Omas Teekanne, die erste Vintage Teebar in Graz, bietet weit mehr als nur Tee. Im Kreativcafé trifft Kulinarik auf Designerprodukte – mit gesellschaftlichem Anspruch.
Eine orange Teekanne und die Aufschrift „Omas Teekanne“ zieren das Schild über dem Eingang der ersten Vintage Teebar in Graz. Ein zarter Duft an Gewürzen ist bereits von draußen wahrzunehmen und durch die Fenster sind bunte aufgereihte Teedosen und eine mit Mohnpotizen und Muffins gefüllte Vitrine zu sehen. Wie aber passt Tee zum Konzept einer Bar?
Nach einer herzlichen Begrüßung der Besitzerinnen Sandra Auer und Yuno Khripunova löst Sandra das Rätsel: „Wir wollten keinen reinen Teehandel, sondern ein Geschäft, wo man Tee auch trinken kann.“ Entstanden ist die Idee vergangenes Jahr zur Weihnachtszeit. „Wir haben beim Konzeptschreiben für den Store literweise Tee getrunken und festgestellt, dass es in Graz noch kein Teehaus gab“, erzählt Yuno. Bevor sie schließlich am 11. Oktober ihren eigenen Laden in Gries am Nikolaiplatz 1 eröffneten, waren beide in ganz anderen Branchen tätig, Yuno als Sprachtrainerin und Sandra im Marketing. Vorerst ist nur ein Teil des Concept Stores eröffnet, die Teebar. Ende November soll auch der Design Shop samt Veranstaltungsraum fertiggestellt sein – bis dahin wollen sie via Crowdfunding 10.000 Euro sammeln.
„Wir sind eigentlich keine klassische Gastronomie“
In der Teebar findet man neben klassischen Kräuter-, Früchte-, Rooibos-Tees auch Exoten wie Matcha oder Teecoktails aus Earl Grey und Gin. Eine Teemischung kann dann schon einmal „Träumerei“ (Zitronengras und Ingwer) heißen. Für Hungrige haben die beiden Jungunternehmerinnen täglich Mehlspeisen oder einen Jausenteller im Angebot. „Immer mittwochs und donnerstags bieten wir auch einen Mittagstisch an. Wir kochen bodenständige Gerichte wie aus Omas Küche“, sagt Yuno. Wichtig sind ihnen dabei Nachhaltigkeit, Regionalität und Eigenproduktion. „Wir beziehen unsere Produkte von steirischen Lieferanten und verwenden hauptsächlich Bio“, sagt Yuno.
Die Aspekte Nachhaltigkeit und Selbermachen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Laden. Um Ressourcen zu sparen, wurde nach dem Gedanken „zero waste“ alles selbst renoviert und upgecycelt. „Wir möchten unseren Lebensstil mit unserem Gewissen vereinbaren können. Außerdem lässt sich aus alten Dingen noch viel machen“, erklärt Yuno. Umgesetzt haben sie das in ihrer liebevollen Einrichtung, die Gemütlichkeit und Nostalgie wie bei Oma versprüht. Alte Stühle wurden neu bezogen, Teller bemalt oder alte Teetassen zu Kerzen umgestaltet. Vintage ist allgegenwärtig. Doch Yuno meint: „Wir sind eigentlich keine klassische Gastronomie“, schließlich wollen sie sich auf ihre Eventlocation spezialisieren. Neben wöchentlichen Teeverkostungen – „5 o’clock TeaTastings“ – veranstalten sie regelmäßige Tanzabende, Lesungen oder DIY-Kreativworkshops. Zudem laden Yuno und Sandra kreative selbständige Frauen zu sogenannten „Tea Talks“, um sich gegenseitig zu vernetzen. Nachzulesen sind diese auf ihrem Blog. Der Veranstaltungsraum ist dabei zugleich Design Shop, dessen Angebot Teezubehör und upgecycelte Vintage-Produkte von Flohmärkten, wie etwa handbemalte Wandteller oder die Kerzen aus ihrer Teebar umfasst.
Von Kindesbeinen an
Die Vorliebe für Vintage, Handgemachtes, Regionalität und Nachhaltigkeit hat sich bei den Jungunternehmerinnen früh entwickelt. „Mich haben die 50er und 60er immer schon fasziniert“, meint Yuno. „Ich bin damit aufgewachsen, dass man keine Lebensmittel verschwendet und darauf achtet, wo sie herkommen“, erinnert sich Sandra. Dass Vintage und Handmade derzeit wieder voll im Trend sind, erklären sie sich durch ein Umdenken in der Gesellschaft. „Den Trend gab es schon immer, doch heutzutage denken immer mehr Menschen an ihre Zukunft und an die ihrer Kinder“, meint Sandra.
Neue Ideen in den Startlöchern
Dass dieser Trend für viele wichtig ist, zeigen auch andere kreative Unternehmen (Oh it’s Lovely Design oder Jamsession) im Annenviertel. Warum sich Omas Teekanne gerade in Gries niedergelassen hat? „Wir wollten auf das rechte Murufer, denn die Multikulturalität des Griesviertels hat uns immer schon interessiert“, erklärt Yuno. Das Annenviertel wollen sie durch ihre Veranstaltungen bereichern. Eine neue Idee für die Zukunft wären Workshops, bei denen man von Omas kochen oder stricken lernt. Aber auch zum Thema Flüchtlingshilfe haben die beiden eine Vision: Gemeinsames Kochen mit Flüchtlingen steht dabei weit oben auf ihrer To-Do-Liste.