Annentalk am Esperantoplatz

Liebe Annenstraße, wie geht’s dir?

Lesezeit: 2 Minuten

Heute vor einer Woche fand der Annenviertel Flohmarkt statt. Wir waren heuer nicht nur als BesucherInnen oder VerkäuferInnen unterwegs sondern veranstalteten den bereits fünften Annentalk. Diesmal ging es rund ums Thema: Annenstraße Neu – ein Jahr danach. Mit Simone Reis vom Stadtteilmanagement und Joachim Hainzl vom Verein Xenos trafen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf der Couch am Esperantoplatz und versuchten, Resümee zu ziehen.

Was hat sich vergangenes Jahr denn getan in der Annenstraße? Und was braucht noch Zeit?

Simone Reis: Viel hat sich getan. Von den baulichen Maßnahmen abgesehen, gibt es auch neue Geschäfte. Dass noch nicht alles perfekt ist, ist klar – man kann nicht erwarten, dass innerhalb eines Jahres alles anders wird. Von der Annenstraße als Einkaufsstraße können wir uns jedoch verabschieden.

Joachim Hainzl: Der Start beziehungsweise die Zielsetzung des Umbaus und der Neugestaltung sind missglückt. Es sind viele neue BewohnerInnen hier, das ist schön, aber man muss auch ihre Bedürfnisse beachten. Man muss genau hinsehen und sich fragen: ‘Wer ist auf der Straße?’ Die Verkehrsgestaltung ist ohnehin äußerst unglücklich gewählt, am schlimmsten sind die gemischten Zonen.

Simone: Ich bin zwar keine Verkehrsplanerin, aber der Aufenthalt in der Straße hat sich verbessert.

Joachim: Also aufhalten würde ich mich hier am Esperantoplatz nicht lange. In der Vorbeckgasse auch nicht…

Auf der Couch mit Simone Reis und Joachim Hainzl.
Auf der Couch mit Simone Reis und Joachim Hainzl. Foto: Marina Pichler

Das Citymanagement meinte, dass kreative Ideen/Projekte ein Potential der Leerstände in der Annenstraße wären. Der „Annenviertelverein“ ist beispielsweise nur bis nächstes Jahr finanziert. Wie fördert die Stadt Kreativnutznung?

Simone: Was konkret den Annenviertelverein angeht, muss es ja nicht bedeuten, dass er nicht wieder Förderungen bekommt. Es gibt aber neben dem Verein auch andere Initiativen die sich engagieren, man muss manchmal eben selber was auf die Beine stellen und dafür Förderungen einholen. Das Annenviertel und deren Projekte werden gleich behandelt wie der Rest in Graz.

Was wäre denn eine geeignete Maßnahme für eine ‚gerechte‘ Belebung? Steuern auf Leerstand? Wirtschaftsförderungen?

Simone: Auf keinen Fall Steuern auf Leerstand.

Joachim: Man muss sich die Frage stellen, welche Indikatoren für eine Belebung hier eine Rolle spielen. Sind es die leerstehenden Geschäfte? Oder die Fußgängerfrequenz? Und leben die Menschen, die hier vermieten, überhaupt in der Annenstraße? Man muss sich zuerst klar werden, was man erreichen möchte, welche Faktoren mitspielen, bevor man sich über die Belebung Gedanken macht.

Kerstin Eberhard, Blaues Atelier: Bezüglich Wirtschaftsförderungen denke ich, dass nach wie vor viele Leute, die mit dem Gedanken spielen, ein Geschäft aufzumachen, nicht wissen, dass es für Neugründungen eine dreijährige Mietförderung gibt.

Annentalk am Esperantoplatz
Annentalk am Esperantoplatz. Foto: Marina Piichler

Aussagen von AnrainerInnen/GeschäftsinhaberInnen machen den Anschein, dass auf Bürgerwünsche keine Rücksicht genommen wurde. Wie ging man in der Planung der Neugestaltung vor – wie wurden Bürgerwünsche beachtet?

Simone: Es wurde versucht, Rücksicht zu nehmen, aber man kann es nun mal nicht immer allen Recht machen.

Joachim: Wie kann man Rücksicht auf die BürgerInnenwünsche nehmen, wenn man nicht einmal weiß, wer tatsächlich hier wohnt.

Eine geplante Begrünungsaktion mit Topfpflanzen beispielsweise fand nie statt. Fehlt es an Eigeninitiativen unter HändlerInnen – oder informiert die Stadt Graz zu wenig über den Spielraum, den HändlerInnen für eigene Ideen haben?

Simone: Informationsmangel ist es, so denke ich, nicht. Eher die bürokratischen Hürden die man zu bewältigen hat, wenn man etwas organisieren möchte. Als Privatperson ist es nahezu unmöglich, im freien Raum etwas zu veranstalten. Man muss eine gefühlte Ewigkeit davor Ansuchen stellen und viel bezahlen.

Joachim: Veranstaltungen in der Annenstraße sollte man gebührenfrei durchführen dürfen. Der Flohmarkt setzt schon ein gutes Zeichen, aber es reicht nicht. Die Annenstraße muss Gas geben, was soziale Events betrifft..

Kerstin Eberhard, Blaues Atelier: Aber es restaurieren auch viele, es gibt Initiativen und Projekte. Es gibt Engagement. Das Viertel ist doch bereits am richtigen Weg.

Stolze Kroatin die sie ist, zieht es Anna nicht nur in ihr zweites Heimatland, sondern auch immer wieder in ihre Wahl- und fast schon Drittheimat Indien. Überhaupt reist die begeisterte Weltentdeckerin von ihrem Zuhause im Annenviertel immer wieder in ferne Ecken der Erde.

Ihr Interesse an Integration, verschiedenen Kulturen, und allem was mit Diversität zu tun hat locken sie vor allem in den Nahen Osten, um mal aus einer ganz anderen Perspektive über Glaube und Feminismus zu diskutieren (was sie übrigens auch daheim leidenschaftlich gerne tut).

Wenn sie nicht gerade ihre zwei Katzen ärgert, predigt wie wichtig Sprachförderung ist oder gelben Muskateller trinkt, bemüht sie sich, die letzte Phase ihres Pädagogik Studiums abzuschließen.
Ihre Ausbildung als Integrations Assistentin und ihre ausgeprägte soziale Ader braucht sie vor allem im JA.M Mädchenzentrum, wo sie als Sozialbetreuerin arbeitet.

Von Naturwissenschaften hingegen versteht sie gar nichts aber reden, das tut sie immer gern...

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