Sigi Feigl, Wolfgang Sucher und Arben Vёrzivolli wollen mit ihrem neuen Live-Music Café tube’s am Grieskai eine Heimatstätte für Kreativgeister schaffen. Ob Jazz, Pop oder Klassik – das Publikum entscheidet.
Zwischen Kapuzenpullis, Steireranzug und edlen Kleidern rückt Sigi Feigl noch ein paar Stühle zurecht und macht ankommende Gäste auf einen freien Sitzplatz aufmerksam. Viele der Gesichter kennt Feigl, alle sind gekommen um der renommierten Jazz-Pianistin, Sängerin und Musikprofessorin Dena DeRose zu lauschen. Feigls Einladung folgen an diesem Abend unter anderem auch James Rotondi und Julian Arguelles. Gemeinsam mit anderen Musikern unterstützen die beiden Musikprofessoren der Kunstuniversität Graz Dena DeRose auf der Bühne.
Die gut 100 BesucherInnen, die das kleine Lokal fast gänzlich ausfüllen, übertragen ihre Begeisterung spürbar auf die Musiker. Immer wieder bekunden enthusiastische Zuschauer während des Konzerts ihren Beifall mit Pfiffen und Zurufen. „We have initiated the vibe”, resümiert Rotondi, der an der Uni Trompete unterrichtet, die erste Veranstaltung.
Eine Herzensangelegenheit
„Wennst reich werden willst, dann darfst genau sowas nicht machen“, merkt Feigl am nächsten Tag an. Das Café wirkt größer, Spuren der letzten Nacht sind nicht mehr sichtbar und die am Vortag noch hell erleuchtete Bühne tritt im Tageslicht völlig in den Hintergrund. Es gibt Kaffee, kleine Gerichte und eine große Weinauswahl. Für Feigl ist das Lokal ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Der Wunsch, qualitativ hochwertige Musik anzubieten, steht über dem finanziellen Aspekt der Betreiber. Feigl ist in der Szene kein Unbekannter, bis 2003 leitete er die „Jazz Bigband Graz”, gründete später eine eigene Musikschule und erhielt 2011 das Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark.
„Im Moment ist das kein Plus hier“, stellt Wolfgang Sucher fest, der auch die Generalmusikdirektion (GMD) betreibt und nun froh ist, sein eigener Nachbar zu sein. Mit den vorherigen Besitzern hätte es immer wieder Probleme gegeben. Das Lokal, unmittelbar neben der GMD am Grieskai gelegen, ist nicht gerade optimal an den Straßenbahnverkehr angebunden. „Laufkundschaft haben wir viel, aber das sind leider Jogger die vorbeilaufen”, scherzt Sucher. Auch wenn im Café noch nicht jeden Tag Livemusik zu hören ist, sind Feigl und Sucher „sehr positiv eingestellt“, diesen Umstand bald zu ändern.
Berührungsängste mit anderen Genres außerhalb des Jazz gibt es nicht. Willkommen ist (beinahe) jeder. Solange die Kreativität im Vordergrund steht, können sich die Betreiber auch nicht-musikalische Acts wie Lesungen vorstellen. Das Publikum gibt im wahrsten Sinne des Wortes den Ton an. Höchstens bei Techno-Acts und zu mächtigen Verstärkern würden die Veranstalter einen Schlussstrich ziehen. Bis ein Stammpublikum aufgebaut ist, wird es aber noch eine Weile dauern, doch laut Sucher „entschädigt so ein Start praktisch für alles“.
Weitere Veranstaltungen
Außerdem geht am 27. Oktober die Grazer Jazznacht über die Bühne.
Von David Marousek und Martina Mohr