Das erste Organisationstreffen startete mit einer Plakataktion. GrieskramerInnen verbreiteten selbstgemachte Schilder im Viertel.

Feier den Gries

Lesezeit: 3 Minuten
Von der Tafel der Nationen am Griesplatz spaziert man zur Lesebühne am Entenplatz, trinkt ein selbstgebrautes Bier in der Griesgasse und schlendert rauf zum Kunstzirkus in der Rösselmühlgasse. Der Bezirk feiert. Nein, die Rede ist nicht vom Lendwirbel – sondern vom Grieskram.
Das erste Organisationstreffen startete mit einer Plakataktion. GrieskramerInnen verbreiteten selbstgemachte Schilder im Viertel.
Das erste Organisationstreffen startete mit einer Plakataktion. GrieskramerInnen verbreiteten selbstgemachte Schilder im Viertel.

„Ich will einen Act, an dem gleichzeitig auf einer Bühne Musik spielt, ein Künstler malt, eine Lesung…“ „Für meine Modenshow brauche ich eine Plattform, die…“ „Wir wollen mit den Kindern Fußballspielen, aber…“ Als Zuhörer fällt es schwer, einen Satz zu Ende zu hören. Jeder und jede will sicher gehen, dass das eigene Projekt möglichst gut über die Bühne geht. Alle arbeiten schon seit Wochen auf den einen Tag hin. Das Organisationstreffen zum ersten Grieskram hat begonnen.

kein Anspruch auf Perfektion
Im Bios Cafe & Bistro in der Dreihackengasse finden sich etwa 20 Menschen ein. Sie wollen mit ihren Acts beim Grieskram mitmachen. Das Nachbarschaftsfest soll am 24. September zum ersten Mal im Gries stattfinden. In einer Ecke sitzt ein Pensionist, der seinen Innenhof für den Grieskram öffnet, in der Mitte des Raumes eine Rumänin, die mit einem Tanz in Trachten ihre Kultur näher bringen will. Am anderen Ende des Tisches sind zwei Vertreterinnen von Jugend am Werk, die für Kinderschminken und Fußballspielen sorgen. Dazwischen sind TänzerInnen, Bandmitglieder und Visual Artists, die auf Stadtpläne und Verordnungen starren und diskutieren. „Es ist noch alles sehr chaotisch, aber wir haben auch keinen Anspruch auf Perfektion“, sagt Florian Schön, einer der Begründer des Grieskrams. „Uns ist einfach nur wichtig, dass der Gries mal einen Tag hat, an dem er sich richtig feiern lassen kann.“

"Wir hatten schon in der Cuntra und im Club Wakuum Organisationstreffen. Wichtig ist, dass wir uns in Gries treffen. "
„Wir hatten schon in der Cuntra und im Club Wakuum Organisationstreffen. Wichtig ist, dass wir uns in Gries treffen. „

Wir haben uns vor dem Organisationstreffen in der Erbse, einem veganen Restaurant am Griesplatz, getroffen. Mit dabei ist Moe Jabu (möchte seinen bürgerlichen Namen nicht bekanntgeben), der als Anrainer dazugekommen und seitdem für die Organisation aller künstlerischen Performances verantwortlich ist. In wenigen Wochen sollen vor diesen Türen Bands spielen, die bei Schub Records, einem Label im gleichen Gebäude, unter Vertrag stehen. Weiter nördlich am Griesplatz findet man am Nachbarschaftsfest eine Multikulti-Bühne. Darunter kann man sich einen Mix aus internationalen Bands, Chören, Poetry Slams, Lesungen und Volkstänzen vorstellen. Dahinter steht Tatjana Petrovíc von CuntRa la Kunsthure. Sie war eine der ersten, die beim Grieskram dabei waren. Seitdem sind etwa 50 weitere GrieskramerInnen dazugekommen.

