Frittenbude: „Kein Mensch braucht eine Heimat“

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Ein Abend mit der deutschen Band Frittenbude wird auch nach zehn Jahren nicht langweilig. Am 6.2. spielten sie im p.p.c., die Annenpost war vor Ort dabei.
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Frittenbude produziert tanzbare Musik – das merkt man

Samstag, 6. Februar, 20 Uhr. Bewaffnet mit einem Audiolith-T-Shirt betreten wir das „p.p.c.“, wo an diesem Abend die deutsche Elektro-Punk-Band Frittenbude zum vierten Mal in zehn Jahren das Publikum beehrt. An der Garderobe steht eine Sparbüchse mit der Aufschrift „Refugees Welcome“, und allem Anschein nach ist sie ziemlich gut gefüllt.

Die Vorband Yawl versucht bereits, für Stimmung zu sorgen, was auch relativ gut gelingt. Nach dem obligatorischen „Ihr seid das beste Publikum der Tour, ich werde meiner Mutter davon erzählen“ verlassen Yawl um 20.40 Uhr die Bühne mit der Aufforderung, sich mit ihnen an der Bar zu treffen, um etwas zu trinken oder um Gras zu rauchen. Danach kämpft sich ein Großteil der Menge aus den vorderen Reihen zur Bar oder zu den Toiletten durch – der Weg ganz nach vorne ist frei.

Um 21.05 Uhr verstummt die Hintergrundmusik und die Lichter werden gedimmt. Plötzlich dröhnt die Titelmelodie des Disney-Films „Der König der Löwen“ aus den Lautsprechern. Niemand weiß so recht, was es damit auf sich hat, aber von Frittenbude ist man schließlich auch nichts anderes gewöhnt. Seit dem letzten Album „Küken des Orion“ besteht die Band nicht mehr nur aus den drei Gründungsmitgliedern, sondern auch aus einem Schlagzeuger und einem weiteren Keyboarder. Als diese Gruppe die Bühne betritt, begleitet von den typischen „Delfingeräuschen“ des Sängers, und die Show mit dem Lied „Dies Das“ eröffnet, haben sie das Publikum für‘s Erste schon mal auf ihrer Seite.

Doch Frittenbude ist mehr als nur eine Band, die tanzbare Musik produziert und auf Konzerten Menschen begeistert. Frittenbude ist auch eine Band, die etwas zu sagen hat. Und das tun sie oft und laut, meist untermauert mit Schimpfwörtern. Da an demselben Abend ja in 140 Städten, unter anderem auch in Graz und Wien, sogenannte „Vergewaltigungstreffen“ stattfinden sollten, nimmt Frittenbude das Konzert zum Anlass, um das Publikum davor zu warnen. Zu diesen Treffen hatte Daryush Valizadeh, ein amerikanischer, anti-feministischer Autor, aufgerufen. Diese sollten für all jene heterosexuellen Männer sein, welche seine gefährlichen Ansichten und Forderungen teilen. Auch wenn diese Treffen von „Roosh V.“ wieder abgesagt wurden, lässt sich die Band eine kurze Drohung nicht nehmen. „Wir bleiben bis fünf Uhr hier, und wenn irgendjemand von den Wichsern vorbeikommt, dann schlagen wir den zusammen.“

Am gleichen Tag fanden in Graz auch eine „Pegida“-Kundgebung sowie eine Gegendemonstration statt. Laut Sänger Johannes Rögner sei das größte Problem, dass sich die Geschichte in Deutschland und Österreich zurzeit wiederhole, und – was noch schlimmer sei – Täter zu Opfern werden. Österreich stehe Deutschland da um nichts nach, der einzige Unterschied zwischen den zwei Ländern sei, dass „die österreichische Sprache viel süßer ist“. Die Antwort der Band: „Kein Mensch braucht eine Heimat, jeder braucht ein Zuhause.“. Als vor einem Lied dann die Aufforderung kommt, die Mittelfinger in die Luft zu strecken, wird das von Rögner damit begründet, dass man die Mittelfinger zu Gott strecken solle, denn auf der Erde hat dieser nichts verloren.

Da Frittenbude aber schließlich keine politische Organisation sondern eine Band ist, kommt die Musik an diesem Abend nicht zu kurz. In eingespielter Manier dröhnt ein Lied nach dem anderen durch das p.p.c., dennoch will zu Beginn nicht die gewohnt gute Stimmung aufkommen. Niemand, auch nicht die Band denkt daran, einen Moshpit oder Ähnliches zu bilden, sodass die erste Stunde eher zögerlich mitgetanzt wird. Das ändert sich erst, als „Affentanz“ ertönt. Und bei „Mindestens in 1000 Jahren“, dem laut Selbsteinschätzung der Band größten Frittenbude-Hit, gibt es kein Halten mehr. Es wird gefeiert, getanzt und sämtliche Probleme scheinen auf einmal vergessen. Als die Band während der zweiten Zugabe „Bilder mit Katze“ anstimmt, liegt eine Euphorie in der Luft, die einen so schnell nicht mehr loslässt. Wie der Schweiß, der zu diesem Zeitpunkt bereits von der Decke tropft und alle völlig durchnässt.

Was bleibt, ist die Gewissheit, dass Frittenbude auch nach zehn Jahren nichts von ihrer Entschlossenheit verloren hat. Die fünf Deutschen sind jetzt schon Kunst. Oder mindestens in 1000 Jahren.

 

 

Wenn #fernwehnini nicht gerade die Welt bereist oder auf Konzerten ist, ist sie höchstwahrscheinlich gerade auf der Suche nach einer spannenden Story.

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