Zwischen Yogakurs, Porno-Workshop und Demonstration fanden am Wochenende Veranstaltungen zum Weltfrauentag in Graz statt. Denn die Frauen protestieren und sagen: “Wir sind immer noch da!”
Zwanzigtausend Menschen marschieren durch Wien. Sie fordern lautstark gleiche Rechte für Frauen. So war das noch im März 1911, als die deutsche Linkspolitikerin Klara Zetkin den Weltfrauentag ins Leben rief. Seither haben sich Forderungen, wie das Wahlrecht für Frauen, erfüllt. Doch während viele Forderungen noch offen sind, verliert der Weltfrauentag scheinbar an Schlagkraft. Vergangenen Samstag (7. März) demonstrierten lediglich an die 300 Personen in der Grazer Innenstadt und von „lautstark“ kann kaum die Rede sein. Im Volksgarten fand außerdem das Fem*Fest mit Yogakurs und Porno-Workshop statt. Haben die Frauen die Hoffnung verloren und ihre Forderungen aufgegeben?
„Es gibt mehr als den frauenfeindlichen Mainstream.“
Anna Robosch von der Sozialistischen Jugend Graz organisierte das Fem*Fest im Volksgarten: “Das Fem*Fest soll ein jährlicher Fixpunkt mit coolen, provokanten und neuen Vorträgen neben den ganzen Verteil-Aktionen werden.” Mit einem feministischen Porno-Workshop wollten sie darauf hinweisen, dass es “nicht nur diese heteronormative Sichtweise gibt, sondern viel mehr Spektren, besonders in der Pornographie. Es gibt mehr als den frauenfeindlichen Mainstream.” Zwischen Vorträgen konnte man sich bei Yoga- oder Selbstverteidigungskurs körperlich betätigen, denn es sollte den Frauen etwas für ihr “tägliches Leben” geboten werden, das “mehr ist als ein Flyer“. Den Weltfrauentag findet Robosch wichtig, “da wir (Frauen, Anm.) nur am Papier gleichberechtigt sind und in der Praxis nicht”. Nachsatz: “Wir sind immer noch da!”
Brot und Rosen verteilte das 8. März-Komitee auf der Demonstration am Samstag. Das Brot steht hier für gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Denn der Gender-Pay-Gap beträgt laut Statisitk Austria 23 Prozent. Das heißt, österreichische Frauen verdienen fast ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Das Sinnbild Rosen steht für ein lebenswertes Dasein. Denn Frauen übernehmen den Großteil der unbezahlten Arbeit, wie die Betreuung von älteren Menschen und Kindern, sowie die Hausarbeit. Außerdem hat eine von drei Frauen laut einer EU weiten Studie seit ihrem 15.Lebensjahr sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt.
Silvana Rabitsch, Sprecherin des 8. März-Komitees und Gleichbehandlungsbeauftragte der Stadt Graz, sagt: „Es sind eigentlich Forderungen, die seit zwanzig, dreißig Jahren gestellt werden, immer wieder, immer wieder, und trotzdem hat sich in der Lebenswelt der Frau nicht wirklich viel verändert.”
In Graz fordern das 8.März-Komitee und der Frauenrat besonders das Wiedereinsetzen einer Unabhängigen Frauenbeauftragten. Nach 28 Jahren wurde diese Stelle 2014 von der Stadt Graz nicht wieder besetzt. Rabitsch betont besonders, dass die stattdessen geschaffene Ombudsstelle für sie “nicht das gleiche“ sei, denn “der Schwerpunkt war vorher nicht die individuelle Beratung – dafür gibt es die diversen Fraueneinrichtungen und NGOs, an die man weitergeleitet wird.” Das Hauptaugenmerk sei jedoch auf die Öffentlichkeitsarbeit zu legen, „zu beobachten: was verändert sich gesellschaftspolitisch, welche Dinge brennen jetzt gerade und wo muss man einhaken.”
Für die Frauenrechte auf die Straße
Das 8.März-Komitee, so Rabitsch, habe es “heuer wieder für nötig gehalten, auf die Straße zu gehen und diese Rechte einzufordern, so wie es in den 70er und 80er Jahren war.” Rabitsch meint dazu, “Ich hätte es mir auch nicht gedacht, dass noch einmal die Zeit kommt, wo ich wieder für Frauenrechte auf die Straße gehen muss.Trotz allen Gleichbehandlungsgesetzen und Verordnungen werden diese Werte nicht gelebt. Es sollte für alle, Frauen und Männer, möglich sein, selbstbestimmt zu leben. Wenn man das erreicht hat, dann ist der 8.März vielleicht einmal ein Feiertag.” Aber bis dahin werden die Frauen wohl weiterhin auf die Straße gehen müssen.
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