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Kunsthaus – offen für alle?

Lesezeit: 3 Minuten

Die Dialogreihe rund ums Kunsthaus geht ins Finale. Die bisherigen Ausgaben zeugten vom guten Willen der Veranstalter und brachten eine Reihe neuer Vorschläge für ein offeneres Haus. Werden sie auch umgesetzt?

Willst du hier rein?

„Es kann nicht darum gehen, die große Masse ins Kunsthaus zu bringen“, erscheint auf dem Bildschirm. Die Moderatorin tippt die Worte fleißig in ihren Laptop. Geschickt übersetzt sie die wichtigsten Kommentare aus der Diskussion im Raum. Am Podium neben ihr wandert das Mikrophon zwischen den sechs geladenen Experten aus dem Bereich Kunst und Kultur. Immer wieder werden sie von Zuschauern mit kritischen Fragen unterbrochen. Schnell breitet sich eine angeregte Atmosphäre im ganzen Raum aus. Im kleinen Cafe „Die süße Luise“ ist an diesem Abend fast kein Platz mehr frei.

In der Gesprächsreihe „Zum Beispiel Kunsthaus“ geht es neben der Optimierung der Besucherzahlen auch vor allem darum, das „Friendly Alien“ in Zukunft attraktiver zu gestalten. Erstmals entstand die Debatte um die Ausrichtung des Ausstellungshauses im Mai durch die Kritik von Bürgermeisters Siegfried Nagl (ÖVP). Im Interview mit der „Kleinen Zeitung“ hatte er „neue Impulse und viel mehr Bewegung und Besucher“ gefordert. Seit der Eröffnung der „blauen Blase“ 2003 sanken die Besucherzahlen von ca. 868.000 auf bloß 63.000 im Jahr 2013. Außerdem wollte Nagl das Kunsthaus aus dem Universalmuseum Joanneum lösen und direkt der Stadt Graz unterstellen. Kunsthaus-Chef Peter Pakesch hatte damals betont: „Es ist politisch gewollt, dass wir auf hohem Niveau arbeiten. Mit meiner Person hat man ein eindeutiges Bekenntnis dazu getroffen, da gibt es eben nicht nur massentaugliches Programm“.

Die großen Massen will man also trotz Kritik der Stadt nicht ins Kunsthaus locken. Ob die Verantwortlichen also zu großen Veränderungen überhaupt bereit sind?

Volles (Kunst-) Haus im Café „Die süße Luise“

Lösungen gesucht

Die Gesprächsreihe „Zum Beispiel Kunsthaus“, eine gemeinsame Initiative der Stadt Graz und des Kunsthauses, soll nun an vier Diskussionsabenden zur Klärung dieser und anderer Fragen betragen, und wurde bis jetzt gut angenommen. „Es ist überraschend und erfreulich, dass auch beim dritten Mal so viele gekommen sind“, eröffnete Moderator Dieter Bogner die dritte Runde am vergangenen Mittwoch.

Am Podium wird das Mikrophon weiter gereicht. Thema des Abends war diesmal „Kommunikation, Marketing und Medien“. Phillip Kanape, Gründer der Agentur EN GARDE, bekommt das Wort. Er erklärt ausführlich die Idee, wie die freie Kultur, zum Beispiel der Annenviertelflohmarkt „das Kunsthaus befruchten“ könnten. Eine unterstützende Stimme meldet sich aus dem Publikum. Auch sie fordert mehr Kooperationen mit kleineren Institutionen. „Es ist toll, wenn man auf uns mit einer Idee aus dem Annenviertel zukommt. Und ich glaube, wir haben noch nie ‚Nein’ gesagt“, reagiert Katrin Bucher Trantow, die Kuratorin und stellvertretende Leiterin des Kunsthauses. Allerdings betont sie, dass auch nicht immer eine Zusammenarbeit mit dem Friendly Alien erwünscht werde. „Wir wollen gar nicht zum Kunsthaus, wir gehören zum Annenviertel. Wir sind ‚bottom-up’ und wollen das auch bleiben“, bekam sie laut eigener Aussage als Antwort auf ihre Anfrage beim Flohmarkt zu hören. Ursprünglich wollte man mit dem Standort des Kunsthauses die beiden Murhälften verbinden, aber ob sich das „Friendly Alien“ jemals in das Annenviertel integriert hat, darüber lässt sich wohl streiten.

