Diskurs mit Dessert

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Ende Jänner lud das Upcycling-Center heidenspass Unternehmen, Vereine und Politik zum ersten öffentlichen grieskochen ein. Um beim gemeinsamen Essen gemeinsame Lösungen für das Problem der Jugendarbeitslosigkeit zu finden.

Zum ersten Mal grieskochten auch Gäste mit. Foto: Philipp Trummer

In der Grieskoch-Küche in der Dreihackengasse herrscht reger Betrieb, das fünfköpfige Team rund um Chefköchin Heidi Hüller bereitet sich auf den Ansturm vor. Ob sie nervös sind? „Schon ein bisschen“, meint Keiko aus dem Küchenteam. „In der Art haben wir das ja noch nie gemacht.“ Grieskoch, eines der heidenspass-Projekte für Jugendliche auf Arbeitssuche, gibt es zwar schon länger, aber Gäste „von außen“ einzuladen, mit ihnen gemeinsam zu kochen und danach ein ernstes Thema zu diskutieren, war eine Feuertaufe für alle.

Die fünf Küchenchefs Patrick, Jeremias, Nadina, Keiko und Katharina (v.l.n.r). Foto: Philipp Trummer

Chaotisches erstes Mal
Dass es trotz aller Vorbereitungen eher chaotisch zuging, ließ sich bei gut 22 Köchen kaum vermeiden. An einem Tisch schnitt Michael Ehmann, damals noch SPÖ-Stadtrat, Zwiebeln, daneben schälte Mario Renn von Manpower Graz die Birnen fürs Dessert, während Chefköchin Heidi den Kochtopf bewachte und Fitnessstudiobetreiber Mario Nerad mit den „Küchenchefs“ das Rezept vorgab.

Doch das Kochen war nicht der Hauptanlass für das Treffen. Eingeladen von den heidenspass-Geschäftsführern Jasenko Conka und der erkrankten Silvia Jölli, diskutierten die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über Perspektiven der Jugendarbeitslosigkeit. Aber zuerst ging´s ans Essen: Apfel-Selleriesuppe, vegetarische Polentapizza und zum Abschluss „Rotkäppchen“ – ein Dessert aus Topfen, Birnen und Kirschen.

Beim Essen versuchte man, konkrete Lösungen zu finden. Foto: Philipp Trummer

„In der Regel scheitert es an der Bürokratie“
Für Jugendliche wurde es in den letzten Jahren nicht unbedingt einfacher, eine Arbeit zu finden. Im Gegenteil: Eine Statistik des WIBIS zeigt, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Graz auf mittlerweile 1.754 Betroffene angestiegen ist. 2012 waren es noch 1.333. Die Gründe hierfür sind vielseitig. Viele Jugendliche würden „bei der viel zu frühen Berufsorientierung mit 14 über einen Kamm geschert“, formuliert etwa Patrick, einer der fünf „Küchenchefs“, beim Essen das Problem.

Jugendbetreuerin Christina Prezely vom AIS Jugendservice meinte,  dass durch „individuelle Begleitung und Betreuung bei der Arbeitssuche“ eine Verbesserung zu erreichen sei. Zuallererst müsse man allerdings wissen, „was man kann, was man will und wofür man sich einsetzen will“, wie Mario Renn von Manpower Graz ergänzte. Lösungsansätze gäbe es dann genug. Wenn nur –  und darüber sind sich die Gäste einig – Stadt und Land mehr helfen und weniger behindern würden. „Kurzfristige oder projektorientierte Einstellungen etwa scheitern in der Regel an der Bürokratie, die damit verbunden ist“, sagte Maria Reiner vom Verein Annenviertel.

Die Gäste waren sich einig: Die Politik muss Barrieren abbauen und besser unterstützen. Foto: Philipp Trummer

„Erfolgsrezept“ Kochen?
Unglücklicherweise ließen gerade die Politikvertreter den Küchendienst aus: Mit Ausnahme von Michael Ehmann und Hardy Macher, SPÖ-Bezirksstellvertreter von Gries, war kein anderer Politiker bereit gewesen, gemeinsam grieszukochen. Und selbst Ehmann und Macher mussten die Runde aufgrund terminlicher Verpflichtungen – wenige Tage vor der Gemeinderatswahl – frühzeitig verlassen, sodass die eigentlichen Hauptakteure bei den Diskussionen abwesend waren.

Davon ließ sich die Runde aber nicht beirren, geredet wurde bis tief in die Nacht hinein, bis man sich auf drei Forderungen für die Stadtpolitik einigte.

Michael Ehmann, damals noch SPÖ-Stadtrat, kochte mit, musste aber früher weg. Foto: Philipp Trummer

Wer erfahren will, welche Punkte die Runde weitergeben will, findet sie in diesem Blogbeitrag auf der heidenspass-Website. Hier kann man auch die vollständige Gästeliste nachlesen.

Nicht der Typ, der vor seinem ersten Kaffee ordnungsgemäß funktioniert, danach aber ein hilfsbereiter und ganz gelegentlich sogar lustiger Typ mit einer Vorliebe für Musik, Filme und Nahrung aller Art.

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