Das Café Wolf ist die älteste Espressobar von Graz. Nun hauchen Thomas Maitz und Michael Stoiser dem Lokal neues Leben ein.
Die Vorhänge vor dem silber gefassten Eingangsportal sind zugezogen, die schlichte, schwarze Fassade aus der Zwischenkriegszeit mit dem gelben Schriftzug fügt sich unauffällig in die Abfolge der Geschäfte in der Annenstraße. Hat das Café geöffnet oder steht es leer? Wer es betritt, fühlt sich sofort in die 80er Jahre zurückversetzt: ein kleiner Tresen, im Vorderraum drei Tische, dunkles Holz und in der Luft die flüchtige Erinnerung an Tausende gerauchter Zigaretten. Es wirkt, als wäre die Zeit hier stehen geblieben.
Was kaum jemand weiß: Hinter dem unscheinbaren Äußeren und dem recht abgelebten Interieur verbirgt sich eine traditionsreiche Geschichte – immerhin war das Café Wolf die älteste Espressobar von Graz, vielleicht sogar der ganzen Steiermark. 1931 von der Familie Wolf eröffnet, die übrigens immer noch in einer Wohnung über dem Lokal wohnt, war das Café lange Zeit ein Familienbetrieb. Seit einem halben Jahr haben nun Thomas Maitz und sein Geschäftspartner Michael Stoiser den Betrieb übernommen.
Traditionslokal im aufstrebenden Annenviertel
Als die Wolfs das Café vor mehr als 85 Jahren eröffneten, wollten sie besten italienischen Kaffee anbieten, deshalb rösteten sie den Kaffee selbst und importierten auch gleich eine originale Espressomaschine aus Italien. Die Maschine gibt es immer noch, allerdings ist sie nicht mehr einsatzfähig, weiß Thomas Maitz, der mit seiner Firma perludi eigentlich Möbel für Kinder designt. In den 70er- und 80er-Jahren soll es hier den besten Kaffee der Stadt gegeben haben.
Seitdem hat das Café Wolf einiges miterlebt: den Zweiten Weltkrieg, den Aufschwung der Annenstraße zur Einkaufsmeile in den 70ern bis hin zur Neugestaltung der Straße vor einigen Jahren. Das Café Wolf war immer schon ein Ort der Begegnung, heute ist es so etwas wie ein blinder, nostalgischer Fleck im bunten Annenviertel mit seinen migrantischen Communitys und den Coworker-Kohorten der Kreativindustrie.
Doch Thomas Maitz will das Lokal bewusst genau so belassen, wie es ist, denn für dieses spezielle nostalgische Flair sei es schließlich bekannt. Daran solle sich auch nichts ändern. Einzig und allein eine kleine Änderung hat er vorgenommen: Im hinteren und größeren Teil des Cafés hängt eine glitzernde Discokugel. „Die stammt aus einem Puff in Knittelfeld!“, erzählt Maitz. „Als ich sie gesehen habe, war ich sofort fasziniert und war mir sicher, dass sie perfekt in das Ambiente passt.“ Und tatsächlich, die Spiegel an der Decke streuen das Glitzerlicht der Discokugel in den ganzen, holzvertäfelten Raum. Einladend und gemütlich wirkt das Lokal dadurch.
Robbie Williams auf der Couch
Die Einrichtung haben die neuen Betreiber belassen, dennoch gibt es einige Veränderungen im Konzept. Bis zum Jahresende 2016 hatte das Café jeden Donnerstagabend geöffnet. Diese Abende haben sich zu regelrechten Geheimtipps und Szenetreffs entwickelt. Seit Jahresbeginn sperrt das Café auch jeden Dienstag auf. Der Dienstag soll ganz im Zeichen der Musik stehen, im hinteren Teil des Lokales ist eigens dafür eine „Jam-Ecke“ reserviert, die als „Bühne“ dienen soll.
Thomas Maitz und Michael Stoiser sind keine gelernten Gastronomen, Stoiser arbeitet als Architekt. Als sich jedoch die Gelegenheit ergab, das Café zu übernehmen, mussten die beiden gar nicht lange nachdenken. Die Idee: Das Café Wolf soll ein Treffpunkt nicht nur für Kaffeegenießer werden, sondern auch für MusikerInnen, die sich im Lokal treffen und kleinere Konzerte geben können.
Musik liegt Maitz sehr am Herzen. Couch-Konzerte soll es geben, zu denen Maitz und Stoiser verschiedene Künstler und Musiker einladen. „Wandermusikern“ soll eine Plattform geboten werden, egal, ob sie berühmt sind oder nicht. Maitz hätte aber auch nichts dagegen, wenn auch bekanntere Musiker den Weg ins Café Wolf fänden. „Vielleicht spielt ja Robbie Williams hier eines Tages auf der Couch“, sagt Maitz. Das sei gar nicht so abwegig, denn angeblich habe er da einen guten Kontakt. Warum nicht einen Abstecher nach Graz machen, wenn Robbie Williams nächsten Sommer für zwei Konzerte in Österreich zu Gast ist, in Wien und Klagenfurt?
Kleines Café, große Pläne
Für seine Couch-Konzerte, die auch in einem YouTube-Channel gesammelt werden sollen, konnte Maitz bereits einige Musiker begeistern. Die Band „Babelkinder“ war am 17. Jänner im Café Wolf zu Gast, am 24. Jänner stellte dann der Grazer Gitarrist und Musiker Robert Lepenik sein neues Album „Antilope“ vor. Dazu gab es Videos des Comiczeichners Jörg Vogeltanz.
Neben den Couch-Konzerten und Jam-Sessions soll es auch musikalische Themenabende geben. Die „schrägen“ Musiker, wie Maitz sagt, aus den 70ern und 80ern sollen zu neuen Ehren kommen. Im Dezember gab es ein Leonard Cohen-Tribute, weitere Abende dieser Art sollen folgen. Auch der Grazer Impro-Klub hat sich schon für das Café begeistern lassen und findet sich öfter ein, die beiden ersten Vorstellungen erfreuten sich regen Zulaufs. Langfristiges Ziel von Thomas Maitz ist es, das Café Wolf als Marke zu etablieren. Das Café soll zu „dem“ Musiklokal in der Annenstraße werden, ohne dabei sein klassisches Flair zu verlieren. Große Konkurrenz ist da ohnehin nicht in Sicht.
[biginfobox textcolor=“#ffffff“ href=“https://www.facebook.com/cafewolfgraz/?fref=ts“ button_title=“Facebook Café Wolf“]Das Café Wolf befindet sich in der Annenstraße 18, 8020 Graz und ist jeden Dienstag und Donnerstag von 17 Uhr bis 2 Uhr geöffnet. [/biginfobox]