Was passiert, wenn zwei Architekten, ein Regisseur und ein Schauspieler die gleiche Musik mögen? Sie gründen eine DJ-Bruderschaft.
Das DJ-Kollektiv SOULbRÜDER lebt und wirkt im Annenviertel. Die vier Herren haben sich dem Funk’n’Soul verschrieben und sind bekannt für ausartende Partys. Seit einem halben Jahr hört man ihre mitreißenden Mixe nun auch in der Annenstraße. Die SOULbRÜDER haben wieder eine fixe Residency. Im Gasthaus Postl. Soulbruder Mazze Ohner erzählt am Rande eines ihrer Gastspiele über seine Tuba, Energieübertragung und Euphorie.
Annenpost: Wie habt ihr vier euch gefunden?
Mazze Ohner: Angefangen hat eigentlich alles im alten Blendend. Ed kenne ich schon ewig, er ist so etwas wie mein Mentor. Max kenne ich über meine Freundin, er und Franz haben schon länger gemeinsam als Funkimaxination aufgelegt. Irgendwie haben wir einmal bemerkt, dass wir alle ähnliche Musik mögen und es zu viert probiert. Das hat super hingehaut und ab da haben wir oft gemeinsam aufgelegt.
Und dann habt ihr eure Tour durchs Viertel gestartet.
Naja, also Residency war das alte Blendend, das hat uns ziemlich in die Hände gespielt. Eine kleine Location, die schnell voll war, da sind regelmäßig die Scheiben angelaufen. Im Sommer war es dann schon fast legendär – vom Sankt Pauli bis zur Haarschneiderei war alles voll mit Leuten! SOULbRÜDER ist eine Formation, die eher unübliche Orte bespielt – Rostfest und Lendwirbel passen besser zu uns als Clubs. Unser bester Gig war sicher beim Lendwirbel vor zwei Jahren: Hackevoll, hundert Leute haben draußen warten müssen und auf einmal sind hinter uns Freunde beim Fenster reingeklettert. Und jetzt sind wir eben wieder resident, diesmal im Gasthaus Postl.
Wieso habt ihr euch genau das Annenviertel ausgesucht?
Weil wir alle im Lendviertel wohnen. Außer Max, der wohnt im Gries, aber das ist auch nicht weit weg. Das Viertel ist für uns wie ein Dorf. Du weißt genau, wenn du durchgehst, kommst du nicht weit, kannst alle zehn Meter mir irgendwem einen Kaffee trinken.
Hast du vor deiner Karriere als Soulbruder schon mit Musik zu tun gehabt?
Nein, interessanterweise gar nichts. Ich bin aus einer unmusikalischen Familie, Musik hat mich aber schon immer interessiert. Das Auflegen ist für mich dann der Zugang zur Musik geworden. Vor einem Jahr habe ich auch mein Musikinstrument entdeckt – die Tuba. Die nehm’ ich auch immer wieder mit.
Da steht eine am Fensterbrett – ist das deine?
Ja genau.
Und mit der spielst du dann zu deinen Platten.
Ja. Ich lege eine Platte auf, wo nur Beats drauf sind. Je nachdem, wie ich gerade zum Üben komme, spiele ich irgendetwas dazu. „Seven Nation Army“ oder etwas selbst Erfundenes. Oder „Smoke on the Water“.
Also Hauptsache irgendetwas?
Ja, wirklich. Ich mag das. Ich beherrsche das Instrument nicht perfekt, aber das ist auch so SOULbRÜDER! Du kannst bei Soulbrüder auch als DJ auftreten, wenn du nicht super Platten mixen kannst. Bei uns hat jeder andere Kompetenzen erlangt: Der Franz und ich, wir mögen es mit Beatmatching schöne Effekte zu machen. Und der Ed bringt oft supergeile alte Soulnummern ins Spiel. Wir ergänzen uns da schön. Die Tuba passt da auch super. Weil – das klingt jetzt unglaublich arrogant, aber – einen DJ mit Saxophon, das kann ich schon nicht mehr sehen!
