Gemeinsam auf die Straße gehen und für die Gleichberechtigung aller Menschen feiern. Der Christopher Street Day sorgt in Graz für ein buntes Wochenende mit einem vielfältigen Programm.
„In meiner Schule war ich in der Mädchengarderobe und ein Mädchen fragte mich, warum ich mich in der Mädchenumkleide umziehe und nicht bei den Jungs“, erzählt eine junge bisexuelle Frau. „Ich finde es schade, dass in den Schulen nie die Rede von verschiedenen Sexualitäten ist. Ich war 18 als ich überhaupt erst wusste, was Bisexualität ist.“ Sie läuft heuer zum dritten Mal beim Christopher Street Day in Graz mit, gemeinsam mit 3000 Menschen, die für die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Menschen aller sexuellen Orientierungen kämpfen.
Zum sechsten Mal findet heuer der Christopher Street Day in Graz statt. Für das vielfältige Rahmenprogramm waren vor allem Michael Hammer (künstlerische Leitung CSD) und Joe Niedermayer (Organisation CSD), vom Verein RosaLila Pantherinnen, verantwortlich. Gearbeitet wird ehrenamtlich. Trotzdem ist der Ansporn groß: „Der CSD in Graz ist das Beste Beispiel, dass man mit Motivation und Überzeugung viel mehr Leistung aus einem Menschen rauskriegen kann, als mit Geld“, sagt Joe Niedermayer. Das zeigt sich deutlich am bunten Tagesablauf, von einer CSD-Tram, einem CSD-Gottesdienst – dieser wird von der HuG (Homosexuelle und Glaube) organisiert und ist für Menschen aller Religionen gedacht – der eigentlichen Parade, dem CSD-Parkfest im Volksgarten bis hin zur The FAGtory Club Pride Night in der Postgarage.
Seitens der Stadtregierung gab es heuer allerdings keine Förderung. „Wir haben jetzt in Graz eine schwarz-blaue Regierung, das ist eigentlich die Hauptantwort. Es ist aber noch nichts fix, weil die Verhandlungen für das nächste Budget erst Ende Juni sind. Wir haben aber schon mit verschiedensten PolitikerInnen Gespräche geführt und die sind leider nicht sehr vielversprechend“, erzählt Niedermayer. Daran soll es aber nicht scheitern. „Es bleibt eine Charity Veranstaltung, die eben nur durch diese Subventionen und Förderungen, anderweitig durch Sponsoren oder Spenden ermöglicht werden kann. Deswegen bin ich auch so dankbar, dass KünstlerInnen sich dazu bereit erklären für Charity-Zwecke aufzutreten,“ sagt Michael Hammer.
Ein Fest für Alle
Es ist 12:00 Uhr. Die Teilnehmer der CSD-Parade treffen sich am Freiheitsplatz. Bunte T-Shirts, Plakate mit Aufschriften wie „don’t tolerate intolerance“ und spürbares Gemeinschaftsgefühl. Mit Lady Gagas Song „Born this way“ tanzt sich die Menge in Richtung Hauptplatz. Die TeilnehmerInnen werden durch starke Stimmen des queer Referats am Mikrofon motiviert. Vom Hauptplatz zum Kunsthaus marschiert und schließlich beim Volksgarten angekommen, wird das Parkfest von Joe Niedermayer eröffnet. Auf der Bühne begrüßt er Tina Wirnsberger von den Grünen, Robert Krotzer von der KPÖ, Niko Swatek von den NEOS und Anna Robosch von der SPÖ. Die Einladung der RosaLila Pantherinnen an die FPÖ wurde nie beantwortet. Stadtrat Günter Riegler von der ÖVP, der eigentlich die Eröffnungsrede hätte halten sollen, sagte kurzfristig ab.
Nach den Ansprachen lädt Tina Anders mit einer musikalischen Einlage zum Tanzen und Mitsingen ein. Der Volksgarten ist gut besucht. Die Leute sitzen auf dem Boden, tratschen, essen und trinken. „Ich bin lesbisch und bin super happy da zu sein, ich gehe auf ein katholisches Privatgymnasium und da ist das keine Selbstverständlichkeit“, erzählt eine junge Frau, während sie stolz ihre Regenbogenflagge in der Hand hält. Joe Niedermayer und Michael Hammer kennen dieses Gefühl: „Ich kann mich noch erinnern, als ich das erste Mal auf einer Regenbogenparade war, das war in Wien, da war ich ungeoutet und 14 oder 15 Jahre alt. Das ist so beeindruckend und gleichzeitig fühlt sich das so gut an. Ich finde das immer ganz bezaubernd, wenn ich jetzt selbst auf die Parade gehe und junge Kids sehe, denen es jetzt vielleicht genauso geht, wie mir damals. Das ist ein echt berührendes Gefühl.“
Vor der Bühne tanzt ein Pärchen engumschlungen. Bis 22:00 Uhr wird im Volksgarten noch gefeiert, ehe die Party anschließend in der Postgarage mit den DJanes Red Ginger aus Wien und Katy Bähm aus Berlin ihren Höhepunkt erreicht. Mit dem Eintrittsgeld der FAGtory wird der Verein RosaLila Pantherinnen und somit der CSD finanziell unterstützt. Für die Zukunft hat Michael Hammer einen Wunsch: „Ich freue mich auf viele weitere Feste, die nie enden sollen und auch, dass wir immer die Möglichkeit haben, solche Veranstaltungen zu organisieren. Ich wünsche mir für die Welt, dass wir den Blick wieder auf das Wichtige richten und erkennen, dass wir als Gemeinschaft stark sind.“
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