„Steig ein – red’ mit!“

Neben den Gesprächsrunden soll auch ein Schülerprojekt der HLW Schrödinger zur Attraktivierung des Kunsthauses beitragen. Betreuerin Brigitte Schlick bezweifelt wie viele andere, ob trotz gutem Willen tatsächlich größere Änderungen vorgenommen werden. Im Rahmen des Projekts „Steig ein- red’ mit“ befragen SchülerInnen Passanten an verschiedenen Grazer Orten zum Kunsthaus, um deren Meinung herauszufinden. Ihre Ergebnisse präsentieren sie bei den Dialogen. „Während der zweite Diskussion wurde kaum Wert auf unsere Präsentation gelegt“, bedauert eine Schülerin im Gespräch. Beim dritten Termin zeigte man diesbezüglich zwar mehr Interesse, die Ergebnisse der Befragung könnten aber noch stärker eingebunden werden.

Mobile Befragung der SchülerInnen im Citybus
Mobile Befragung der SchülerInnen im Citybus

Und werden all die Vorschläge am Ende auch umgesetzt? Katrin Bucher Trantow erklärte uns im Gespräch, dass sich bereits einige Maßnahmen in aktiver Planung befinden, wie etwa die Öffnung in den Innenhof und die Verlegung des Cafés. Nach dem letzten Dialog sollen die Erkenntnisse aus der Veranstaltungsreihe in den neuen kulturpolitischen Auftrag des Kunsthauses einfließen, so Lisa Rücker, Stadträtin für Kultur.

Drei der vier Gesprächstermine wurden bereits abgehalten. Der letzte folgt unter dem Motto „Inhalte, Ziele und Perspektiven“ am kommenden Mittwoch, den 8. Oktober um 19 Uhr im Café Luise im Kunsthaus.

Auch die SchülerInnen befragen noch am 4.(Lendplatz), 7.(Südtiroler Platz) und 11. (Bahnhof) Oktober Passanten zu ihrer Meinung. Also steig’ ein und red’ mit!

von Anna Eberharter, Iris Dorfegger, Markus Eichberger, Stefanie Burger

1 Comment

  1. Vielen Dank für die redaktionelle Begleitung des dritten Termins zur Gesprächsreihe „Zum Beispiel Kunsthaus“.

    Festzuhalten ist, dass an einer Öffnung des Hauses – unabhängig von der Kritik des Grazer Bürgermeisters – bereits seit Längerem gearbeitet wird. Die Anregungen, die in der gemeinsam mit Kulturstadträtin Lisa Rücker initiierten Gesprächsreihe an uns herangetragen werden, berücksichtigen wir natürlich in der Neuausrichtung.

    Und selbstverständlich wäre es in unserem Sinne, wenn die großen Massen das Kunsthaus Graz stürmen würden. Das das mit den derzeit vorhandenen Mitteln nicht Die Kulturstadträtin selbst hat aber immer wieder betont, dass man die Diskussion nicht anhand bloßer Besuchszahlen festmachen kann – eine Ansicht, die auch wir teilen: Erfolg lässt sich nicht allein in Besuchszahlen messen. Für Blockbuster-Ausstellungen, die Besuchszahlen und touristische Strahlkraft nach oben schrauben könnten, braucht es mehr Geld. Das ist auch der Politik bewusst.

    „Ob die Verantwortlichen also zu großen Veränderungen überhaupt bereit sind?“ Natürlich, das merken alle Teilnehmenden, die die Gesprächsreihe verfolgen.

    Und auch die Befragungs-Ergebnisse aus dem Schülerprojekt der HLW Schrödinger fließen in die zukünftigen Überlegungen mit ein. In der letzten Gesprächsreihe wurde uns ja erstmals versprochen, dass wir die erhobenen Daten erhalten.

    Liebe Grüße
    Christoph
    (Kunsthaus Graz)

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