Ziel ist sich nicht mehr durch Genredenken einschränken zu lassen. Foto: Cuntra

Wenn Punks Jazz hören

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Mit Filmdokumentationen, wissbegierigen ZuhörerInnen und dem gewissen „Know-How“ aus der Szene gehen in der CuntRa seit Dezember die Music Talks über die Bühne. Eine Empfehlung.

Ziel ist sich nicht mehr durch Genredenken einschränken zu lassen. Foto: Cuntra
Ziel ist, sich nicht mehr durch Genredenken einschränken zu lassen. Foto: CuntRa

Skeptische KritikerInnen, ungeduldige Passionierte, unvoreingenommene Neulinge – das Publikum bei der monatlichen Zusammenkunft der Graz Music Talks ist bunt gemischt. Was die ZuschauerInnen erwartet? Natürlich ein Einblick in die Tiefen eines musikalischen Subgenres von Hip Hop bis Punk. Auch BesucherInnen, denen das Thema des Abends zuvor noch nicht zu Ohren gekommen ist, erraten es relativ schnell durch einen kurzen Blick in die Menge. Das charakteristische Erscheinungsbild von VertreterInnen aus der jeweiligen Musikszene spricht für sich.

Haben sich erst einmal alle im Keller des Kunst- und Kulturcafés CuntRa la Kunsthure in der Feurbachgasse eingefunden, geht es mit einer kurzen Anmoderation von Veranstalter Gerald Hollerer auch schon los. Um die Interessierten auf ein gemeinsames Level zu bringen, beginnt die Abendveranstaltung routinemäßig mit einer oder mehreren genrespezifischen Dokumentationen. Neben Anfänge und Background der jeweiligen Musikrichtung geht es in den Filmen aber immer auch um kritische Stimmen.

Punker, Hip Hopper, Jazzer. Bei den Music Talks treffen alle Musikbegeisterten aufeinander. Foto: Cuntra
Punker, Hip Hopper, Jazzer. Bei den Music Talks treffen alle Musikbegeisterten aufeinander. Foto: CuntRa

Danach erzählen Szene-Angehörige über ihren Zugang und ihre ganz persönlichen Erfahrungen innerhalb der behandelnden Subkultur. Die SpeakerInnen kommen dabei aus den unterschiedlichsten Sparten. Angefangen vom junggebliebenen Musikfreak und DJ Andreas Rath über Musiker wie die KOTVA-Sängerin und Gitarristin Chris R.U, dem Studiobesitzer Tom Zwanzger bis hin zum Literaturwissenschafter und „Punkforscher“ Gerfried Ambrosch sind die unterschiedlichsten Persönlichkeiten vertreten. Fragen aus dem Publikum – ausdrücklich erwünscht. Zum Ausklingen der Veranstaltung festigt eine von den SpeakerInnen ausgewählte Playlist mit „Hymnen“ prägender Ikonen des jeweiligen Genres die gewonnen Eindrücke. Die übrigens ausgezeichnet zusammengestellten Playlists gibt’s auf YouTube zum Nachhören.

„Das Projekt ist eher aus einer Wohnzimmeridee heraus entstanden, als ich mich mit meinen Freunden öfters zum gemeinsamen Sehen von unterschiedlichen Musikdokumentationen getroffen habe“, erzählt Initiator Gerald Hollerer über die Entstehung der Reihe. „Irgendwann war dann die Überlegung da, das Ganze in einem öffentlichen Raum aufzuziehen.“ Bereits im Dezember des Vorjahres gingen die Music Talks mit dem Thema Hip Hop in die erste Runde. Zu sehen war die Doku „Rhyme and Reason“, in der Peter Spirer 1997 gut 80 Hip Hop-Legenden von Kurtis Blow bis Wu-Tang Clan zu Wort kommen ließ. Im Jänner ging es dann um Punk. Nach Susan Dynners Film „Punk’s not dead“ kamen bei der Diskussion auch Themen wie die Rolle der Frau innerhalb dieser Community sowie das Verhalten der Untergruppen dieser Musikströmungen zueinander auf.

SpeakerInnen erzählen Storys aus der Szene. Foto: Cuntra
SpeakerInnen erzählen Storys aus der Szene. Foto: CuntRa

Mit seinen Veranstaltungen will Gerald Hollerer, Musikfanatiker, über die Grenzen der Genres hinaus zusammenführen. Die vorherrschenden Rivalitäten und Vorurteile zwischen den verschiedenen Musikkulturen sollen aufgelöst, die bestehenden Mauern Stück für Stück eingerissen werden. „Mit den Ziegeln soll ein geistiges Zentrum der musikalischen Toleranz erbaut werden“, heißt es in der Veranstaltungsinformation auf Facebook dazu.

Und da Jazz, in all seinen Variationen, zweifellos einen Grundstein für jegliche weitere Entwicklungen in der Musikgeschichte der letzten Jahrzehnte darstellt, bezieht sich der nächste Graz Music Talk, der am 25. Februar wieder in gewohnter Umgebung in der Feuerbachgasse 9 stattfinden wird, eben genau darauf. Für dieses Event wurde die Dokumentation „Blue Note: A Story of Modern Jazz“ gewählt, der die Geschichte eines der wichtigsten Jazz-Labels erzählt, auf dem Miles Davis, Sonny Rollins oder Herbie Hancock zentrale Platten veröffentlichten. Im Anschluss diskutieren Horst Michael Schaffer, Leiter der Jazz Bigband Graz, Pianist und Komponist Michael Kahr vom Institut für Jazz/Jazzforschung, Jazz-Sängerin Vesna Petkovic und weitere Gäste.

Als Publikum wünscht sich Hollerer keine Punks, Hip Hopper, Metaller oder Jazzer, sondern Musikbegeisterte, die bereit sind, ihren musikalischen Horizont zu erweitern.

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Facebook-Seite:
https://www.facebook.com/grazmusictalks/?fref=ts

Graz Music Talks Volume III: Jazz:
https://www.facebook.com/events/220888338253432/

Playlist Graz Music Talks Volume I: Hip-Hop:
https://www.youtube.com/watch?v=hTJMIJSaV3Q&list=PLsaTjoqJcO4_rbZYWBsXrGX1S2p1xW6NB

Playlist Graz Music Talks Volume II: Punk:
https://www.youtube.com/watch?v=rTfyUqVqX-0&list=PLsaTjoqJcO4_-0ztJH7rLQR1iByQ0daIV&index=1 [/box]

 

Am liebsten taucht Izzy in ihre eigene Welt der Romane ab oder gibt sich ihrer Leidenschaft der Musik hin. Angefangen vom 30er Jahre Swing über die Rock 'n Roll und Hippie Bewegung der 50er und 60er bis hin zum deutschsprachigen Indie-Rock von heute. Für sie hält jedes Jahrzehnt seine ganz eigenen Schätze bereit. Ihre Neugierde und Offenheit für andere Kulturen treiben sie in die Welt hinaus.

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