Geliebtes, „konservatives Arschpflaster“

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Nach einer letzten Party dieses Wochenende wird die Papierfabrik für Festln stillgelegt. Die Annenpost hat mit Veranstalter Ferdinand Oberbauer darüber gesprochen, weshalb die Fabrik schließen muss und warum die Balance zwischen Kommerz und Subkultur so schwierig ist.
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Foto: Samira Frauwallner

Fünf Jahre lang luden Oberbauer und sein Team in die imposanten Hallen der einstigen Papierproduktionsfirma zu Kunst, Ausstellungen und Musikevents.  Auf 370 Quadratmetern fanden seit der Eröffnung mehr als 50 Festivitäten statt. Schwerpunkte setzte das Kollektiv auf Interkulturalität, Kommunikation und Austausch. Im Vordergrund standen Künstler aus aller Welt und gemeinsame Projekte.

Auflagendschungel
Ferdl, wie der 34-jährige Querdenker von allen genannt wird, rekapituliert: “Leicht war es von Anfang an nicht. Idealisten wie wir sind, wollten wir etwas bieten, das die Jugend sich leisten kann. Wir wollten trashig und gleichzeitig gehaltvoll sein. Für unsere Feten sollte niemand einen Monat lang sparen.”

Im Kern der Halle tobt der Vorbereitungssturm für die letzte Feier am Freitag: Schlangen bilden sich vor dem Vorverkaufsstand, man hört Gelächter und Gesprächsfetzen, das metallische Rumpeln einer umfallenden Leiter.

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Ferdl will trotz des Rückschlags Idealist bleiben. Foto: Samira Frauwallner

“Da wir nicht gewillt waren, einen gewissen Level an Kommerz und Mainstream anzustreben, war das Fortführen einer Eventlocation in einer baufälligen Halle mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Dann sind da auch noch die Anrainer, die sich durch die feiernden B’soffenen im Eingangsbereich belästigt fühlen. Das konnte ich noch nachvollziehen. Jetzt sind wir jedoch an einem Punkt angelangt, wo es nicht mehr weitergeht. Mit minimalen Subventionen sind Gewerbebetriebsauflagen wie Registrierkassen und Umbauten nicht einhaltbar. Da ist Graz halt schon ein konservatives Arschpflaster.” So sind bereits das Kulturzentrum Niesenberger, die Kombüse oder ausgelassenes Feiern unter freiem Himmel im Univiertel den gesetzlichen Bestimmungen zum Opfer gefallen.

Zukunftsvisionen
In der hundertjährigen Papierfabrik schuf man bereits große UrbanArt-Projekte wie Livin‘ Streets FestivalNerds oder Mad Circus. Zu Gast war auch der beliebte Feschmarkt.img_5386
Doch Ferdl ist müde geworden: “Ich sehe unser freiwilliges Abtreten als Warnsignal für die Stadt. Kulturschaffende Personen gehören ernst genommen. Dabei soll es egal sein, ob sie gewinnbringenden Kommerz oder unkonventionelle Kleinkunst produzieren.” Der Veranstalter betont auch Besucher des Viertels: “Touristen sind essentiell für Graz. Die kommen in eine Stadt, weil sie das echte Leben unter der polierten Oberfläche fühlen wollen. Diese Stimmung entsteht nicht nur durch Fassaden und schickes Smart Design.”

Ganz will Ferdl die Papierfabrik nicht aufgeben: “Wir dürfen zwar keine Partys mehr veranstalten, aber wir denken weiter. Was genau wir planen, verrat’ ich euch noch nicht. Wichtig ist, dass wir endlich gehört werden, um die Stadt Graz zum Nachdenken über ihre Auflagen zu bewegen. Dem Annenviertel bleiben wir erhalten, und wir wünschen uns, dass Underground nicht im Untergrund versinkt.”

Save the DATE!
Wer ein letztes Mal in den besprayten Hallen zu hochwertigem Line-Up und lässigem Flair feiern und Abschied nehmen will, kann dies Freitag und Samstag, dem 7. und 8. Oktober, machen. Limitierte Vorverkaufskarten findet Ihr auf der Facebookseite der Papierfabrik.

Von Julia Herzog, Samira Frauwallner

Ist für die ganzjährige Einführung von Sommer und ist zumeist Optimistin. Essentiell: Sprache, Musik, Vierbeiner, Fotografie, Humor und Reisen an sich.

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