Über 50 TeilnehmerInnen wirbelten fahrradfahrend Bälle ins Tor – am Wochenende fand das erste internationale Bikepolo-Turnier im Grazer Volksgarten statt.
„Wir sind für den Hundefriseursalon Helga angetreten, haben aber leider einmal zu oft verloren. Heute bin ich etwas müde vom Schlagergarten und weil ich momentan acht Biker einquartiert habe“, lacht der Spieler Lucas Hammerer. Der Langhaarige steht am Spielfeldrand und beobachtet gespannt, wie sechs Typen auf ihren Drahteseln mit selbstgebauten Stöcken einem Ball nachjagen. Die SpielerInnen kommen unter anderem aus Polen, Tschechien und Lettland. Lucas verweist auf den „Big Boss“, Gernot Gruber, der die Treffen von Bikepolo in Graz organisiert. Der Verein trifft sich seit fünf Jahren zweimal wöchentlich. „Es geht um Spaß. Wer kommt, der ist da“, sagt Gernot.
Die ersten österreichischen Meisterschaften in Graz veranstaltete die Bikepolo Community vor zwei Jahren, diesmal sind sie international. „Octopussy“ aus Deutschland gewinnt im Finale gegen „Apollo 3“ aus Polen. Insgesamt waren 18 Teams aus 9 Ländern zum Lendwirbel-Auftakt im Volksgarten am Start. Der Teilnehmer Johannes Leitich schüttelt schmunzelnd den Kopf. Die Resonanz im Volksgartenpark beschreibt er als sehr gut: „Es kracht eben hin und wieder. Da werden die Menschen neugierig und schauen vorbei.“ Der ehemalige Fahrradkurier hat die Genehmigung für dieses Wochenende besorgt und sich um SponsorInnen bemüht. Prinzipiell finanziert Bikepolo Graz sich über Mitgliedsbeiträge.
Seit einem Jahr ist auch Katharina Sieghartsleitner dabei, die über ihre Erfahrungen beim Bikepolo erzählt: „Zu Beginn ist alles etwas viel. Du hast den Schläger, dein Rad, den Boden, das Tor und dann sind da auch noch die anderen Spieler. Als ich das erste Mal spielte, lag ich dauernd am Boden.“ Es sei aber nicht so wild wie es aussehe, meint Katharina: „Nach einer gewissen Zeit wirst du total sicher am Rad und die Straße wird zum Spielfeld.“ Als einzige Frau zwischen den Grazer „Polos“ müsse sie ihre „Frau stehen“. „Zuerst passten die Jungs hauptsächlich auf mich auf. Mittlerweile schenken sie mir aber nichts mehr“, lacht Katharina.
Am Turnier wurde die Quote durch die Frauenmannschaft „Lumberjanes“ angehoben. Sieben bis acht Frauen spielen seit letzten Sommer „Grrrls Polo“ in Wien. Die Spielregeln, erklärt von den „Lumberjanes“: „Zehn Minuten lang treten drei gegen drei an und das solange, bis fünf Tore erzielt sind. Die Füße dürfen den Boden dabei nicht berühren.“ Auf die abschließende Frage, was so toll an Bikepolo sei, antworten die drei lachend: „Es ist mit Fahrrädern. Wir sind einfach ‚addicted to Polo‘.“
[box] Bikepolo ist eine Mischung aus Radball und Polo. Es wird zwischen 2er Radpolo und 3er Radpolo unterschieden. SpielerInnen versuchen dabei den Ball mit einem Schläger, der ungefähr die Länge eines Skistocks hat, in das Tor der gegnerischen Mannschaft zu manövrieren. Die TeilnehmerInnen bewegen sich ausschließlich am Fahrrad fort, mit dem auch der Ball abgefangen werden darf. Bikepolo entstand um 1999 in Seattle und wurde hauptsächlich von Frauen als Hallensport betrieben. Die Sportart findet vor allem bei FahrradkurierInnen, speziell in New York, London und München immer mehr Anklang. [/box]Sara Noémie Plassnig