Am 11. März fand bei dem Künstler ILA der Auftakt der neuen Serie „Sichtbar gemachte Liebe“ statt, die vom Grazer Verein „KiG!“ (Kultur in Graz) veranstaltet wird. Ateliers und Schaffensorte der Künstler zu besuchen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und den Ort zu sehen, wo Kunst entsteht, darum geht es in dieser neuen Serie, die von Anita Hofer initiiert wurde.
Das Annenviertel beherbergt eine Vielzahl von Galerien und Ausstellungsräumen, wo aufstrebende Künstler und Künstlerinnen ihre Werke ausstellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Das KiG! will aber nicht nur die fertigen Werke sehen, sondern auch die Orten an denen diese Werke entstehen und an denen die Künstler arbeiten. Zusammen mit InteressentInnen werden verschiedene Ateliers besucht und Gespräche mit KünstlerInnen geführt. „Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Vermittlungsformaten“, erzählt Anita Hofer vom Verein KiG!. „Die Idee zu den Atelierbesuchen kam mir aber einfach spontan“, ergänzt sie. „Ich hab mir gedacht, es wäre spannend einmal andere Sachen zu sehen und ein anderes Gespür für Kunst zu bekommen“. Ein völlig neues Format für Graz, das großes Potential habe. „Das fehlt in Graz, niemand macht solche Künstlerführungen“, berichtet Anita Hofer. „Ich finde es wichtig, Leuten Kunst und Kultur näher zu bringen, sodass mehr Menschen Kunst zu schätzen und vielleicht auch lieben lernen“, erzählt sie noch von ihrer Motivation.
Schaffensorte und Inspirationsquellen
Das erste Atelier, welches das KiG! zusammen mit einigen Interessenten besucht hat, war das Atelier des Grazer Künstlers ILA, der eigentlich Christian Rieger heißt. Seine „Werkstatt“ findet man in der Griesgasse, nahe dem Griesplatz. Eine bunte, zwei Meter hohe Giraffe auf einem Balkon sieht man von Weitem. Betritt man das Atelier von ILA, sieht es nicht minder bunt aus. Die Wände sind voller Gemälde, ein ganzer Raum quillt fast über vor Keilrahmen, Farben und allerhand anderer Utensilien. Betritt man das nächste Zimmer, erblickt man als Erstes eine große Skulptur eines Menschen, die aus Bergkristallen gefertigt wurde, daneben einen Baumstamm, in den ein Gebiss eingearbeitet wurde und ein Möbius aus Centstücken. „Eines der billigsten Materialien, mit denen ich jemals gearbeitet habe“, lacht ILA.
ILA zeigt den Besuchern einige seiner zahlreichen Arbeiten und spricht über seine Gedanken, seine Motivation und die Entstehung der Kunstwerke.
Nachdem er die Geschichte hinter der menschlichen Skulptur aus Bergkristall und einer weiteren Skulptur aus einem Stück massiven Eichenholz erzählt hat, erklärt er auch, was Earth Plugs sind: nämlich „Nicht-Räume“, in Form einer Metallröhre mit einem Deckel aus Glas. Oder, wie ILA es ausdrückt, ein „kleiner Kunstraum, der unterschiedlich bespielt wird“. Die Earth Plugs werden mithilfe einer Bohrmaschine in Mineralien, Stein oder Beton gebohrt und können mit so ziemlich jedem beliebigen Material „gefüllt“ werden. „Es gibt sie jetzt in 28 Länder. Bei uns kann man zum Beispiel in der Andräkirche einen Earth Plug finden.“, erzählt ILA. Der Grundgedanke hinter den Earth Plugs sei es aber, eine Diskussion über den öffentlichen Raum anzuregen. „Was ist öffentlicher Raum, wenn dieser vorher nicht da war? Ist der öffentliche Raum dann kein öffentlicher Raum mehr?“, erklärt ILA seine Gedanken zu diesem Projekt.
Gespräche über Kunst und die Welt
Im Laufe des Besuchs entsteht eine rege Diskussion über Kunst im Allgemeinen, seine Gedanken zu Künstlerkollektiven, Atelierbesuchen oder auch, ob für ihn andere Künstler inspirierend sind. „Früher hab ich viele andere Künstler beobachtet, aber heute ist dieser Schaffensprozess viel fühlender. Ich sehe aber oft, dass Kunst kalkuliert ist und es wahnsinnig viel kopflastige Kunst gibt. Das berührt mich nicht, aber interessanterweise funktioniert diese Art von Kunst auch“, erzählt er. Seine Sätze sind lang, oft springt er von einem Thema zum Nächsten und in seiner Stimme schwingt Begeisterung mit.
Der Atelierbesuch und das Gespräch mit ILA deckt noch viel mehr Themen ab. Die Interessenten und Interessentinnen diskutieren beinahe zwei Stunden mit dem Künstler.
Gespräche entstehen zu lassen und den Gedanken hinter den Kunstwerken zu verstehen – genau das is auch der Gedanke hinter dem Projekt, welches das KiG! gestartet hat.
Der nächste Atelierbesuch findet am 15. April bei Gustav Troger statt. Nähere Infos findet man auf der Website des KiG!. [/box]