Im Lend gibt es siebzehn Coworking Spaces, Tendenz steigend. Ein paar davon haben wir uns im Rahmen der Exkursion „sehens.wert“ – organisiert von der Grünen Akademie Steiermark – genauer angesehen.
Mariahilferstraße 30: Selbstgeschrieben prangt mit großen Lettern Managerie und Co-Working auf einer Auslagescheibe. Dahinter arbeiten eine Kulturmanagerin, eine Kunstvermittlerin und eine Import-Export-Händlerin in der Managerie. Klein, ein paar Schreibtische, die sich dicht aneinander drängen, ein Sofa mit Tisch und Kaffeemaschine für Besprechungen und Plaudereien. Die geringfügige Unaufgeräumtheit verleiht dem Arbeitsraum eine gemütliche Atmosphäre. Der Coworking Space bietet vier Arbeitsplätze, ein weiterer Schreibtisch kann temporär (tageweise) für 18 Euro gemietet werden: „Wir hatten Zeiten, da teilten sich vier, fünf CoworkerInnen einen temporären Platz, manche kamen kontinuierlich, manche sporadisch“, erinnert sich die Besitzerin Maria Reiner. Mit dem Printi und dem Les Avignons bildet die Managerie den Kern der Coworking Spaces im Lend: „Es gibt da Potential, dass so etwas wie ein Milieu entsteht“, so Maria Reiner.
Coworking: Neu und gefragt
Rein formal ist ein Coworking Space eine Art Gemeinschaftsbüro, das jedoch von einer einzelnen Person gekauft wird. Andere UnternehmerInnen haben die Möglichkeit, sich tage- oder monatsweise einzumieten – dabei wird nur Miete bezahlt, der/die VermieterIn kümmert sich um die Infrastruktur wie etwa Drucker, Beamer, Toiletten, Internet oder auch eine Kaffeemaschine.
Auch in Österreich, wo derzeit etwa die Hälfte aller Unternehmen aus Ein-Personen-Unternehmen besteht, sind Coworking Spaces in den letzten Jahren ein größeres Thema geworden. In Zeiten einer beinahe vollständigen Vernetzung durch das Internet können UnternehmerInnen, vor allem einzelne, von überall aus arbeiten. Viele haben aber zu Hause nicht genügend Platz oder können sich schlecht konzentrieren und motivieren. Da stellt ein Coworking Space als Arbeitsumfeld eine ernstzunehmende Alternative dar: Niedrigere Kosten als mit einem eigenen Büro, gute Networking-Möglichkeiten und Flexibilität lauten die Argumente.
„Der soziale Faktor ist einfach unglaublich wichtig; da entstehen dann wirklich auch Freundschaften. Coworker leben wie in einer WG und wenn man sich gut versteht, kann das extrem wertvoll sein“, erklärt Maria Reiner.
Unterschiedliche Spaces, unterschiedliche Leute
Zurück ins Annenviertel: In der Ateliersgemeinschaft Printi direkt neben der Managerie teilen sich der freischaffende Südosteuropa-Korrespondent Norbert Mappes-Niediek, eine Epidemiologin, ein weiterer Journalist und Kinderbuchautor und eine Grafikerin einen Raum. Einige Kreative, die abseits ihrer Arbeit in Projekten tätig werden wollen, kommen ebenfalls hierher.
Nicht weit vom Printi entfernt am Lendplatz 41 liegt das Les Avignons. Acht von den 18 verfügbaren Schreibtischen besetzen hier unter anderem ein Fotograf, eine Web- und Grafikdesignerin und zwei Journalisten. Die arbeiten oft nicht nur neben- sondern auch miteinander: „Wir sind im Prinzip ein Kollektiv von Selbstständigen, die oft zusammen an Projekten arbeiten, wie eine kleine Agentur“, erklärt der Inhaber Stefan Leitner. Aufgrund der noch geringen Größe kommen die Vorteile der Arbeitsgemeinschaft zum Tragen: Die Coworker helfen sich untereinander oder kaufen für die anderen im Supermarkt das Essen mit ein. Zusammenhalt gibt es laut Stefan Leitner aber nicht nur innerhalb der Einrichtung: „Wenn wir einen Auftrag nicht annehmen können, leiten wir den Kunden an einen anderen Coworking Space weiter.“
Viel größer als die drei bisher genannten Arbeitsräume ist das Spacelend in der Neubaugasse 24: Auf geräumigen 670 m² arbeiten GrafikerInnen, WebprogrammiererInnen, FilmemacherInnen und PR-Leute. Ein beinahe 200 m² großer Multifunktionsraum für Veranstaltungen oder Präsentationen und drei Video-Schnitträume stehen zur Verfügung. Der Coworking Space ist modern eingerichtet, die Wände sind allesamt weiß gestrichen. Große Schreibtische sind auf mehrere Räume verteilt. Aufgrund der Größe hat man mehr Ruhe, kann aber weniger von der Gemeinschaft profitieren. Seine Jause muss man sich also schon selbst kaufen. Von den anderen kriegt man weniger mit als in den kleineren Coworking Spaces, der Geist des Coworking geht deswegen jedoch nicht wirklich verloren: „Die erfahreneren CoworkerInnen nehmen die Jüngeren auch oft zu Projekten mit; Erfahrungsaustausch findet auch beim gemeinsamen Essen statt“, so Philipp Slaje, Geschäftsführer des Spacelend.
Seine Größe war es unter anderem, die dem Spacelend letztes Jahr zu einer Subvention verhalf: Bei einer Förderung über 150.000 Euro – berücksichtigt wurden nur Spaces mit mindestens 20 Arbeitsplätzen – erfüllte das Spacelend als einziger Coworking Space alle erforderlichen Kriterien und erhielt so mehr als die Hälfte des Geldes. Der Rest wurde bisher nicht ausgeschüttet.
Seit 2014 gibt es auch eine Förderung für EndmieterInnen der Spaces, erhältlich für maximal ein Jahr. Dass diese Förderungen nach langem hin und her durchgesetzt wurden, ist vielleicht ein Zeichen, dass auch die Stadt Graz erkennt, welches Potenzial in den Coworking Spaces schlummert.
Die Links zu den Coworking Spaces für Interessierte:
Managerie, Mariahilferstraße 30 | Managerie auf Facebook
Les Avignons, Lendplatz 41 | Les Avignons auf Facebook
Spacelend, Neubaugasse 24 | Spacelend auf Facebook
Coole Sache! Ich kann Coworking nur jedem empfehlen, der so wie ich zuhause viel zu abgelenkt ist, um irgendwas weiterzubringen. Wenn man die richtigen Coworker hat, ist es richtig motivierend und man kann sich auch toll austauschen. Ergänzend zum Coworking Space habe ich auch ein virtuelles Büro, das von einer Firma in Wien angeboten wird. Nennt sich youroffice.at und erledigt meine Sekretariatsarbeiten und Buchhaltung. Ich bin total zufrieden mit dieser Kombination und würd das jederzeit wieder so machen.