„Hops ho da re i ri“

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Jeden Dienstag findet im Harmonikazentrum in der Griesgasse die „Jodel-Tankstelle“ für Begeisterte jeden Alters statt. Doch was ist Jodeln überhaupt?

Jodelrunde
Die jodelbegeisterte Damenrunde mit „Jodel-Tankwart“ Herbert Krienzer

Anders als der und die ein oder andere anfangs vielleicht vermutet haben, geht es in diesem Artikel nicht um die virale Smartphone-App Jodel, die derzeit von StudentInnen gefeiert wird. Diese App erlaubt es, anonym Nachrichten und Bilder zu verschicken, die jeder und jede im Umkreis von zehn Kilometern lesen kann. Die Gesangstechnik des Jodelns hingegen ist etwas ganz anderes. Dabei wird die Stimme bei einem schnellen, schwungvollen Umbruch zwischen der rauen Bruststimme und der hohen Kopfstimme gekippt. Dieses Kippen ist etwas Natürliches – es passiert zum Beispiel ganz ungewollt, wenn man aufgeregt ist oder auch im Stimmbruch in der Pubertät. „Wir machen etwas, was die Stimme sowieso kann“, meint Herbert Krienzer, „Tankwart“ der Jodel-Tankstelle. Eine weitere Besonderheit beim Jodeln ist, dass nur in Silben mit Vokalen und eingeschränkt mit Konsonanten gesungen wird. In den vergangen Jahren rückt die Traditions- und Brauchtumspflege wieder vermehrt in den Mittelpunkt – so auch im Annenviertel im Harmonikazentrum. „Für viele ist es verblüffend, dass das Jodeln viel weiter verbreitet ist als nur im Alpenraum“, erklärt der Gründer des Harmonikazentrums, Wolfram Märzendorfer. Die Technik des Jodelns wird aber auch von Naturvölkern in Amerika, sowie in der Country-Musik und vielen anderen Musikstilen eingesetzt, so Märzendorfer.

Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es die Jodel-Tankstelle. Krienzer beschreibt sie als „Bindeglied“ zwischen den ebenfalls von ihm angebotenen Jodelkursen und den regelmäßig stattfindenden Jodelstammtischen. Allerdings melden sich Interessierte zur Tankstelle nicht verbindlich an, sondern können ohne An- oder Abmeldung kommen – wann und sooft es ihre Zeit erlaubt. Darüber hinaus ist die Tankstelle nicht so gut besucht wie der Stammtisch, wodurch individuell auf die einzelnen Jodler – damit sind sowohl die Stücke, als auch die SängerInnen gemeint – eingegangen werden kann. Die Teilnahme an einer Jodel-Session kostet zwölf Euro, das erste Mal Schnuppern ist kostenlos. Regelmäßige JodlerInnen sammeln auf einem Treuebon einen Punkt pro Teilnahme, mit dem jede sechste Zusammenkunft gratis ist.

Herbert Krienzer
Herbert Krienzer in seinem Element: „Ich bin im Jodel-Delirium!“

Der Flascherlzug und das Jodeln
An diesem Tag stehen die Jodler der „Schöne Verkehrte“, der „Brandige“, der „Meran Lula“ und „Hops ho da re i ri“ am Programm. Zu Beginn jeder Jodel-Tankstelle können die TeilnehmerInnen ihre Wunsch-Stücke deponieren, die dann in den kommenden eineinhalb Stunden mit sichtlicher Freude perfektioniert werden. An sich klingt das Jodeln in der Konstellation mit zwei bis drei Personen am besten, für Übungszwecke wirkt es aber auch in der Gruppe gut. „Chaos ist verwirrend, Regel und Ordnung alleine ist fad. Aber eine Mischung aus Chaos und Ordnung ist spannend! Und das haben viele Jodler“, schwärmt Krienzer. Zum Ende der Session gibt Krienzer den TeilnehmerInnen eine Übung der Woche mit. Dieses Mal war diese das Imitieren der Hupe des „Flascherlzugs“ – eine Übung für die Kopfstimme.

„Wir sind von Land und Stadt schuftig dotiert“

Wolfram Märzendorfer
Wolfram Märzendorfer, der Leiter des Harmonikazentrums, sieht Harmonikainstrumente „ganz hoch im Kurs“

Grundsätzlich ist die Hauptfunktion des Harmonikazentrums die Dokumentation der Geschichte des Akkordeons, jedoch finden dort auch andere Aktivitäten wie eben die Jodelkurse, Ukulelekurse oder kroatische Liederabende oder Konzerte statt. „Seit ungefähr 30 Jahren hat sich die Harmonikawelt total verändert. Harmonika steht ganz hoch im Kurs, wird an allen Schulen und Hochschulen unterrichtet und ist in allen Stilrichtungen zu Hause“, erklärt Märzendorfer. Trotzdem steht die Finanzierung jedes Jahr erneut auf der Kippe. „Es ist unglaublich schwer. Wir sind von Land und Stadt so schuftig dotiert, dass wir gerade nicht zusperren müssen“, so Märzendorfer, der ehrenamtlich für den Harmonikaverein arbeitet, da Miete und Strom das ganze Budget auffressen. Immerhin sei für heuer der Betrieb gesichert.

#langstrumpfleni ist nach ihrer Schwester Pippi das zweitstärkste Mädchen der Welt und hätte auch gerne ein kleines Äffchen. Lebt nach dem Motto: Genießen, genießen, genießen!

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