Habt ihr Kinder? Finden die cool, was ihr macht?
Der Franz nicht. Ich hab am meisten: vier. Der Felix vom Ed kommt eigentlich nicht zu SOULbRÜDER-Partys. Aber der Max hat zwei Töchter, die sind wirklich öfter dabei, die mögen das schon sehr.
Was können sie partytechnisch von euch lernen?
Ganz entscheidende Frage! Wir arbeiten eigentlich mit Energieübertragung. Wir wollen mit dem Publikum auf einer Ebene sein und nicht in einer DJ-Kanzel oder so etwas. Im Blendend hat das gut funktioniert, da war ganz viel Euphorie dabei. Wir haben uns zum Beispiel gegenseitig mit neuen Platten überrascht und unsere Begeisterung hat sich aufs Publikum übertragen. Das ist ein bisschen ausgedünnt, muss ich ehrlich sagen. Auch, weil wir nicht mehr immer zu viert als Körper da sind. Wenn wir zu viert sind, baut sich schon eine andere Energie auf, die sich dann aufs Publikum übertragen lässt.
Eure Partys arten auch regelmäßig aus.
Ausarten ist kein Standardprogramm, aber einen Nährboden dafür liefern wir eigentlich immer. Irgendwer legt in seinem Rausch dann etwas auf und cuttet damit einen Bogen, den jemand anderer spannen wollte. Mir fällt gerade ein referenzielles Erlebnis dazu ein: Mir ist ein schöner Übergang gelungen, zu einer super Platte. „Groove is in the Heart“ in einer bissigen Version. Das Publikum taugt sich den Arsch weg und wir, zu viert hinterm Mischpult, taugen uns auch den Arsch weg. Und im Umeinanderhupfen, Schreien und Gaude machen – war auf einmal die Musik aus. Der Max hat mit einem Schwung meine Platte vom Plattenteller gewischt, die ist ins Publikum geflogen und es war Stille. Dieses Ausarten evoziert dann noch einen euphorischeren Moment, weil alle so betrunken sind! In jüngerer Vergangenheit kommt das aber weniger vor – manchmal frage ich mich…
…ob ihr älter werdet?
Scheiße, jetzt hast du das gesagt! Ich wollte schauen, ob ich noch irgendwo die Kurve kratzen kann! Aber ja, das ist schon ein Thema.
Das heißt, Party geht jetzt nicht mehr so hart, wie vor fünf Jahren?
Wir sind – das muss ich auch ehrlich sagen – gerade in einem Veränderungsprozess.
In welche Richtung?
Grundsätzlich wollen wir zu viert auflegen, aber in letzter Zeit hat sich abgezeichnet, dass irgendjemand immer irgendetwas anderes zu tun hat, beruflich oder privat. Und dann ist man zu zweit oder zu dritt, allein ist eigentlich sehr selten.
Aber ein einziges Gesetz gibt’s bei Soulbrüder: Dass man nicht aufhören kann, Soulbrüder zu sein. In den vergangenen Jahren hat jeder schon einmal gesagt, er hört jetzt einmal auf. Aber ich bin hier der Obmann, und es ist mir gelungen durchzusetzen – so wie bei der Mafia: einmal Soulbruder, immer Soulbruder. Man kann nicht aufhören, Soulbruder zu sein, und daher wird es SOULbRÜDER immer geben, auch in einer Umbruchphase. Und auch nach der Umbruchphase.
Du bist also quasi der Boss.
Der Obmann.
Gibt’s auch einen Kassier?
Ja sicher gibt’s einen Kassier.
Und der zahlt dann das Bier.
Nein, das zahlen immer die Veranstalter!
Wie viel Bier schafft ihr an einem Abend?
Das weiß ich nicht, aber viel. Im alten Blendend haben’s oft gestaunt, was wir geschafft haben zu saufen.
Die nächste Funk’n’Soul Session im Gasthaus Postl gibt es übrigens am Freitag, dem 26.02.2016 – bei freiem Eintritt!