von Jahr zu Jahr wachsen
Aus Lesungen, Improvisationstheater, einer Schatzsuche, Essensständen, Tanzperformances und Swingkursen soll sich das Bild eines feiernden Gries im Gedächtnis der Stadt einprägen. Will der Grieskram den Gries aufwerten? „Ich würde nicht sagen, dass wir das Viertel aufwerten. Wir zeigen den Menschen nur, was ohnehin schon da ist. Viele denken, Gries sei ein schlechter Bezirk. Von den Menschen hier habe ich aber sehr viel Unterstützung erhalten. Mir ist es wichtig, gegen solche Vorurteile anzutreten“, sagt Florian Schön. Die Erwartungen hält er allerdings niedrig. „Wir versuchen jetzt, so viel wie möglich aus dem Viertel rauszuholen. Der erste Grieskram ist mal ein Anfang. Das Ziel ist, ein jährliches Fest daraus zu machen und von Jahr zu Jahr zu wachsen.“

Gemeinsam mit Manuel Pöttler kam Florian vor drei Jahren die Idee zum Grieskram. Kennengelernt haben sich die zwei durch den Club Wakuum, einen Verein zur Förderung junger Musik. Mit Vakuum Music stellten die zwei die letzten Jahre am Lendwirbel eine Bühne in der Griesgasse auf.

gang
„Wir sind ehrenamtlich dabei. Von uns erwartet sich keiner durch den Grieskram Geld zu verdienen.“- Florian Schön über die Arbeit mit Manuel Pöttler, ganz links, und Moe Jabu, in der Mitte.

Konkurrenz zum Lendwirbel
Eigentlich hätte es schon letztes Jahr einen Grieskram geben sollen, doch die Befürchtung, dass zu wenige Acts zusagen, hat die beiden von der Umsetzung abgehalten. Manuel Pöttler erzählt von den Anfängen „Vom Lendwirbel-Team kam immer wieder die Frage: ‚Was will eigentlich der Gries?‘ Daraufhin sind wir einfach losgezogen. Wir sind zu Bürgerversammlungen gegangen und haben Gastronomen gefragt. Die Antwort war eindeutig: Der Gries will sein eigenes Fest!“
Laut Florian Schön fragen viele nach, ob der Grieskram dem Lendwirbel Konkurrenz machen will. Beide Organisationsteams stehen aber in engem Kontakt: „Wir können uns eigentlich nur bei den Leuten vom Lendwirbel bedanken. Die Menschen in der Stadtverwaltung wissen inzwischen, dass ein Fest in diesem Ausmaß funktionieren kann. Dadurch ist es für uns einfacher.“

Langsam lösen sich die Gesprächsgruppen auf, die sich beim Organisationstreffen gebildet haben. Nach und nach schrumpft die bunte Gruppe. Übrig bleiben Manuel Pöttler und Florian Schön. Sie wirken erschöpft. Manuel richtet den Kopf auf und sagt: „Wir haben nie damit gerechnet, dass so viele Menschen so engagiert mitmachen würden. Vielleicht sind wir heillos überfordert. Aber wenn wir dann am 25. auf ein geiles Fest zurückblicken können, war es das auf jeden Fall wert.“

FAQ zum Grieskram

Wie?  Jeder und jede kann am 24. September zum Grieskram kommen und den Bands lauschen, Kunst betrachten, mitmachen, trinken, essen und tanzen.

Wo?  Griesplatz, Griesgasse, Entenplatz, Deihackengasse, St. Andrä Kirche, Feuerbachgasse, Rösselmühlpark

Was?  Tanz, Musik, Theater, Akrobatik, Visuals, bildende Kunst,  Essen, Trinken

Wann?  Am 24. September 2016, ganztägig

Schlechtwitzmeisterin, Quasselstrippe, mag gute Schwarzweißfilme und liebt lange Nachtspaziergänge- am meisten im Annenviertel.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

20 − zwölf =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Nicht nur Gulasch und Salami

Nächste Geschichte

Stolpersteine und Rosen

Letzter Post in VIERTEL(ER)LEBEN