Eine geplante Fußgängerzone in der Stockergasse am Lendplatz sorgt für Diskussionen. Ein Informationsabend im Rathaus brachte kaum Klarheit und sorgte für Unmut und Kontroverse im Grazer Rathaus.
Von Thomas Edlinger
Der 14.11.2011 war ein wichtiger Tag für die Zukunft der Stockergassse und ihrer Bewohner. An einem Informations- und Diskussionsabend, zu dem Vizebürgermeisterin Lisa Rücker ins Rathaus geladen hatte, sollte über die Zukunft der Straße, die seit Monaten geperrt ist, gesprochen und entschieden werden. Darüber, ob in der Stockergasse, in der sich Institutionen wie das Haus der Generationen, die Bürogemeinschaft GAFT oder Die Scherbe befinden, eine Verkehrsberuhigungsmaßnahme umgesetzt werden solle. Drei Alternativen standen zur Debatte: eine echte Fußgängerzone wie zum Beispiel am Hauptplatz; ein Fahrverbot, das den gleichen Effekt haben würde, wobei es rechtlich einfacher wäre, die Zufahrt für Anrainer zu sichern; und schließlich ein Shared Space nach Vorbild des Sonnenfelsplatzes bei der Universität.
Eine sachliche Diskussion sollte es werden. Doch die Gemüter waren von Anfang an erhitzt, die rund vierzig Interessierten brachten ihre Bedenken und Wünsche zum Teil recht leidenschaftlich zur Sprache, und noch bevor die Diskussion überhaupt starten konnte, wandten sich schon die ersten besorgten Bürger an Vizebürgermeisterin Rücker. Offiziell begann der Abend dann mit einer Vorstellung der Verantwortlichen, danach präsentierte der Abteilungsleiter des Straßenamtes, Harald Hrubisek, mögliche Varianten der Umgestaltung.
In der anschließenden Diskussion wurden die Sorgen und Ängste der Bewohner schnell offensichtlich. Ein sehr wichtiger Punkt war die Zufahrtsmöglichkeit der Anrainer und für Familien, die nicht in der Stockergasse wohnen, die ihre Kinder aber in der Krippe im Haus der Generationen betreuen lassen, wollten wissen, wie sie ihre Kinder abholen können, wenn es ein Fahrverbot gibt. Die anwesenden Veantwortlichen garantierten den Bewohnern zwar freie Zufahrt , doch blieben offenbar Zweifel an diesen Versprechen. Auch die anderen Varianten überzeugten nicht alle. „Wenn es zu einem Shared Space kommt, wie können wir unsere Kinder vor den Radfahrern schützen?“, fragt eine besorgte Mutter. Und eine ältere Bewohnerin des Hauses der Generationen wollte wissen, wie es um den barrierefreien Zugang zum Lendplatz steht.
Obwohl der Referent für Bürgerbeteiligung Timo-Wolf Köhler versuchte, die Diskussion sachlich zu halten, stellte sich diese Aufgabe schnell als schwer erfüllbar heraus. Mehrere Interessenten, darunter auch der Bezirksvorsteher des Lend, Otto Trafella, machten ihrem Ärger lautstark Luft. Trafella zitierte aus Zeitungsberichten und wollte damit beweisen, dass die Planung ausschließlich von Rücker ausgehe, die diese den Bürgern „aufzwingen“ wolle. Rücker sagte, dass diese Wünsche nach einer Verkehrsberuhigung schon vor ihrer Zeit als Vizebürgermeisterin an sie herangetragen worden seien, und sie nun die Möglichkeit sehe, dieses Vorhaben umzusetzen.
Ergebnisse
Der Abend endete mit einer Abstimmung, die als Stimmungsbarometer für oder gegen die geplante Maßnahme dienen sollte. Doch selbst die verlief nicht ohne Streit. Für Otto Trafella ist die Veranstaltung eine Farce. Von seiner Überzeugung, dass die Grüne Vizebürgermeisterin die Bürger mit ihre Plänen zwangsbeglücken wolle, rückte er auch am Ende der Diskussion nicht ab. Einige Anwesende haben von unfairen Verhältnissen gesprochen. Sie forderten das Aufstellen von Bestimmungen, wer nun hier „wahlberechtigt“ sein soll. Die Abstimmung fiel dann mit einer knappen Mehrheit von 14 zu 11 gegen das Projekt aus. Lisa Rücker hielt daraufhin fest, dass damit noch nichts endgültig entschieden sei, das Ergebnis und die Stimmung bei der Informationsveranstaltung würden aber in die zukünftigen Planungen einfließen.
Auf Anfrage hat die Verkehrsplanung der Stadt Graz gesagt, dass die Planungen für eine Verkehrsmaßnahme in der Stockergasse abgebrochen wurden. Wie aber beim Informationsabend gesagt, kann es im Laufe der Umgestaltung der Annenstraße im Umfeld zu weiteren Planungen für Fußgängerzonen oder Ähnlichem kommen.