer naht und es wird umgesattelt! Das Gedränge auf den Radwegen nimmt stetig zu. Einige Stellen sind jedoch riskanter als andere. Vor kurzem hat man die zehn gefährlichsten Kreuzungen für RadlerInnen ermittelt – vier davon befinden sich im Annenviertel.

Die bedrohlichen 10

Radfahren ist nicht risikofrei. So umweltfreundlich und flexibel dieses Fortbewegungsmittel auch ist – die Tatsache, dass RadlerInnen unter den VerkehrsteilnehmerInnen zu den Schwächeren zählen, ist unumstritten. Obwohl die Zahl der Unfälle in der Steiermark laut Statistik Austria seit 1993 merklich gesunken sind, stagniert Graz bei ungefähr 400 Zwischenfällen mit RadfahrerInnen pro Jahr. Die Plätze, an denen sich die Unfälle ereignen, sind oft dieselben. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit hat die zehn gefährlichsten Kreuzungen in Graz lokalisiert. Darunter befinden sich vier im Annenviertel.

An 2. Stelle: Keplerstraße/Neubaugasse
An 5. Stelle: Keplerstraße/Lendplatz
An 6. Stelle: Hans-Resel-Gasse/Keplerstraße
An 9. Stelle: Annenstraße/Elisabethinergasse

Den ersten Platz belegt die Kreuzung Conrad-von-Hötzendorfstraße/Evangelimanngasse im Bezirk Jakomini. Der 6. Bezirk ist auch genereller Spitzenreiter in Graz, wenn man die Anzahl der Radunfälle zwischen 2009 und 2011 betrachtet. 15% der Unfälle finden dort statt, dicht gefolgt vom Annenviertel (Lend (13,6 %) und Gries (11,7%)).

Achtung! Einige gefährliche Radwegkreuzungen sind bereits gekennzeichnet.
Einige gefährliche Radwegkreuzungen sind bereits gekennzeichnet.

„Radeln mit Hirn und Herz“

Um die Zahl der Unfälle zu reduzieren, riefen die Stadt Graz und das Kuratorium für Verkehrssicherheit vergangenen Monat eine Sicherheitsinitiative ins Leben. „Radeln mit Hirn und Herz“ soll FahrradfahrerInnen nicht nur über Rechtsvorschriften informieren, sondern sie auch dazu bewegen, Eigenverantwortlichkeit im Straßenverkehr zu zeigen. Stadtrat Mario Eustacchio strebt mit dieser Aktion eine positive Beeinflussung des Fahrradklimas an. Die dazu herausgegebene Infobroschüre frischt auf 40 Seiten die Verkehrskenntnisse der LeserInnen auf, und illustriert diese Informationen mit dem passenden Bildmaterial. Sie liegt beim Rathaus-Portier, im Servicecenter/Amtshaus und bei diversen Servicestellen der Stadt Graz zum Abholen bereit.
Neben dieser Infobroschüre werden weitere Maßnahmen für das Wohl der RadfahrerInnen gesetzt. Gefahrenstellen sollen künftig mit Warntafeln versehen sein und Fußgängerzonen werden mit Tempoanzeigen zur Selbstkontrolle ausgestattet.

Doch die Initiative bleibt von Kritik nicht verschont. „Ich würde es nicht so angehen, wie Herr Eustacchio. Es ist zwar auch eine wichtige Sache, dass man RadlerInnen bestimmte Informationen mitgibt. Allerdings steht das für mich nicht an erster Stelle.“, so der Verkehrssprecher der Grazer Grünen Karl Dreisiebner. Er meint, dass wichtige Radwegprojekte nicht verwirklicht werden und ist mit der Prioritätensetzung des Stadtrates nicht ganz einverstanden.

Wird den RadlerInnen durch die Infobroschüre tatsächlich ein Licht aufgehen?
Wird den RadlerInnen durch die Infobroschüre tatsächlich ein Licht aufgehen?

Interessant ist auch die Tatsache, dass Eustacchio als Begründung von „Radeln mit Hirn und Herz“ auf der Stadt Graz Webseite angibt, dass der Radverkehr in den nächsten Jahren zunehmen wird. Dabei stützt er sich auf die Mobilitätserhebung der Grazer Wohnbevölkerung und verweist auf die Modal-Split-Erhebung 2008. Diese beschreibt prozentuell, welche Verkehrsmittel genutzt werden, um von A nach B zu kommen. Obwohl bereits die Zahlen von 2013 vorhanden sind, beruft er sich auf die Daten von 2008. Die Ironie besteht darin, dass die Nutzung des Fahrrades eigentlich gesunken ist. 2008 wurden noch 16,1% der Wege mit dem Rad zurückgelegt. 2013 waren es nur mehr 14,5%. Somit unterlegt Eustacchio die Vermutung, dass der Radverkehr steigen wird, indirekt mit einer Erhebung, die eigentlich das Gegensätzliche aussagt.

Wie fahrradfreundlich ist Graz wirklich?
Wie fahrradfreundlich ist Graz wirklich?

2014 – das Jahr der Sattelreiter

Durch den milden Winter ist das Jahr 2014 bereits jetzt radfahrtechnisch ein voller Erfolg. An der Zählstelle Keplerbrücke hat man dieses Jahr im Februar wochentags 2500 RadfahrerInnen vermerkt. Ein Jahr zuvor überquerten hingegen nur 1000 RadlerInnen die Brücke.
Größere Bauprojekte zu Gunsten der Pedalritter seien heuer laut Helmut Spinka, dem Radverkehrsbeauftragten der Stadt Graz, ebenfalls geplant. So soll in der Wetzelsdorfer Straße zusammen mit Land Steiermark ein Geh- und Radweg errichtet werden. „Auf die Statistik, welche die 10 gefährlichsten Kreuzungen in Graz aufzeigt, ist auch schon reagiert worden. Die Kreuzungssituationen in der Conrad-von-Hötzendorfstraße sind beispielsweise bereits im Vorjahr verbessert worden.“

Schenkt man VCÖ-Umfragen (Verkehrsclub Österreich) Glauben, dann genießt die Stadt generell einen hervorragenden Ruf unter RadlerInnen. Die Befragten wählten Graz drei Mal in Folge zur radfahrfreundlichsten Landeshauptstadt Österreichs. Ob sich Graz auch heuer wieder mit diesem Titel schmücken darf, wird sich zeigen.

Begeisterte Turniertänzerin mit grenzenlosem Ehrgeiz (ein gut gefüllter Terminkalender ist daher die Folge); fleißige Fitnessstudio-Geherin; teilt die Überzeugung, dass allein der eigene Wille der Schlüssel zum Erfolg ist; mitfühlende und manchmal stark gestikulierende Gesprächspartnerin; bezeichnet ihren Terminkalender als essentielles Überlebensinstrument

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