Auf die Plätze, fertig, Müll vermeiden!

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Rund 20 umweltbewusste GrazerInnen haben am 6. April eine Abfall-Tour durch das Andrä-Viertel gemacht und dabei ihre ersten Punkte gesammelt. Die Viertelmeisterschaft hat offiziell begonnen.

Plastik benötigt bis zu 450 Jahre, um sich zu zersetzen. Foto: Laura Reibenschuh

Niemand bemerkt ihn, wie er auf dem Boden liegt. Die Menschen gehen achtlos vorbei. Lediglich der Wind gabelt ihn von Zeit zu Zeit auf, trägt ihn ein paar Meter weiter, die Elisabethinergasse entlang. Er ist nur einer von vielen Kaffeebechern, Plastikflaschen und Dosen, die täglich auf den Straßen von Graz landen. Die Viertelmeisterschaft ist ein Pilotprojekt, veranstaltet vom StadtLABOR und dem Umweltamt Graz, das der Verschmutzung entgegenwirken will. Von April bis Oktober finden zahlreiche Veranstaltungen rund um das Thema Abfallreduktion und Müllvermeidung statt. Durch die Teilnahme an den Veranstaltungen sammeln die MitspielerInnen Punkte, ehe am 12. Oktober die engagierteste Grazerin oder der engagierteste Grazer zum Viertelmeister gekürt wird. Je nach Punkteanzahl gibt es verschiedene Preise zu gewinnen, darunter eine Öffi-Jahreskarte und Einkaufsgutscheine.

Nein zur Pfandverpackung?
In drei Gruppen streifen die TeilnehmerInnen der Abfall-Tour durch das Andrä-Viertel, um verschiedene Personen und Unternehmen zu ihrem Umgang mit Plastik und Müll im Allgemeinen zu befragen. Mit Klemmbrettern und Schreibzeug ausgerüstet, steuert eine Gruppe das Mangolds an, ein vegetarisches Restaurant in der Griesgasse. „Mit essbaren Behältern und Pfandverpackungen haben wir schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Gerd Windecker, der Koch des Restaurants. „Sie sind entweder undicht oder werden von den Kunden nicht angenommen.“ Gerichte zum Mitnehmen verpacke das Mangolds in Papierschachteln, die innen beschichtet sind, damit nichts auslaufen kann. Die könne man zwar nicht im Papiermüll entsorgen, es sei aber ein Mittelweg zwischen Papier und Plastik, meint er. Die TeilnehmerInnen protokollieren das Gesagte in ihren Notizen, bevor sie zur nächsten Station aufbrechen.

Vor der St. Andrä-Kirche wartet schon Herbert Posch, ein Anrainer, der seit sechs Jahren freiwillig Müll von den umliegenden Straßen und Plätzen aufsammelt. „Das Traurige ist, dass überall Mistkübel stehen, aber trotzdem alles am Boden liegt“, sagt er. Vor allem im Andrä-Park mache er immer wieder solche Erfahrungen. Probleme wie dieses soll die Viertelmeisterschaft eindämmen, indem die Menschen dazu motiviert werden, in ihrem eigenen Wirkungskreis etwas zu unternehmen. Ein großes Ziel ist auch, das Projekt in andere Stadtteile weiterzutragen.

Herbert Posch (rechts) und die TeilnehmerInnen tauschen sich aus. Foto: Laura Reibenschuh

Ein Kebap ohne Plastik, bitte
Evelyn Philipp ist eine jener TeilnehmerInnen, die das Projekt auf andere Viertel ausweiten. Sie lebt in St. Leonhard, ist aufgrund der Viertelmeisterschaft aber immer wieder im Bezirk Gries anzutreffen. Auf dem Weg zur nächsten Station der Abfall-Tour meint sie: „Ich weiß schon ziemlich viel, aber gewisse Dinge muss ich noch lernen, zum Beispiel in welchen Kübel ein Kugelschreiber gehört.“ Bei den verschiedenen Veranstaltungen möchte sie mehr über Mülltrennung erfahren, um das erworbenen Wissen an die Menschen aus ihrem Umfeld weitergeben zu können.

Sefik Uzar, Besitzer des Lokals Istanbul Lokantasi in der Rösselmühlgasse, ist der nächste Gesprächspartner der Gruppe: „Ich weiß, dass Plastik schädlich für Mensch und Umwelt ist.“ Weil es in Österreich noch kein Verbot gibt, habe er aber noch nicht über Alternativen zu den Plastikverpackungen, in die er seine Kebap-To-Go einwickelt, nachgedacht. In anderen Ländern, wie Frankreich und Italien, sind dünne Plastiksackerln schon lange verboten. Auch im türkischen Lebensmittelgeschäft Akdağ in der Dreihackengasse werden an der Kassa Plastiksackerln angeboten. Der Verbrauch liegt bei 2000 Stück pro Tag. Diese Zahl notieren sich auch die TeilnehmerInnen, bevor sie sich auf den Rückweg begeben.

Oft verwenden die Kunden von Akdağ für zwei Tomaten ein eigenes Plastiksackerl. Foto: Laura Reibenschuh

Am Ende der Abfall-Tour angelangt, trudeln die Gruppen nach und nach wieder im Büro der Nachbarschaften ein, wo sie ihre Erlebnisse und Gespräche diskutieren. Nach Lösungen für die Abfallprobleme des Viertels suchen die TeilnehmerInnen wieder am 30. Mai bei der nächsten großen Veranstaltung, die im Zuge der Viertelmeisterschaft ansteht. Gemeinsam mit dem INNOLAB entwickeln sie dann beim Think & Do-Tank Maßnahmen zur Müllreduktion, die über den Sommer umgesetzt werden und das Andrä-Viertel ein Stück sauberer und nachhaltiger machen sollen.

[infobox icon=“info-circle“] Die nächsten Veranstaltungen der Viertelmeisterschaft:
„Vom Reden ins Tun kommen – Think & Do-Tank“ am 30. Mai 2017 im Büro der Nachbarschaften
„Abfall-Schnitzeljagd & SiegerInnen-Ehrung“ am 12. Oktober 2017 im Büro der Nachbarschaften
Weitere kleine Veranstaltungen, die Bonuspunkte bringen:
„Der steirische Frühjahrsputz für das Andrä-Viertel“ am 22. April 2017 im Büro der Nachbarschaften
„Umweltzirkus“ am 28. April 2017 im Büro der Nachbarschaften
„Abfall-Info-Nachmittag mit AbfallberaterInnen der Stadt Graz“ am 18. Mai 2017 im Büro der Nachbarschaften[/infobox]

Wenn sie ihre Nase nicht gerade hinter einem Buch versteckt, steht sie wahrscheinlich in der Küche und bäckt Cupcakes. Ansonsten ist sie ist immer auf der Suche nach dem Neuen und Schönen - egal ob in den Regenwäldern von Panama oder den Gassen von Graz. Ihr Merkmal: Flechtfrisuren.

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